Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
Gelek von Sechsbäume hatte bereits Wachtposten aufgestellt und alles Nötige getan. Mit reinem Gewissen, aber düsteren Gedanken wickelte Bora sich in seine Decke und versuchte zu schlafen.
Doch der Schlaf wollte nicht kommen, bis er schließlich einen feierlichen Schwur tat: Wenn durch Hauptmann Shamils Torheit die Männer unter seiner Führung getötet würden, die Götter aber Shamil verschonten, würde er, Bora, für Gerechtigkeit sorgen.
Es sei denn, der Cimmerier erwischte Shamil vor ihm.
S IEBZEHN
Conan hatte wenig und leicht geschlafen. Jetzt inspizierte er unter dem Sternenhimmel die Wachtposten. Er war angenehm überrascht, daß alle hellwach waren. Vielleicht war Khezals straffe Führung doch maßgebender als Shamils Nachlässigkeit. Oder raunten die Seelen der toten Kameraden, die auf Außenposten spurlos verschwunden waren, ihnen Warnungen ins Ohr?
Gegen Ende der Runde traf Conan Khezal, der ebenfalls auf Kontrollgang war. Der junge Offizier lachte, allerdings etwas gezwungen. Beide Männer dachten an Illyanas Warnung. Doch auch ohne diese hatte der Cimmerier ständig das Gefühl, von unsichtbaren Augen aus einem der tiefen Täler beobachtet zu werden.
»Laß uns zusammenbleiben, Conan«, schlug Khezal vor. »Wenn du mit mir gehst, wird niemand deine Autorität anzweifeln, abgesehen von Shamil.«
Conan grinste. Dann gingen die Männer weiter.
»He, Hauptmann!« flüsterte jemand abseits vom Lagerfeuer. »Wir haben gesehen, daß sich auf dem Bergkamm dort drüben etwas bewegt hat.« Der Soldat zeigte mit dem Schwert in die Nacht hinaus.
Conan ging ein paar Schritte, bis der Feuerschein ihn nicht mehr blendete, und spähte in die Dunkelheit hinaus. Kein Mond stand am Himmel, jedoch unzählige Sterne. Auf dem Kamm des Berges im Süden verdunkelte in der Tat etwas die Sterne. Es waren mehrere dunkle Punkte – und sie bewegten sich.
Der Cimmerier zückte das Schwert. Khezal wollte ihn aufhalten. »Conan, wir brauchen dich ...«
»Ihr braucht mich in der Tat! Um nachzusehen, was dort auf dem Berg vor sich geht. Noch ist kein Dämon herbeigezaubert worden, den ein Cimmerier nicht besiegen kann. Oder wenn nötig – dem er nicht weglaufen kann.«
Ohne weitere Einwände abzuwarten, marschierte er in die Dunkelheit hinein.
Eremius saß mit gekreuzten Beinen auf einem Felsbrocken am Berghang. Auf der gegenüberliegenden Seite waren die Verwandelten. Mit Hilfe des Zaubers der Enthüllung konnte er sie sehen. Sie hockten da und waren bereit, sich jederzeit auf die Soldaten zu stürzen wie Falken auf Wachteln. Er sah auch den Mann, der den Berg zu den Verwandelten hinaufstieg, als könne er gar nicht abwarten, bis ihn das Schicksal ereilte.
Eremius würde nichts unternehmen, um dem Mann diesen letzten Wunsch nicht zu erfüllen.
Dann blickte er zum Taleingang. Wo steckten die menschlichen Soldaten, die er dorthin geschickt hatte? Nichts zu sehen! Hatten die Männer sich verirrt? Waren sie zu weit vorgerückt? Oder hatten sie sich nur versteckt, um abzuwarten, bis die Verwandelten angriffen? Falls die Soldaten auf die Dorfbewohner stießen, würde das Eremius' Ziel wenig schaden. Wieviel Schaden die Dorfbewohner erlitten, war eine andere Sache.
Allerdings wäre es besser, wenn die Männer erst hinter den feindlichen Soldaten auftauchten, wie es seinem Plan entsprach. Wenn die Verwandelten auf einer Flanke angriffen und die menschlichen Hilfskräfte Eremius' ihnen den Rückzug abschnitten, waren die Feinde in der Klemme.
Sobald Eremius auf der anderen Seite seinen Zauber ausspielte, waren sie richtig in der Falle. Dann blieb ihnen nur der Weg in die wasserlose Gesteinswüste der Berge. Aber auch dorthin würden die Verwandelten sie gnadenlos verfolgen.
Eremius dachte an die nächsten Stunden mit großem Vergnügen; allerdings hätte ihm die Aussicht, Illyana hilflos in seiner Gewalt zu haben, noch mehr Freude bereitet. Wenn sein Plan Erfolg hatte, was er eigentlich nicht bezweifelte, würde er nach dem Sieg keinen erfahrenen Soldaten mehr brauchen, um die Truppen zu führen. Dann genügten einige mittelmäßige Feldwebel, um ihm die langweilige Ausbildung abzunehmen. Als oberster Kriegsherr konnte er selbst die Männer in die Schlacht führen.
Eremius kletterte vom Felsen herab und ging einige Schritte abseits. Dann holte er vorsichtig den Juwel aus dem Beutel. Am besten, er begann mit den nötigen Zaubersprüchen schon jetzt. Dabei entstand zwar ein schwacher Lichtschein; aber die
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