Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
waren falsch. Diese Lackaffen am Hof sind deiner nicht würdig. Du bist besser dran, wenn du weit weg von diesem elenden Schloß lebst. Du wirst viel glücklicher sein, glaub mir, Mädchen, viel glücklicher und ...«
»Hör auf!« Sie funkelte ihn mit tränengeröteten Augen wütend an. Die blutleeren Lippen verzogen sich höhnisch. »Du hast aber recht. Ich brauche keine Lords mehr, auch keine emporgekommenen Lakaien.« Offenbar schloß sie in ihre Verachtung auch den Cimmerier ein. »Aber ich bin hier noch nicht fertig. Noch lange nicht! Es gibt andere Wege, um in Nemedien an die Macht zu kommen.«
War sie aus Wut hysterisch geworden? Oder hatte sie gar den Verstand verloren? Der Cimmerier wußte es nicht. Aber in ihren Augen lagen eine Kälte und Bestimmtheit, die ihn zutiefst erschreckten. »In diesem unglücklichen Land brodelt überall Rebellion. Ich gehe jetzt; aber ich werde zurückkehren – und zwar mit Feuer und Schwert.« Ludya nahm das Schultertuch und wischte sich die Lippen ab. »Und dann werde ich mich für diese ekelhafte Beschmutzung rächen.«
Conan blickte die Frau, mit welcher er so oft das Lager in Liebe geteilt hatte, nur an und sagte nicht, wie sehr ihn ihre Worte erschreckten. »Ruh dich erst einmal bei deiner Familie aus und ...« Arga hatte das Gespräch mit dem alten Diener beendet und rief den Wachen zu, das Tor zu öffnen.
Conan drückte kurz die Hand des Mädchens und sprang schnell vom Wagen. Im nächsten Augenblick war er im Schatten des Vordachs der Schmiede untergetaucht. Als der Wagen jedoch losfuhr, rief Conan leise hinterher: »Möge Crom deine Wunden heilen, meine arme verrückte Ludya.«
Lange litt der Cimmerier nicht unter dem schmerzlichen Abschied von Ludya. Er hatte gar keine Zeit, düsteren Gedanken nachzuhängen, denn er wurde wie alle anderen Bewohner des Schlosses in die hektischen Vorbereitungen für ein großes Fest hineingerissen. Es war nicht nur eine der üblichen großen Gesellschaften, welche der Baron zu geben pflegte. Diesmal war es ein Abschiedsfest, denn am folgenden Tag wollte der Baron zu der Inspektionsreise durch die Provinz aufbrechen, welche zu Dinander gehörte.
Auch Conan mußte daher viele Stunden damit verbringen, Stühle und Schragen für Tische die Treppen hinauf- und hinunterzutragen, aus den schweren, mit Goldfäden durchwirkten Gobelin den Staub zu schütteln und andere Arbeiten zu verrichten, welche seiner Größe und Würde keineswegs entsprachen, wie zum Beispiel die Nachttöpfe zu polieren und Gemüse zu putzen. Am Mittag des großen Tages waren die Feuer in der Küche so heiß, daß das Erdgeschoß des Schlosses einer Hölle glich. In den riesigen Kupferkesseln und Pfannen brodelte und brutzelte es. Am Nachmittag duftete es so herrlich nach Wild am Spieß und Würzkuchen, daß auch anderen als dem unzivilisierten Wilden Conan das Wasser im Mund zusammenlief.
Gerade stibitzte er wieder ein Stück Kuchen von einem Tablett in der Küche, auf die Gefahr hin, von Velda mit dem langen Messingschöpflöffel auf die Finger geschlagen zu werden, als plötzlich Minister Svoretta hinter ihm stand. Der Herr der Spione befahl ihm, die neue Rüstung anzulegen und sich zur Verfügung zu halten. Allerdings sollte er sich während der Festlichkeiten nirgends blicken lassen, sondern im Schlafabteil auf Befehle warten.
Als der Tag zur Neige ging und die Sonne im Westen versank, schlich sich Conan auf einer Wendeltreppe in den Ecktürmen des Schlosses nach oben. Er hielt das Warten in dem engen, stickigen Schlafabteil nicht mehr aus. Dort hatte er nichts zu tun, so daß er nur wehmütig an Ludya dachte und sich fragte, ob er nicht schon viel zu lange in diesem Land herumhing, das von Verrückten beherrscht wurde.
Das Fest war anscheinend ein voller Erfolg. Die Küche war geplündert. Diener liefen umher. Auf den Gängen roch es nach verschüttetem Wein.
Überall standen Gäste und unterhielten sich lautstark. Conan vermied die größeren Räume und betrat ein kleines Seitenzimmer im Obergeschoß, von wo aus er das Fest überschauen konnte und nicht auffiel. Er war sicher, daß alle ihn mit der neuen Rüstung und dem glänzenden schwarzgoldenen Helm für einen der Eisernen Wächter halten würden. Obwohl der Baron diese Rüstung eigens für ihn hatte anfertigen lassen, war sie in den Schultern etwas zu eng.
Er ging leise an dem Liebespaar in dem halbdunklen Zimmer vorbei und trat auf die Innengalerie. Wie er gehofft hatte, waren hier nicht
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