Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
wenn wir ihn wirklich fänden.«
Conan nickte verärgert. »Ich weiß. Wir können eben nicht mehr tun als möglich. Komm, begleite mich in meine Kammer, ich habe dort guten Wein.«
Die Paläste in Turan und Vendhya waren zwar weit prächtiger, doch war der hier nicht unansehnlich. Viele Höfe und Gärten gehörten zu ihm, manche klein, mit vielleicht einem Springbrunnen aus Marmor in Form eines Fabeltiers, andere groß mit Türmen aus Alabaster mit vergoldetem Maßwerk und goldenen Kuppeln. Gewaltige Obelisken hoben sich dem Himmel entgegen. Glyphen an ihren Seiten erzählten die Geschichte der nemedischen Könige seit tausend Jahren und länger.
Während sie durch einen kühlen Bogengang an einem Garten entlangschritten, in denen Pfauen radschlugen und goldgefiederte Fasanen stolzierten, blieb Conan plötzlich stehen. Vor ihnen war eine Frau, in graue Schleier gehüllt, aus einer Tür getreten. Sie hatte sie offenbar nicht gesehen und ging nun in die entgegengesetzte Richtung. Conan war sicher, daß sie es war, die er zweimal in ihrer Sänfte gesehen hatte. Nun, sagte er sich, war eine gute Gelegenheit, zu ergründen, weshalb sie ihn so haßerfüllt angestarrt hatte. Doch als er hinter ihr hereilen wollte, zog Hordo ihn am Arm zurück und hinter eine Säule.
»Ich will mit dieser Frau reden«, sagte Conan. Er sprach sehr leise, denn diese Arkaden trugen die Stimmen weit. »Sie mag mich nicht, dessen bin ich sicher. Und ich habe sie schon früher, ohne diese Schleier, gesehen. Die Frage ist nur, wo?«
»Auch ich habe sie schon gesehen«, entgegnete Hordo heiser flüsternd, »wenn auch nicht ohne die Schleier. Sie wird Lady Tiana genannt, und man erzählt sich, daß ihr Gesicht von einer Krankheit verwüstet ist. Sie zeigt es nicht.«
»Ich verlange ja auch nicht, daß sie es mir zeigt«, brummte der Cimmerier ungeduldig.
»Hör mir zu!« Die Stimme des Einäugigen klang fast flehend. »Einmal folgte ich Eranius, als er uns verließ, um sich seine Anweisungen zu holen. Ich wußte, daß er sich immer in die Trauerstraße begab, jedesmal in eine andere Schenke. Diesmal verließ er die Stadt ganz, und in einem Hain jenseits der Mauer traf er sich mit dieser Lady Tiana.«
»Dann gehört sie zu dieser Schmugglerverbindung«, sagte Conan. »Das zu wissen, mag sich als recht nützlich erweisen, wenn sie mir nicht antworten will.«
»Du verstehst nicht, Cimmerier. Ich war zwar nicht nahe genug, um zu hören, was sie sagten, aber ich sah, wie Eranius sich geradezu vor ihr in den Staub warf. Das hätte er sicher nicht getan, wenn sie nicht eine sehr, sehr hohe Stellung in der Verbindung einnähme. Wenn du dich mit ihr anlegst, kann es leicht dazu kommen, daß hundert Schmuggler und mehr in dieser Stadt hinter deinem Kopf herjagen.«
»Vielleicht tun sie das bereits.« Irgend jemand tat es ganz sicher. Warum sollte nicht eine Frau dahinterstecken, eine Frau, die ihn offenbar, aus ihm noch unbekanntem Grund, haßte. Er schüttelte Hordos Hand von seinem Arm ab. »Sie wird weg sein, wenn ich mich nicht beeile.«
Aber Conan blieb doch stehen, denn als Lady Tiana das Ende des Bogengangs erreichte, kam ihr die blonde Frau entgegen, die er an seinem ersten Tag hier in Garians Begleitung gesehen hatte. Inzwischen wußte er, daß sie Sularia hieß und tatsächlich Garians Konkubine war. Die Verschleierte wollte an ihr vorbei, doch Sularia in goldenen Brustschalen und goldenem Seidenrock, der weder vorn noch hinten länger als eine Männerhand war, stellte sich ihr in den Weg.
»Seid geehrt, Lady Tiana.« Ein boshaftes Lächeln spielte um Sularias sinnliche Lippen. »Weshalb vermummt Ihr Euch so an diesem sonnigen Tag? Ich weiß, wie bezaubernd Ihr aussehen würdet, könnten wir Euch bloß überreden, Euch weniger zu verhüllen.«
Der Arm der Verschleierten schoß vor, und ihr Handrücken fuhr so heftig über Sularias Gesicht, daß die Blonde zu Boden stürzte. Conan staunte über den Schlag. Dazu hatte mehr Kraft gehört, als eine Frau üblicherweise besaß.
Sularia stolperte auf die Füße. Wut verzerrte ihre Züge zu einer Maske. »Wie könnt Ihr es wagen, mich zu schlagen!« fauchte sie. »Ich ...«
»In den Zwinger mit dir, Hündin!« Eine dritte Frau war plötzlich neben den beiden anderen erschienen. Sie war groß und geschmeidig und so schön wie Sularia, hatte jedoch rabenschwarzes Seidenhaar und scharfe dunkle Augen in einem hochmütigen Gesicht. Ihr blaues, mit winzigen Perlen besticktes Seidengewand ließ die
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