Conan-Saga 27 - Conan der Prächtige
den Augen, während ihre Conan besorgt ins Gesicht
blickten und sich dann hastig abwandten. »Du nimmst dir zuviel heraus,
Arvaneus!« sagte sie mit nicht ganz fester Stimme. »Steckt eure Klingen wieder
ein.« Ihr Blick huschte zu Conan. »Beide!«
Aus Arvaneus’ Miene sprachen
gleichermaßen Wut, Verlegenheit, Verlangen und Hilflosigkeit. Wortlos stieß er
die dunkle Klinge zurück in die Scheide, als wären es des Cimmeriers Rippen.
Conan wartete, bis des anderen
Tulwar in der Hülle steckte, ehe er sein Schwert in die Scheide schob. »Ich
möchte immer noch wissen, weshalb ihr euch vor eurer eigenen Armee versteckt.«
Jondra blickte ihn an, zögerte,
da sagte Arvaneus schnell: »Meine Lady, dieser Mann sollte nicht bei uns sein.
Er ist kein Jäger, kein Bogenschütze oder Speerträger. Er dient Euch nicht –
wie ich es tue.«
Grinsend warf Conan die schwarze
Mähne zurück. »Es stimmt, ich bin mein eigener Herr, aber als Jäger bin ich so
gut wie du, Zamorier. Und was den Speer betrifft, möchtest du dich mit mir
messen? Um Geld?« Er wußte, daß er den Mann in irgend etwas schlagen mußte,
wollte er seine Ruhe vor ihm haben, solange er bei dem Jagdzug blieb. Und er
hatte sich gehütet, den Bogen zu erwähnen, mit dem er keine Erfahrung hatte.
»Einverstanden!« rief der
Oberjäger. »Bringt die Speere! Beeilt euch! Ich werde diesem barbarischen
Tölpel zeigen, wie man damit umgeht.«
Jondra öffnete den Mund, schloß
ihn jedoch wieder, als rege Tätigkeit im Lager einsetzte. Ein freier Platz für
das Speerwerfen wurde geschaffen; ein paar Männer rannten zu den Karren, um die
schwere Übungsscheibe zu holen, und sie schleppten das dicke Bündel gewebten
Strohs herbei, das erstaunlicherweise auf den Jagdausflug mitgenommen worden
war. Das war ein besseres Ziel als Baumstämme oder ein Hang, denn in ihr
brachen Pfeile oder Speerspitzen nicht.
Ein kahlgeschorener Mann mit
langer Nase sprang auf ein Faß. »Ich nehme Wetten an!« rief er. »Ich zahle eins
zu zwanzig für Arvaneus – zwanzig zu eins gegen den Barbaren. Bitte nicht
drängeln!« Ein paar gingen zu ihm, aber die meisten hielten den Ausgang des
Wettwerfens von vornherein für entschieden.
Conan bemerkte, daß Tamira unter
jenen beim Faß war. Als sie sich davon entfernte, kam sie an ihm vorbei. »Tu
dein Bestes«, sagte sie, »und ich werde ein Silberstück gewinnen …« Sie
wartete, bis seine Brust vor Stolz anschwoll, dann endete sie mit spöttischem
Lachen: »… weil ich auf den anderen gesetzt habe.«
»Es wird mir eine Freude sein,
dir behilflich zu sein, deine Kupferstücke zu verlieren«, sagte er trocken.
»Hör auf zu kokettieren, Lyana!«
rief Jondra scharf. »Ich habe Arbeit für dich.«
Tamira schnitt eine Grimasse,
aber doch so, daß ihre Herrin sie nicht sehen konnte – was Conan unwillkürlich
zum Grinsen reizte –, und rannte, um zu gehorchen.
»Willst du werfen, Barbar?« rief
Arvaneus höhnisch. Der hochgewachsene Oberjäger hielt einen Speer und hatte den
Oberkörper entblößt, so daß seine kräftigen Muskeln zu sehen waren. »Oder willst
du lieber bei der Magd bleiben?«
»Sie ist jedenfalls erfreulicher
anzusehen als du«, antwortete Conan.
Arvaneus’ Gesicht verdunkelte
sich bei dem Gelächter der Umstehenden. Mit der Speerspitze kratzte der
Zamorier eine Linie in den harten Boden. »Dein Fuß darf nicht über diesen
Strich treten, oder du verlierst, so gut du auch werfen magst. Obwohl ich
bezweifle, daß ich mir über letzteres Gedanken machen muß.«
Conan schlüpfte aus seinem Wams,
griff nach einem Speer, den ihm ein anderer Jäger reichte, und trat an die
Linie. Er blickte auf die riesige Zielscheibe, die in dreißig Schritt
Entfernung aufgestellt war. »Das ist aber nicht sehr weit«, bemerkte er.
»Du schaust ja auch nicht auf
das Ziel, Barbar.« Der Geiergesichtige deutete in die entsprechende Richtung.
Ein hagerer Mann machte sich daran, ein kreisrundes, handgroßes Stück schwarzen
Stoff in der Mitte der Zielscheibe zu befestigen.
Conan riß gespielt die Augen
erschrocken auf. »Ahhh«, hauchte er, und das spöttische Lächeln des Oberjägers
vertiefte sich.
»Um fair zu sein«, erklärte
Arvaneus laut, damit alle es hören konnten, »gebe ich dir hundert zu eins.« Ein
Murmeln ging durch die Zuschauer, offenbar waren alle im Lager herbeigekommen.
»Du hast doch von Geld gesprochen, nicht wahr? Außer du gibst gleich zu, daß
ich der bessere von uns beiden bin.«
»Hundert zu eins scheint
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