Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
verächtlich die Leibwächter, welche sich um den vermeintlichen Baron Favian scharten –, »das heißt, falls deine Ratgeber es gestatten.«
Ehe ein anderer sprach, hatte Conan bereits entschieden genickt. »Abgemacht!« Er hob den Krug zum Gruß, ohne auf das nervöse Flüstern hinter sich zu achten.
»Nun gut!« Auch Sigmarck hob den Becher und trank auf das Abkommen. »Damit können wir diese Pestbrut bis an den Rand Varakiels jagen. Es wird eine erstklassige Hetzjagd!« Er stellte den Becher ab und lächelte Conan verschlagen zu. »Sag mal, Baron, wirst du mitkommen?«
Diesmal war Evadne schneller als der Cimmerier. »Nein, Baron Sigmarck, unser Herr bedauert, daß er in dieser kritischen Zeit in Dinander bleiben muß. Marschall Durwald wird an seiner Stelle die Truppen befehligen.«
Aber Conan hatte gehört, wie Sigmarck einen ihm vertrauten Namen genannt hatte: Varakiel! Das war Ludyas Heimat! »Allerdings werde ich mitreiten!« schrie er. Dann knallte er den Becher auf den Tisch und rief den überraschten Offizieren der Roten Drachen zu: »Befehl an alle! Wir reiten morgen früh los!«
13
Marsch in die Hölle
Wie faulige Zähne erhoben sich die rußgeschwärzten Ruinen der Mauern und Türme von Schloß Edram im grellen Tageslicht. Im eingestürzten Innern war es stockdunkel. Der strahlendblaue Himmel bildete einen harten Gegensatz dazu. Die Zerstörung hatte vor einigen Tagen stattgefunden. Kein Rauch, keine Flammen stiegen mehr empor; nur der Geruch feuchter Holzkohle drang dem Cimmerier in die Nase, als er vor dem eingestürzten Torbogen stand.
»Sie haben Junker Ulfs Schloß ebenso niedergebrannt wie er das Dorf am Fluß«, sagte er leise zu Evadne. »Ich kann es ihnen nicht verübeln. Am liebsten hätte ich es damals auch getan ... aber irgendwie ist es seltsam. Ich hätte gedacht, daß die Rebellen das Schloß stürmen und sich dann drin festsetzen würden, um die Kontrolle über das Tal zu haben.« Er blickte auf die steinerne Rampe vor dem Torbogen und die Mauer, welche jetzt teilweise im Sumpf versank. »Sie hätten unsere Truppen tagelang aufhalten können.«
Evadne ging weiter und rief nur über die Schulter zurück: »Ich habe dir doch erklärt, daß wir es nicht mit einer Rebellion, sondern einer Pest zu tun haben! Die Schlangenanbeter verbreiten überall, wo sie hinkommen, nichts als Verwüstung. Wir haben Glück, daß sie nur einen Bogen der Brücke zerstört haben.«
Der Cimmerier schaute zurück, wo die letzten Soldaten über eine schwankende Hängebrücke aus Seilen und angekohlten Bohlen den zerstörten Teil der Brücke überwanden. Es konnten immer nur wenige gleichzeitig mit den Pferden und Gespannen am Zügel langsam und vorsichtig über den brausenden Fluß marschieren.
Vor dem eingestürzten Tor des Schlosses stand der kleine Baron Sigmarck mit einem Zeichenbrett und skizzierte eine Landkarte. Sein edler Kumpan, Baron Ottislav, beugte sich neben der Mauer über die Schulter eines offensichtlich nervösen Kavallerieoffiziers und betrachtete laut und ordinär fluchend die Knöchelchen des Würfelspiels. Als Conan an den Baronen vorbeiging, lächelte ihm der Kleine verschlagen zu. »Ich glaube, daß wir jetzt ungefährdet weiterziehen können, edler Favian. Ich schlage vor, wir behalten die bisherige Marschordnung bei.«
Die Zustimmung des Cimmeriers war kaum mehr als ein undeutliches Brummen. Dann sprang er auf den Streitwagen, wo Evadne schon wartete. Als er die Zügel ergriff und den Arm zum Signal hob, warf sie ungeduldig das blonde Haar zurück und sagte leise: »Wie üblich sind deine adligen Standesgenossen nicht erpicht darauf, an der Spitze zu reiten.«
»Stimmt.« Conan wartete, bis das Dutzend Reiter der Vorhut antrabte. »Aber mir ist es lieber, nicht in ihrer Gesellschaft zu sein und diese idiotische Maskerade aufführen zu müssen. Außerdem ist es eine Ehre, die Abteilung zu führen.«
»Ja, eine Ehre in der Tat!« Evadne lachte zynisch. »Die Frage ist nur: Können wir den Schurken in unserem Rücken trauen? Wenn die vordere Abteilung unseres Heerwurms auf den Feind trifft, bin ich mir nicht so sicher, daß das Hinterteil uns sofort zu Hilfe kommt. Und wen werden sie mit den Schwertern niedermachen? Den Feind oder uns?« Sie schüttelte den Kopf. »Dieser militärische Ausflug gibt den Baronen einen großartigen Vorwand, die Stärke Dinanders zu schwächen.«
»Das habe ich neulich auch schon gesagt, wenn du dich erinnerst. Aber keine
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