Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
sehen konnte. Sie bewegte sich seltsam ruhig. Er fragte: »Könntet Ihr einen Augenblick friedlich bleiben und mir zuhören, ehe Ihr das Schloß zusammenruft?«
Stumm blickte sie ihn an. Doch er sah keine Panik auf den gleichmäßigen Zügen. Er stellte sie fest auf die Beine und löste den Griff um ihre schlanke Taille.
Calissas Reaktion verblüffte ihn. Anstatt vor ihm zurückzuweichen, schmiegte sie sich an ihn und legte ihre Wange an seinen Hals.
»He, Mädchen, was soll das denn heißen?« Nervös griff er nach ihren Händen und suchte noch einmal nach Waffen. Nichts. Jetzt überließ er sich den zarten Fingern, welche offenbar nichts Böses im Schilde führten, sondern auf Liebespfaden wandelten. Auch er strich ihr über die Schultern und den schmalen Rücken. Dann trafen sich ihre Lippen.
Ihre Umarmung wurde zärtlicher, ihre Lippen fordernder. Dann öffnete sich ihr Mund und versprach ihm alles, ohne ein Wort zu sprechen. Aber irgendwo im Hinterkopf des Cimmeriers nagte die Ungewißheit. Er brach den Kuß ab. »Ihr seid sehr gesellig heute nacht«, stieß er etwas atemlos hervor. »Wen hattet Ihr eigentlich in diesem Bett vermutet?«
Sie richtete sich auf und wich so weit zurück, daß sie ihm in die Augen schauen konnte. Ihre Stimme war überraschend ruhig. »Du nimmst dir zuviel heraus, Leibwächter! Es ist eine Schande, daß bei dir das Mißtrauen über die Leidenschaft siegt. Aber ich werde dir antworten, wenn du darauf bestehst.
Ich kam her, um mit meinem Bruder ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Aber dann fand ich eine kalte Rüstung im Bett vor – und kein Gesicht hinter dem Visier!« Sie schauderte leicht bei der Erinnerung. »Und dann bist du wie ein Meuchelmörder in der Finsternis über mich hergefallen ...! Ich war mir aber sicher, daß du Favian nicht beseitigt hattest. Bis jetzt habe ich mich gefragt, was deine Anwesenheit im Schloß zu bedeuten habe, doch jetzt verstehe ich, warum mein Vater einen Wilden wie dich in der Nähe meines Bruders haben wollte.«
»Weil ich für eine bestimmte Rolle geeignet bin, meint Ihr?« Conan warf einen Blick zu der Tür hinten im Raum, die zu Calissas Zimmer führte und die einen Spalt offen stand. »Vielleicht habe ich meine Rolle heute nacht noch nicht ausgespielt. Wir sollten nicht so dicht beim Bett Eures Bruders stehenbleiben. Einer von uns beiden – ich weiß nicht, ob er oder ich – ist wie ein Magnet für einen Meuchelmörder.«
»Meine Kemenate ist viel bequemer«, sagte sie und legte ihm bittend die Hand auf den Arm.
Ihr Schlafgemach war nur durch einen kurzen Gang von Favians Zimmer getrennt. An der Tür befand sich ein guter, fester Riegel, um sie von innen zu sichern. Nachdem sie den Riegel vorgelegt hatten, bot ihnen das weiche Bett, auf welches der Mond herabschien, einen herrlichen Ruheplatz – was nicht bedeutete, daß sie schliefen.
»Dann wußtest du also von dem Giftanschlag heute abend?« fragte der Cimmerier nach sehr langer Zeit Calissa.
»Ja. Aber ich verstehe nicht, wieso er meinem Bruder gegolten hat, da dieser zur selben Zeit neben mir auf dem Hochsitz einen weit weniger kräftigen Met trank.«
»Der Becher war für mich bestimmt.« Conan schüttelte ungeduldig den Kopf, als wolle er die Spinnweben des Verrats abstreifen. »Und um den schurkischen Plan geheim zu halten, tötete Svoretta den Mörder.«
»Bist du plötzlich so ungemein wichtig, Leibwächter?« fragte Calissa. In ihrer Stimme schwangen Skepsis und ein Hauch von Eifersucht mit.
»Nein, aber ich störe Svoretta irgendwie«, antwortete der Cimmerier. Dann sprach er seine Gedanken laut aus. »Indem der Herr aller Spione mich tötet, überzeugt er deinen Vater von der Macht der Rebellen und vergrößert dadurch die eigene. Selbst als Fehlschlag hat ihm der finstere Plan gute Dienste geleistet.«
»Da könntest du recht haben.« Calissa nickte nachdenklich und machte ein ernstes Gesicht. »Svoretta hat die Führungsrolle übernommen, seit mein Vater beinahe an den schweren Wunden starb. Sie haben ihn sehr verändert. Svoretta führt die stärkste Partei am Hof, und seine geheime Macht ist noch viel größer. Und jetzt, da sich der Schlangenkult wieder bemerkbar macht, wird er noch mehr Anhänger um sich scharen.«
»Lothian ist doch absolut gegen ihn, oder?«
»Ja, Lothian!« Calissa lachte zynisch. »Unser harmloser, zerstreuter Lehrer! Heute abend hat mein Vater gedroht, ihn in Ketten legen zu lassen, weil er ihm riet, gegen die Rebellen behutsam
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