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Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer

Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer

Titel: Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Ketten, wenn er auch nur seine Gliedmaßen verlagerte, klang erschreckend laut in der Dunkelheit und Stille. Sein von Tausenden in der Wildnis aufgewachsenen Vorfahren ererbter Instinkt warnte ihn, seine Anwesenheit nicht zu verraten. Es war keine logische Überlegung, und er verhielt sich nicht deshalb ruhig, weil er lauernde Gefahren in der Dunkelheit vermutete, die ihn in seiner Hilflosigkeit aufspüren mochten. Xaltotun hatte ihm versichert, daß ihm einstweilen nichts geschehen würde, und Conan glaubte auch, daß es im eigenen Interesse des Zauberers lag, sein Leben zumindest jetzt noch zu verschonen. Aber der Instinkt des in der Wildnis Aufgewachsenen beherrschte ihn – der gleiche Instinkt, der ihn in seiner Kindheit veranlaßt hatte, sich zu verstecken und still zu verhalten, während Raubtiere sich in seiner Nähe herumtrieben.
    Selbst seine scharfen Augen vermochten nicht, die Dunkelheit zu durchdringen, doch nach einer Weile, einer Zeitspanne, die er nicht abschätzen konnte, nahm er einen schwachen Schein wahr, eine Art schrägen, grauen Strahl, der ihn die Gitterstäbe der Tür neben seinem Ellbogen erkennen ließ, und sogar das Skelett, das jetzt in der Nähe der anderen Tür lag. Er wunderte sich über den Strahl, bis er eine Erklärung fand.
    Er befand sich tief unter der Erdoberfläche, in den Kellern unterhalb des Palasts. Aus irgendeinem Grund führte von oben ein schmaler Schacht hierher. Der Mond war offenbar aufgegangen und stand nun so, daß sein Schein durch diesen Schacht fiel. So kann ich zumindest die Tage und Nächte zählen, dachte Conan. Vermutlich würden auch die Sonnenstrahlen ihren Weg durch den Schacht finden, obgleich er wahrscheinlich tagsüber geschlossen gehalten wurde. Vielleicht wollte man einen Gefangenen quälen, indem man ihm nur hin und wieder einen Sonnenstrahl oder ein bißchen Mondschein zukommen ließ.
    Sein Blick fiel auf die gebrochenen Knochen des Skeletts in der Ecke, die matt schimmerten. Er zerbrach sich nicht den Kopf darüber, wer der Beklagenswerte gewesen war oder aus welchem Grund man ihn hier hatte verschmachten lassen, aber er machte sich Gedanken über den Zustand der Gebeine. Von der Streckbank rührte er nicht her, daß hatte er gleich erkannt. Während er die Knochen näher betrachtete, fiel ihm eine unerfreuliche Einzelheit auf: die Schienbeine waren der Länge nach gespalten! Dafür gab es nur eine Erklärung: das Mark sollte freigelegt werden. Aber welche Kreaturen, außer dem Menschen, brechen Knochen, um an das Mark zu gelangen? Vielleicht waren diese Gebeine die Überreste der Mahlzeit eines Kannibalen? Eines Menschen, den der Hunger in den Wahnsinn getrieben und der daraufhin einen Mitgefangenen aufgefressen hatte? Conan fragte sich, ob vielleicht eines Tages auch sein Skelett in rostigen Ketten hängend hier aufgefunden werden würde. Er kämpfte gegen die unvernünftige Panik an, die der eines in der Falle gefangenen Wolfes gleichen mochte.
    Der Cimmerier fluchte, brüllte, heulte oder tobte nicht, wie ein Mensch der Zivilisation es an seiner Stelle vermutlich getan hätte. Trotzdem war er innerlich nicht weniger besorgt und aufgewühlt. Seine mächtigen Gliedmaßen zitterten unter dem Aufruhr seiner Gefühle. Irgendwo, weit im Westen, kämpften und brandschatzten die nemedischen Streitkräfte sich durch das Herz seines Reiches. Die zahlenmäßig schwachen Truppen Poitains konnten sie nicht aufhalten. Prospero mochte es vielleicht gelingen, Tarantia ein paar Wochen oder vielleicht sogar Monate zu verteidigen, aber schließlich, wenn keine Verstärkung kam, würde er sich ergeben müssen. Sicher würden die Barone ihn im Kampf gegen die Invasoren unterstützen. Aber er, Conan, lag hilflos hier in einem dunklen Verlies, während andere seine Lanzer anführten und für sein Reich kämpften. In heftigem Zorn knirschte der König mit den Zähnen.
    Doch sofort biß er sie zusammen, als er auf dem Korridor verstohlen klingende Schritte hörte. Er strengte die Augen an und sah eine gebückte Gestalt an der Gittertür. Das Scharren von Metall gegen Metall war zu vernehmen und dann ein Geräusch, als würde ein Schlüssel im Schloß gedreht. Danach verschwand die Gestalt aus seiner Sichtweite. Vermutlich ein Wächter, dachte er, der das Schloß überprüft hat. Nach einer Weile hörte er eine Wiederholung der gleichen Geräusche ein wenig weiter den Korridor entlang, und gleich darauf das leise Öffnen einer Tür, gefolgt von leisen, sich entfernenden

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