Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
ihn halb aus.
»Es ist eine ehrliche Antwort, Stephano«, sagte Ariane. Der junge Mann schnaubte verächtlich.
Conan erinnerte sich jetzt. Er hatte sich in der Nacht als Bildhauer ausgegeben, und seine Hände hatten sich allzu häufig mit Ariane befaßt. Es schien ihr da nichts ausgemacht zu haben, aber jetzt nahm sie ihm verärgert ihren Becher weg.
»Er ist großzügig, Stephano, und ich bin überzeugt, daß er es auch als reicher Mann noch wäre.« Sie wandte sich wieder Conan zu. »Aber seht Ihr nicht, daß Großzügigkeit nicht genügt? Im Höllentor nagen die Menschen am Hungertuch, während die Edlen in ihren Palästen sich den Bauch vollschlagen und die fetten Kaufleute von Tag zu Tag noch reicher werden. Garian ist kein gerechter König. Was getan werden muß, ist offensichtlich.«
»Ariane!« sagte Stephano scharf. »Du wagst dich allzu weit aufs Eis. Du solltest lernen, deine Zunge im Zaum zu halten.«
»Wer gibt dir das Recht, so zu mir zu sprechen?« Ihre Stimme wurde mit jedem Wort heftiger. »Was immer auch zwischen uns ist, ich bin nicht dein Eigentum!«
»Habe ich das behauptet?« erwiderte er nicht weniger hitzig. »Ich ersuche dich nur, auf meinen Rat zu hören. Sei etwas vorsichtiger, wenn du zu Fremden sprichst.«
Ariane warf den hübschen Kopf verächtlich zurück, und ihre Augen wirkten plötzlich kalt. »Bist du sicher, daß nicht Eifersucht aus dir spricht, Stephano? Der Wunsch, einen möglichen Rivalen auszuschließen?« fuhr sie erbarmungslos fort. »Dabei ist gerade er die Art von Mann, die wir suchen. Ein Kämpfer! Hörte ich Taras das nicht hundertmal sagen? Wir brauchen Krieger, wenn wir ...«
»Mitra, hab Erbarmen!« stöhnte Stephano. »Kennst du denn überhaupt keine Vorsicht, Ariane? Er ist ein Nordmann, ein Barbar, der vermutlich seinen Vater nicht kennt und seine Ehre für ein Silberstück verkaufen würde! Ich warne dich: Hüte deine Zunge!«
Mit der Linken zog Conan sein Breitschwert aus der Scheide, hoch genug, daß das Klingenende unter dem Griff gegen die Tischseite drückte. »Als ich noch ein Junge war«, sagte er mit tonloser Stimme, »sah ich meinen Vater mit dem Schwert in der Hand sterben. Und mit diesem Schwert tötete ich den Mann, der ihn mordete. Wollen wir noch weiter über dergleichen sprechen?«
Stephano stierte auf das Schwert und vergaß dabei flüchtig, seine finstere Miene beizubehalten. Er benetzte die Lippen und keuchte: »Siehst du, Ariane? Siehst du, welche Art von Mann er ist?« Die Hockerbeine kratzten über den Boden, als er aufstand. »Komm mit mir, Ariane. Laß diesen Mann allein.«
Sie streckte Conan ihren Becher entgegen. »Dürfte ich noch etwas Wein haben?« Sie beachtete Stephano nicht mehr. Conan schenkte ihren Becher voll, und sie trank.
Stephano blickte sie mit großen Augen an, dann machte er einen Schritt rückwärts. »Hüte deine Zunge!« zischte er und rannte weg. In seiner Hast prallte er fast gegen einen Tisch.
»Werdet Ihr Eure Zunge hüten?« fragte Conan ruhig.
Sie starrte in ihren Wein, ehe sie antwortete. »Nach den Geschichten, die Ihr erzählt habt, zieht es Euer Schwert dorthin, wo Gold ist. Wählt Ihr Euren Auftraggeber nur danach aus, ob er am meisten bezahlen kann?«
»Nein«, erwiderte er. »Ich bin vom Gold schon weggeritten, wenn mein Schwert der Ungerechtigkeit hätte dienen sollen.« Seufzend fügte er wahrheitsgemäß hinzu: »Aber ich habe viel für Gold übrig.«
Sie hüllte sich fester in ihren Umhang und stand auf. »Vielleicht ... vielleicht sprechen wir später darüber. Sie warten darauf, daß ich ihnen wieder Modell stehe.«
»Ariane«, begann er, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Stephano bildet sich ein, er hätte ein Anrecht auf mich. Doch das ist nicht der Fall.« Sie verließ den Tisch fast so schnell wie der finstere junge Mann vor ihr.
Mit einer unterdrückten Verwünschung leerte Conan seinen Becher und blickte ihr nach. Sie ließ den Umhang fallen und stieg wieder auf den Tisch. Nach einer kurzen Weile trafen sich ihre Blicke, und sie wandte die Augen schnell ab. Das wiederholte sich ein zweitesmal. Ihr Busen hob und senkte sich vor innerer Erregung, während ihr Atem schneller kam. Rote Flecken zeichneten sich auf ihren Wangen ab, und ihr Gesicht wurde allmählich immer röter. Schließlich stieß sie einen leisen Schrei aus und sprang vom Tisch hinunter. Hastig hob sie den Umhang auf, wickelte ihn um sich und rannte zur Treppe, ohne Conan noch einmal anzusehen.
Der
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