Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
»Wenn man dieses Chaos sieht, kann man sich ausmalen, was uns bevorsteht. Das ist nicht das Werk einiger zerlumpter Ketzer! Nein, hier ist die gesamte Bevölkerung des Landes von diesem Fanatismus angesteckt worden und hat zu den Waffen gegriffen. Jetzt hat niemand mehr etwas zu verlieren. Ich weiß nicht, wie wir es schaffen wollen, sie zu besiegen.«
»Unter keinen Umständen können wir es uns leisten, nicht zu siegen!« Conan ruckte mit den Zügeln, um das Gespann anzutreiben. Dann warf er einen schnellen Blick nach hinten. Die Gesichter der Fußsoldaten hinter dem Streitwagen schimmerten gelblich im fahlen Tageslicht. Tiefe Sorgenfalten hatten sich eingegraben. Der Cimmerier wandte sich wieder an Evadne. »Diese Wahnsinnigen bedrohen die gesamte Provinz! Noch ziehen sie über die Berge unten im Süden; aber sie werden kommen. Vielleicht bedrohen sie auch noch weitere hyborische Länder. Selbst wenn sie ganze Imperien vor uns verschlingen, stehen sie doch eines Tages an unseren Grenzen. Und jetzt bietet sich uns die beste – vielleicht auch die einzige – Gelegenheit, ihnen Einhalt zu gebieten.«
Langsam ging die Sonne unter und färbte den düsteren Himmel stellenweise blutrot und schwefelgelb. Ein Kurier ritt von den Baronen zu Conan und fragte, wann man das Nachtlager aufschlage. Der Cimmerier und Evadne ließen ausrichten, daß man bis in die Nacht weitermarschieren werde, um die Gefahr des Desertierens zu mindern.
Sie ritten weiter durch die verwüsteten Felder. Erst nachdem die Sonne wie ein rauchender blutiger Kessel im Westen untergegangen war, hielten sie an. Im Fackelschein schlugen sie ein Lager auf. Da kein Holz für eine ordentliche Palisade mehr vorhanden war, nahmen sie Dornenbüsche. Conan und die Barone stellten in der Nacht doppelte Wachen auf. Diese sollten jede Gefahr von draußen melden, aber auch aufpassen, daß sich kein Soldat davonschlich.
14
Blutige Morgendämmerung
»Soldaten, treue Gefolgsmannen! Ich habe euch heute hier zusammengerufen, um euch an die Pflicht zu gemahnen, welche euch so weit von eurem Heim weggeführt hat. Ich seid diese vielen Meilen durch das verwüstete Land gezogen, um euren Baronen zu dienen. Vergeßt dies niemals! Ich, Sigmarck, habe einen heiligen Eid geschworen wie jeder von euch. Mein Eid bindet mich ebenso unwiderruflich an ein Ziel, wie euer Eid euch an mich und die anderen hier versammelten Barone bindet.
Seit wir heute mittag durch das Dorf Kletsk kamen, marschieren wir auf dem Besitz meines edlen Verbündeten, des Barons Attislav. Das Dorf war natürlich ebenso zerstört wie alle Bauerngehöfte und Wälder ringsum. Die Ernte des Barons ist vernichtet, seine Leibeigenen und das Vieh getötet oder in widerrechtliche Versklavung getrieben worden. Durch diesen Gewaltakt wurde die Harmonie der Herrschaft meines Freundes zerstört und er selbst zutiefst beleidigt!
Kein Baron kann eine derartige Beleidigung hinnehmen, auch nicht bei einem Standesgenossen. Daher habe ich Lord Ottislav mein Wort gegeben, ihm bei der Rache zu helfen und dafür auch meinen letzten Blutstropfen zu vergießen. Nicht nur meine Klinge, sondern die eines jeden Mannes unter meinem Kommando gehört ihm. Deshalb, meine getreuen Soldaten, seid ihr jetzt hier.
Es war ein harter Dienst. Das weiß ich. Vielleicht wird er morgen noch härter. Doch die Härte des Dienstes wird aufgewogen durch die Belohnung: Ihr gewinnt an Ehre und in der Hochachtung eures Barons. Vergeßt das nie, wenn ihr in die Schlacht zieht! Ruhm wird uns nach dem Sieg zuteil werden; denn wir werden siegen.
Und jetzt mache ich Platz für meinen Freund, Baron Ottislav, der ebenfalls zu euch sprechen möchte. Danach werden wir auf den morgigen Sieg trinken!«
Dann stieg Sigmarck vom Streitwagen, auf dessen Sitzbank er während der Ansprache im Fackelschein gestanden hatte, um größer zu wirken. Der Wagen schwankte, als der hünenhafte Ottislav in schwerer Rüstung die Plattform betrat. Mit der üblichen spöttischen Miene musterte er die Soldaten, die mit pflichtbewußten Gesichtern zu ihm aufschauten. Dann sprach er.
»Ha! Männer der Länder im Osten! Nemedier! Ihr habt das Wrack eurer Heimat mit eigenen Augen gesehen. Eure Höfe, euren Besitz hat man geschändet und beraubt. Grauenvoll, das müßt ihr zugeben. Nun werdet ihr euch fragen, welch furchtbarer Feind dies unserem schönen Land antun konnte.
Nun, Nemedier, so dürft ihr nicht fragen! Diese Gedanken wären eines Mannes nicht
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