Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
massierte die pochenden Schläfen. Als Antwort grunzte er nur und tat so, als sähe er nicht, wie Rudo einen Becher aus Gold mit der Riesenpranke zerdrückte und diskret in die Schärpe der seidenen Pumphose steckte.
Dann ging Rudo los und brachte dem Cimmerier einen Krug frischer Milch und Brot zum Frühstück. Conan saß im Schneidersitz auf dem Bett und aß und trank gierig. Ihm behagte das anspruchslose Essen, das ihm schon geschmeckt hatte, als er noch neben der Küche die Mahlzeiten einnahm. Trotz der früheren Sticheleien traute er den neuen Gefährten unten, daß sie ihn nicht vergifteten. Doch nun lag ein langweiliger, leerer Tag vor ihm. Als angeblicher Baron hatte er lächerlich wenig Pflichten zu erfüllen. Hauptsächlich bestand seine Aufgabe darin, gegen Sonnenuntergang in voller Rüstung auf den Wehranlagen herumzustolzieren und ›Audienzen‹ zu geben, bei denen er sich mit den Höflingen und Vertretern der Rebellen unterhielt, welche in diesen Tagen Dinander wirklich regierten.
Allerdings bildete er sich nicht ein, daß er die Stadt besser regieren könnte. Alles schien im Augenblick recht gut unter Kontrolle zu sein. Nach jener ersten Blutnacht war der Aufruhr durch den Tod Baldomers und die darauffolgende Einigung zwischen Rebellen und Adligen verhältnismäßig ruhig verlaufen. Einige niedrige Offiziere und Funktionäre, wie den Henker Fletta, hatte man vor ein bürgerliches Gericht gestellt und zum Tode verurteilt. Nachdem man ihnen alle Glieder auf dem Rad gebrochen hatte, waren die Rachegelüste der Bewohner Dinanders gestillt. Mehrere unbeliebte Adlige verließen ihre Paläste und verschwanden. Entweder hatten ihnen Freunde am Hof den Rat gegeben unterzutauchen, oder sie hatten sie ermorden lassen. Die adlige Partei ließ es nicht zu, daß einer ihrer Anhänger angeklagt oder verurteilt wurde. Man fürchtete wohl, daß eine öffentliche Hinrichtung von Aristokraten ein böses Beispiel für die Zukunft setzen würde.
Lediglich über den Antrag, die Eisernen Wächter abzuschaffen, hatte es ernste Mißstimmung zwischen den beiden Parteien gegeben. Conan hatte der überlangen hitzigen Debatte zwischen Evadne und Durwald die meiste Zeit mit weinschwerem Kopf zugehört. Schließlich war der Antrag auf Abschaffung angenommen worden; aber große Bedeutung hatte dies nicht, da die Elitetruppen lediglich einen anderen Namen bekamen. Sie hießen nicht mehr Eiserne Wächter, sondern ›Rote Drachen‹. Einige Offiziere wurden befördert. Am meisten Arbeit bekam Dru, der Waffenschmied, weil er in den nächsten Wochen und Monaten an allen Rüstungen das neue Emblem anbringen mußte. Die Soldaten schlugen ebenso schneidig wie bisher die Hacken zusammen und befolgten weiterhin widerspruchslos jeden Befehl ihrer Vorgesetzten.
Der Cimmerier sah für sich in Dinander kein großes Betätigungsfeld außer zu trinken, zu essen und sich mit Weibern zu vergnügen, wie es einem Baron zukam. Ihm war es auch gleich, ob die Rüstung, in der er herumspazierte, schwarz oder rot war. Gefreut hatte er sich, einige der alten Kumpel wiederzutreffen, die mit ihm an der Gefängnisrevolte teilgenommen hatten. Nur seine Nachricht an die Dienerin Ludya, wieder in die Hauptstadt zurückzukommen, war unbeantwortet geblieben. Conan hegte den Verdacht, daß seine Arbeitgeber den Boten abgefangen hatten, da sie nicht erpicht darauf waren, daß Conan eine Frau fand, mit der er das blaue Blut der Einharsons scheinbar fortführte, indem er einen Sohn oder eine Tochter zeugte. Manchmal kam ihm der Gedanke, selbst hinauszureiten und Ludya zu suchen.
Aus diesen Gedanken riß ihn das Öffnen der Tür. Diesmal war der Besucher hübscher als der krummnasige Rudo. Evadne trat ein zur täglichen Besprechung. Sie trug eine einfache Tunika mit Gürtel und Sandalen. Die plötzliche Kopfbewegung verursachte dem Cimmerier einen stechenden Schmerz, so daß er zur Begrüßung nur unverständlich grunzte.
»Guten Morgen, Eure Lordschaft.« Evadne schien Conans mangelhafte Bekleidung nicht zu erstaunen. Sie rümpfte nur ein wenig die Nase. »Wie ich sehe, erholt man sich wieder langsam von der nächtlichen Ausschweifung. Hast du nicht langsam genug von diesen ... Privilegien?« Sie setzte sich in geziemender Entfernung auf einen lackierten Stuhl.
»Doch«, brummte er. »Diese sinnlosen Vergnügungen hängen mir zum Hals heraus, ebenso wie die mütterlichen alten Huren, die du mir aus den Bierschenken heraufschickst. Ich sehne mich nach mehr Leben,
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