Conan-Saga 22 - Conan der Verteidiger
»Ich habe gehört, wieviel Gutes Ihr im Höllentor tut.« Stephanos Gesicht blieb finster, aber der Raubvogelgesichtige wußte ihn zu nehmen. Seine Stimme wurde zu einem fast beschwörenden Wispern. »Denkt doch, wie sehr Ihr den Armen und Ärmsten mit zehntausend Goldstücken helfen könntet. Denkt an Eure Freunde, die Euch folgen werden, wenn Ihr das Gold verteilt. Ich würde wetten, daß nicht ein einziger auch nur ein Hundertstel von dieser Summe je hat beisteuern können.« Stephano nickte bedächtig und starrte an die Wand, als sähe er dort ein zukünftiges Bild. »Wie sehr sie Euch ehren und bewundern würden. Wie groß Ihr in ihren Augen sein würdet.« Albanus wartete ab.
Stephano schien zu wachsen. Plötzlich straffte er die Schultern und lachte ein wenig verlegen. »O gewiß, viel Gutes könnte mit soviel Geld getan werden. Ich dachte gerade an all jene, denen ich helfen könnte.«
»Natürlich.« Albanus lächelte, dann wurde seine Stimme wieder härter. »Es muß eine Überraschung für Garian werden, deshalb darf niemand wissen, daß Ihr Euch hier befindet. Essen und Trinken wird Euch hierher gebracht, auch Frauen, wenn Euch danach verlangt. Täglich dürft Ihr im Garten lustwandeln, wenn Ihr dabei Vorsicht walten laßt. Und nun macht Euch an die Arbeit. Die Zeit drängt.«
Als Albanus den Raum verlassen hatte, blieb er zitternd zwischen den beiden Wachen stehen, die mit blanken Schwertern links und rechts der Tür postiert waren. Übelkeit stieg in ihm auf. Daß er einen wie diesen Stephano fast als Ebenbürtigen behandeln mußte! Aber er hatte keine andere Wahl. Künstler wie er konnten nicht durch Drohungen oder gar Folter zur Arbeit gezwungen werden – das hatte er bereits einmal zu seinem Schaden erkennen müssen! –, denn dann würden sie nichts Brauchbares schaffen.
Ein unterwürfiges Zupfen an seinem Ärmel brachte ihn zu sich, und er fletschte die Zähne.
Der Sklave, der ihn auf sich aufmerksam gemacht hatte, wich mit gesenktem Kopf zurück. »Verzeiht, Gebieter, aber Hauptmann Vegentius ersucht, mit Euch sprechen zu dürfen. Seinem Aussehen nach scheint es etwas sehr Dringendes zu sein.«
Albanus schob den Sklaven zur Seite und schritt den Korridor hoch. Er hatte jede Einzelheit geplant. Wenn der Offizier irgendeinen Teil seines Planes umgeworfen hatte, würde er ihn eigenhändig entmannen.
Vegentius schritt im Portikus hin und her. Auf seiner Stirn perlte Schweiß. Kaum daß er Albanus näher kommen sah, begann er fast überstürzt zu reden.
»Conan. Der Barbar, der gegen Melius kämpfte und danach sein Schwert nahm. Er, den Leucas als Sephanas Mitverschwörer nannte. Jetzt hat einer dieses Namens Garians Wohlgefallen gefunden, und der König hat ihn in seine Dienste genommen. Und ich erkannte ihn. Er ist der, der in unsere Zusammenkunft mit Taras platzte. Viermal hat er unsere Pläne durcheinandergebracht, Albanus, und das gefällt mir nicht. Es gefällt mir gar nicht. Es ist ein böses Omen!«
»Mischen die Götter sich in meine Angelegenheit?« wisperte Albanus, ohne sich bewußt zu sein, daß er hörbar sprach. »Wollen sie sich gegen mich stellen?« Mit normaler Stimme sagte er: »Sprecht nicht von bösen Omen. Erst heute morgen versicherte ein Wahrsager mir, daß ich bei meinem Tod die Drachenkrone tragen würde. Ich ließ ihn natürlich töten, um seine Zunge zu stillen. Bei einer solchen Weissagung des Erfolgs, was kann da ein Barbar schon für ein Omen sein?«
Der Offizier mit dem kantigen Gesicht zog seine Klinge eine Handbreit aus der Scheide. »Ich könnte ihn ohne Mühe töten. Er ist allein im Palast, mit niemandem, der ihm den Rücken deckt.«
»Narr!« knirschte Albanus. »Ein Mord innerhalb seines Palasts, und Garian wird an seine eigene Sicherheit denken und Vorkehrungen treffen. Das wäre das letzte, was wir brauchen!«
Vegentius schnaubte verächtlich. »Seine Sicherheit liegt in meiner Hand. Einer von dreien der Goldenen Leoparden hört auf mich, nicht auf den König.«
»Und zwei von dreien tun es nicht. Mein Plan sieht auch keine Gewalttätigkeiten im Palast vor. Ich muß gesehen werden, wie ich Nemedien vor dem bewaffneten Lumpenpack rette, das auf den Straßen rebelliert.«
»Dann soll er am Leben bleiben?« fragte Vegentius ungläubig.
»Nein. Er wird sterben.« Konnte dieser Conan eine Waffe der Götter sein, die sie gegen ihn richteten? Nein! Es war ihm bestimmt, die Drachenkrone zu tragen! Er war zum König geboren! Und mit der Macht der blauen
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