Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Absicht, ganz Aquilonien in die Knie zu zwingen, ihm auch den letzten Rest von Unabhängigkeit zu rauben und es dann selbst zu übernehmen, um es mit seinem gewaltigen Reichtum nach seiner eigenen Vorstellung neu aufzubauen. Und das, um mit seinem Menschenmaterial und seinen Bodenschätzen Tarascus die Krone Nemediens zu entreißen. Denn das endgültige Ziel Amalrics war der Thron eines Kaiserreichs. Valerius war sich dessen sicher, aber er wußte nicht, ob Tarascus es auch nur vermutete. Sehr wohl wußte er jedoch, daß der König von Nemedien mit seiner skrupellosen Herrschaft zufrieden war. Tarascus haßte Aquilonien mit einem Haß, der den alten Kriegen entsprang. Sein größter Wunsch war die Vernichtung des westlichen Königreichs.
Und Valerius beabsichtigte, das Land so absolut zu zerstören, daß nicht einmal Amalrics Reichtum es wieder aufbauen konnte. Er haßte den Baron so sehr, wie er Aquilonien haßte, und er hoffte, er würde den Tag noch erleben, wenn Aquilonien völlig in Ruinen lag und Tarascus mit Amalric in einem so hoffnungslosen Bürgerkrieg verstrickt war, daß er Nemedien ganz zerstören würde.
Er war der Meinung, daß die Unterdrückung der immer noch aufrührerischen Provinzen Gunderland und Poitain und der Bossonischen Marschen das Ende seiner Herrschaft bedeuten würde, denn dann hätte er Amalrics Zweck erfüllt und würde nicht mehr gebraucht. Also verschob er die Eroberung dieser Provinzen und beschränkte sich auf gelegentliche Einfälle. Amalrics Drängen begegnete er mit allerlei glaubwürdigen Ausreden.
Sein Leben war eine Reihe von Festen und Orgien. Er hatte die schönsten Mädchen des Königreichs in seinen Palast bringen lassen, einen großen Teil sogar mit Gewalt. Er beleidigte die Götter, lag betrunken, mit der Krone auf dem Haupt, auf dem Boden der Banketthalle und achtete nicht darauf, wieviel Wein er über seine Purpurroben verschüttete. In Anfällen von Blutlust verzierte er die Galgen auf dem Marktplatz mit baumelnden Leichen, hielt das Beil des Scharfrichters in ständiger Bewegung und den Richtblock blutig und schickte seine nemedischen Reiter mit alles zertrampelnden Hufen zum Brandschatzen durchs ganze Land. In den Wahnsinn getrieben, befand das Land sich in ständigem Aufruhr und verzweifelter Revolte, die auf grausamste Weise unterdrückt wurden. Valerius plünderte und zerstörte, bis selbst Amalric sich einmischte und ihn warnte, daß er das Königreich so zuschanden richten würde, daß es nie wieder gutgemacht werden könnte, ohne zu ahnen, daß gerade das des anderen Absicht war. Doch während man sich sowohl in Aquilonien als auch in Nemedien über den Wahnsinn des Königs erregte, unterhielt man sich in Nemedien über Xaltotun, den Vermummten. Man erzählte sich, daß er viel Zeit in den Bergen verbrachte, bei den Überlebenden einer alten Rasse: dunkle, wortkarge Menschen, die angeblich von einem uralten Reich abstammten. Trommeln dröhnten in den sonst so verschlafenen Bergen, Feuer glühten in der Dunkelheit, und der Wind trug fremdartigen Singsang mit sich, Gebete und Rituale, die seit Jahrhunderten vergessen waren, außer als bedeutungsloses Gemurmel am Feuer in Bergdörfern, deren Bewohner sich auf ungewöhnliche Weise von den Menschen im Tal unterschieden.
Den Grund für diese Besuche Xaltotuns in den Bergen wußte niemand, außer vielleicht Orastes, der den Pythonier häufig begleitete und dessen Gesicht immer hagerer und besorgter wurde.
Als der Frühling in voller Blüte war, ging ein Raunen durch das geschlagene Aquilonien, das die Herzen hoffnungsvoll schneller schlagen ließ. Wie ein frischer Wind war es aus dem Süden gekommen und hatte die Menschen geweckt, die sich der Apathie der Verzweiflung ergeben hatten. Doch von wem es ausgegangen war, konnte niemand mit Sicherheit sagen. Manche erzählten von einer sonderbaren, grimmigen alten Frau, die aus dem Gebirge heruntergekommen war, mit im Winde flatterndem Haar und einem großen, grauen Wolf an der Seite, der sie wie ein Hund begleitete. Andere erwähnten die Priester von Asura, die sich wie ungreifbare Schatten von Gunderland zu den Marschen von Poitain stahlen und zu den Walddörfern der Bossonier.
Aber wie auch immer, von irgendwoher war die Kunde ins Land gelangt, und ihr auf dem Fuß folgte die Revolte. Die äußeren Stützpunkte der Nemedier wurden überfallen, ihre Besatzung niedergemacht und ihre Unterkünfte in Schutt und Asche gelegt, und der Nachschub kam nicht mehr durch.
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