Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
geträufelt«, wisperte sie und machte einen Bogen um den Liegenden. »Er ist der letzte und äußerste Wächter der Verliese. Nie gelang es je einem Gefangenen zuvor, aus den Verliesen zu entkommen, und nie hegte jemand je den Wunsch, sie zu besuchen. Deshalb bewachen nur diese Schwarzen sie. Von allen Bediensteten wissen nur sie allein, daß es König Conan war, den Xaltotun als Gefangenen in seinem Streitwagen mitgebracht hat. Ich konnte nicht schlafen und schaute durch eines der oberen Fenster hinunter in den Hof, während die anderen Mädchen schlummerten. Ich wußte, daß im Westen eine Schlacht gefochten wurde oder gefochten worden war, und ich hatte Angst um Euch ...
Ich sah, wie die Schwarzen Euch die Treppe hochtrugen, und erkannte Euch im Fackelschein. Ich stahl mich in diesen Flügel des Palastes, gerade als sie Euch in die Keller schleppten. Ich wagte es nicht, vor Einbruch der Dunkelheit hierherzukommen. Ihr müßt den ganzen Tag betäubt in Xaltotuns Gemach geschlafen haben.
Laßt uns vorsichtig sein! Seltsames ist heute nacht im Gang. Die Sklaven sagten, Xaltotun schlafe und hinge den Lotusträumen nach, wie oft, aber Tarascus ist im Palast. Heimlich betrat er ihn durch den Hintereingang. Er hatte sich in seinen Umhang gehüllt, der staubig von der langen Reise war. Und nur Arideus, sein schweigsamer Junker, begleitete ihn. Ich verstehe es nicht, aber ich habe Angst.«
Sie gelangten zum Fuß einer schmalen Wendeltreppe, die sie hochstiegen. Vor einer Wandtäfelung blieb das Mädchen stehen und schob ein Paneel zur Seite. Als sie hindurchgestiegen waren, schob sie es wieder vor, und nun war es nicht mehr als ein Stück der reich verzierten Wand. Sie befanden sich in einem breiteren Gang mit dicken Teppichen auf dem Boden und kostbaren Wandbehängen, und von der Decke baumelten Lampen, die einen goldenen Schein verbreiteten.
Conan lauschte angespannt, doch es war nichts zu hören. Er wußte nicht, in welchem Teil des Palastes sie waren, noch in welcher Richtung sich Xaltotuns Gemach befand. Das Mädchen zitterte, als sie ihn an der Hand durch den Korridor führte. Vor einem Alkoven, der hinter Satinvorhängen verborgen war, blieb sie stehen. Sie bedeutete Conan, sich in diesem Alkoven zu verstecken. »Wartet hier«, bat sie. »Hinter der Tür am Ende des Korridors kann man Tag und Nacht auf Sklaven und Eunuchen stoßen. Ich werde nachsehen, ob der Weg frei ist, ehe wir weitergehen.«
Sofort erwachte Conans Mißtrauen.
»Führst du mich in eine Falle?«
Tränen stiegen in ihren dunklen Augen auf. Sie warf sich vor ihm auf die Knie und griff nach seiner prankengleichen Hand.
»O mein König! Bitte mißtraut mir jetzt nicht.« Ihre Stimme zitterte. »Wenn Ihr kein Vertrauen zu mir habt und zögert, sind wir verloren. Weshalb hätte ich Euch aus den Verliesen holen sollen, wenn ich Euch jetzt verraten wollte?«
»Na gut«, brummte er. »Ich vertraue dir, obgleich, bei Crom, es nicht so einfach ist, die Angewohnheiten eines ganzen Lebens zur Seite zu schieben. Doch würde ich dir jetzt nichts mehr tun, selbst wenn du alle Schwertkämpfer Nemediens auf mich hetztest. Wärst du nicht gewesen, hätte Tarascus' Affe mich hilflos in Ketten überfallen. Tu, was du für richtig hältst, Mädchen.«
Sie küßte seine Hand, dann sprang sie leichtfüßig auf, rannte durch den Korridor und verschwand durch eine schwere Flügeltür.
Conan blickte ihr nach und fragte sich, ob er ein Narr war, ihr zu trauen. Er zuckte die Schultern und zog die Satinvorhänge zusammen, um in seinem Versteck nicht durch Zufall gesehen zu werden. Es war nichts Ungewöhnliches, daß eine ihm ergebene junge Schönheit ihr Leben für ihn riskierte – das hatte er schon mehrmals erlebt. Die Gunst vieler Frauen war ihm in seinen Jahren des Herumstreifens, und auch seit er König war, zugeflogen.
Doch wartete er nicht untätig auf des Mädchens Rückkehr. Er durchsuchte den Alkoven nach einem weiteren Ausgang und fand hinter den Wandbehängen verborgen einen schmalen Gang, der zu einer kunstvoll geschnitzten Tür führte, die in dem schwachen Licht aus dem äußeren Korridor kaum zu sehen war. Während er den Gang entlangspähte, hörte er irgendwo hinter der geschnitzten Tür das Öffnen und Schließen einer anderen Tür, und danach das Murmeln von Stimmen. Eine der Stimmen erkannte er. Sein Gesicht verfinsterte sich. Ohne Zögern schlich er den schmalen Gang entlang und kauerte sich wie ein jagender Panther neben die Tür. Sie war
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