Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
stieß sie hervor: »Nein, Conan, geh weg! Mach dir keine Sorgen wegen mir! Bitte, geh!«
Er kniete nieder und legte den Arm um sie. »Was ist denn los? Mir kannst du es doch sagen ... Crom!«
Er fühlte die heißen geschwollenen Striemen auf Ludyas Rücken. Sie wimmerte vor Schmerzen. Conan untersuchte behutsam das Ausmaß ihrer Verletzungen. Er leckte sich die Fingerspitzen. Blut! »Diese Wunden müssen verbunden werden, Ludya. Komm, Mädchen, sag's mir!« Er streichelte ihre tränenüberströmte Wange. »Wer hat dir das angetan? Sag's mir!«
Sie schluchzte nur und antwortete nicht. Gerade wollte er weitersprechen, als er draußen Rüstungen klirren hörte. Schwere Stiefel näherten sich dem Alkoven. Mit einem Ruck blieben sie stehen. Dann hörte er, wie eine Pike auf den Steinboden gestellt wurde. Eine militärische Stimme fragte kurz und tonlos: »Das Mädchen Ludya – ist sie hier?«
»Das ist ihr Schlafabteil«, antwortete ein junger Mann.
Conan zog den Vorhang beiseite. Zwei Eiserne Wächter standen da. Der eine hielt eine Pike, der andere eine flackernde Kerze. Durch mehrere Vorhänge der anderen Schlafabteile lugten neugierige Gesichter. Aber niemand sagte ein Wort.
»Diese Ludya soll sofort mitkommen!« befahl der Soldat mit der Pike.
»Sie kann nicht mitkommen, weil sie krank ist.« Der Cimmerier trat vor und schloß hinter sich den Vorhang, um das Mädchen neugierigen Blicken zu entziehen.
»Sie muß mitkommen. Befehl des Barons. Tritt beiseite!« Jedoch der Cimmerier blieb ruhig stehen. Da trat der Soldat einen Schritt zurück und senkte die Pike, so daß die scharfe Klinge mit den dornenförmigen Spitzen direkt auf Conan zeigte. Der zweite Gardist stellte die Kerze auf den großen Tisch und legt die Hand ans Schwert.
In diesem Augenblick schob Ludya sich neben Conan durch den Vorhang. Er wollte sie zurückhalten; aber sie ging zögernd auf die Soldaten zu. Dabei sagte sie kein Wort. Ihr Gesicht war wachsbleich. Sie trug ein dünnes Hemd und Sandalen. Als Schutz gegen die Kälte hatte sie eine Pelzdecke übergeworfen. Trotzdem sah man einen Schenkel und einige der roten Striemen auf ihrem Rücken. Bei diesem Anblick stieg in Conan siedendheiße Wut auf. In seinem Schädel summte es, als hätte sich ein Hornissenschwarm dort niedergelassen. Jede Spur von Trunkenheit fiel von ihm ab.
Die beiden Elitesoldaten gaben Ludya ein Zeichen und setzten sich in Bewegung. Einer ging vor ihr, der andere hinter ihr. Als der mit der Pike hörte, daß Conan ihnen folgte, dreht er sich um und senkte die Waffe. Furchtlos blickte ihm der Barbar in die Augen. Nachdem sich die beiden eine Minute lang stumm angestarrt hatten, eilte der Soldat dem Kameraden hinterher.
Der Cimmerier blieb den dreien dicht auf den Fersen. Sie gingen durch die dunklen Korridore, dann die Hintertreppe hinauf, welche die Dienerschaft benutzte, um zu den Gemächern der hohen Herrschaften zu gelangen. Diese Treppe kannte er noch nicht. Schließlich gelangten sie zu einer offenstehenden Tür, welche ihm vertraut war. Sie führte ins Schlafzimmer Favians. Die Wachen marschierten mit Ludya hinein.
Der Mann mit der Pike blieb auf der Schwelle stehen und verwehrte dem Cimmerier den Zugang, indem er die Waffe quer hielt. Conan hatte aber auch von dort aus einen guten Einblick ins Zimmer. Auf der Bettkante saß der junge Lord. Er war nur spärlich mit einem zerknitterten Nachthemd bekleidet, über das er den Reitkilt gegürtet hatte. Er ließ den Kopf zwischen die aufgestützten Ellbogen hängen. Der Baron stand in der Mitte des Raums. Auch er hatte sich offenbar sehr in Eile angezogen, wirkte aber wie immer untadelig. Nur sein Haar sträubte sich unordentlich über der von Narben verunstalteten Gesichtshälfte. Das starre Gesicht und die kerzengerade Haltung verrieten, daß er überaus aufgebracht war. Er trommelte mit den Handknöcheln auf den Lederkilt über dem Schenkel. An seiner Seite stand der Herr der Spione, Svoretta, ganz dunkel gekleidet.
Der Soldat versetzte Ludya einen leichten Stoß. Sie sank vor dem Baron auf die Knie. Conan war nicht sicher, ob aus Ehrfurcht oder aus Schwäche. Baldomer griff nach ihrem Haar und bog den Kopf nach hinten, um in ihr tränenüberströmtes Gesicht zu schauen. Wortlos blickte er ihr in die Augen, dann ließ er ihren Kopf wieder los. »Also das ist das Mädchen! Aber sie ist ja nur eine Dienerin, welche manchmal an der Tafel bedient. Was um alles auf der Welt hat sie hier gewollt?«
Favian hob den
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