Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
als diese muffigen Räume bieten können.«
Evadne gab sich unbekümmert. »Wenn du ruhelos bist, könntest du doch auf die Jagd reiten. Setz eine für morgen an, wenn du willst.«
»Ach ja? Damit die Wildhüter noch mehr zahme Rehe aus den Käfigen lasse, die ich in Gesellschaft eines Dutzends sauertöpfischer Soldaten abschlachten soll? Nein danke, Evadne.« Conan stützte den schweren Kopf auf die Hand. »In meiner Jugend, in Cimmerien, da diente die Jagd einem guten Zweck. Hier ist sie – wie alles andere – leer und schal.«
»Dann geh doch im Schloßhof fechten. Wenn du unbedingt dein Leben riskieren willst, kannst du gegen drei oder vier Rote Drachen gleichzeitig kämpfen. Vielleicht macht dir das Spaß.« Sie winkte ab und stand auf. »Es gibt soviel zu tun. Jeder Bürger ließe sich Nase und Ohren abschneiden, um an deiner Stelle zu sein. Ehrlich gesagt, finde ich es mühsam, deine barbarische Seele aufzuheitern.«
»Dann laß es doch, Evadne!« Conan sah sie an. »Warum machst du dir überhaupt die Mühe? Stimmt es, daß du mein Kindermädchen spielen und aufpassen mußt, daß ich meine Rolle als Baron gut spiele?«
»Deshalb muß ich mir keine Sorgen machen. Du spielst den degenerierten Aristokraten sehr überzeugend.« Sie schüttelte die blonden Locken und setzte sich wieder. »Aber vergiß nicht, wir haben eine junge Provinzregierung, die noch nicht ernsthaft auf die Probe gestellt wurde, und wir haben viele ... zusammengewürfelte Elemente dabei. Du und die arme geisteskranke Lady Calissa sind die Schwachpunkte. Jemand muß sich um euer Wohl kümmern.«
»Wie geht's eigentlich Calissa?« Conan schaute leicht melancholisch zum Fenster hinaus. »Wütet sie immer noch gegen die Fesseln?«
»Nein, sie zerrt nicht mehr an dem Zauberamulett und der Kette. Sie darf sich im Zimmer frei bewegen, solange jemand dabei ist, der aufpaßt, daß sie sich nicht mit der Kette erhängt. Sie wütet auch nicht mehr.« Ein mitleidiges Lächeln huschte über Evadnes Gesicht. »Sie spricht überhaupt nicht mehr – mit niemandem.«
»Hmm. Das ist zwar für die Umwelt angenehm, aber schlimm für Calissa.« Der Cimmerier schüttelte den Kopf. »Aber dennoch frage ich mich, ob ich nicht ebenso ein Gefangener bin wie sie.«
»Blödsinn!« Evadne musterte Conan mißtrauisch. »Wenn du beschließt, Dinander seinem Schicksal zu überlassen und fortzugehen von den goldenen Drachmen, die täglich in deinen Beutel wandern, könnten wir dich kaum aufhalten.«
»Aber ihr würdet es versuchen, stimmt's?« Conan lächelte grimmig. »Kommst du vielleicht deshalb hierher und trägst einen Dolch am Schenkel versteckt?« Langsam stellte er die Füße auf den Boden, um aufzustehen. »Ist das dieselbe Waffe, welche du bei Favian benutzt hast?«
»Hör auf! So etwas würde ich nie wollen!« Evadne sprang auf. Ihre stolzen Züge waren blaß. »Aber ich warne dich: Wenn es ums Wohl unserer Provinz geht, tue ich alles, was nötig ist. Bis jetzt hat dein anständiges Verhalten dir Nachsicht eingebracht – aber die ist begrenzt. Treib es nicht auf die Spitze!«
»Ja, so habe ich die Lage eingeschätzt.« Der Cimmerier stand auf. Seine Bewegungen waren so geschmeidig, als hätte er nie Kopfschmerzen gehabt. Langsam ging er mit ausgestreckter Hand auf Evadne zu. »Ich verstehe dich sehr gut. Wir können beide töten, wenn es notwendig ist. Eigentlich müßte die Zeit hier nicht so düster und langweilig sein. Komm her, Evadne. Ich sagte dir doch bereits, daß deine Hochzeit neulich nur Theater war.«
»Nein!« Sie wich zurück. »Ich bin keine Tavernenhure, welche dir die Zeit versüßen will! Ich will auch nicht unter deine Eroberungen im Schloß eingereiht werden. Ich habe wichtigere Aufgaben zu erfüllen.« Sie funkelte ihn wütend an. »Und was meine Hochzeit betrifft – ja, vielleicht war sie nur eine Formalität. Das werde ich nie erfahren, da mein Mann von Baldomers Wächtern als einer der ersten getötet wurde.« Sie trat zur Tür und neigte höflich den Kopf. »Noch einen schönen Tag, Mylord!«
Stumm und lustlos schlurfte der Cimmerier zurück zum Bett. Er betrachtete die Speisen und Karaffen auf dem Elfenbeintisch daneben. Dann stieß er den Tisch um, ließ sich zurück auf die Kissen sinken und schloß die Augen.
Minuten, vielleicht auch Stunden später öffnete sich die Tür wieder. Conan war diesmal etwas klarer im Kopf, als er sich zur Seite rollte. Eine Hand war unter der Decke am Schwertgriff. Er stützte sich
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