Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Hinterhalt reiten.«
»Ha!« lautete Ottislavs Kommentar neben dem kleinen Sigmarck. »Man darf der Furcht nicht freie Zügel lassen, Blondschöpfchen!« Sein Schnurrbart zuckte höhnisch. »Wir müssen uns früher oder später doch dem Feind stellen, also warum gibst du deinem jungen Herrn nicht den Befehl weiterzu...«
»Ich gab den Befehl zum Halten!« unterbrach ihn Conan. »Das ist mein Recht als Führungsoffizier. Wenn meine Geschwindigkeit euch nicht paßt, könnt ihr gern mit euren Leuten vorbeireiten!«
»Nein, nein, Baron – oder wer auch immer du bist.« Sigmarck musterte ihn scharf, als sähe er ihn zum erstenmal. »Kein Grund, die ganze Marschordnung zu ändern. Wir überlassen die Sache dir und deiner hübschen ... Ratgeberin. Aber vergiß nicht, als Oberbefehlshaber bestehen wir auf dem letzten Wort bei allen Entscheidungen über Kämpfe.« Der Aristokrat saß fabelhaft im Sattel. Jetzt versprühte er seinen Charme auf Evadne. »Euer Regime in Dinander ist zwar neu und irgendwie ... nun, zwanglos; aber dennoch unterliegt es den Traditionen, welche unser Nemedisches Reich regeln und alle Teile harmonisch zusammenarbeiten lassen.«
»Nicht immer harmonisch«, verbesserte Evadne ihn furchtlos. »Jedenfalls nicht, als dein Vater Armeen in den Sharken Bergen mobilisierte, um die westlichen Gebiete meiner Heimatstadt zu erobern. Er mußte mit Waffengewalt zurückgetrieben werden. Oder als du selbst mit deinen Truppen versucht hast, Ruthalia an die Macht zu bringen, bis König Laslos Erlaß sie verbannte und ...«
»Also, wirklich, Mylady, das ...« Doch Sigmarcks Protest wurde unterbrochen; denn der Cimmerier gab das Zeichen zum Vorrücken und schnalzte mit der Zunge, um die Pferde vor dem Streitwagen anzutreiben. Der Edelmann mußte ebenfalls angaloppieren, um mit Conan auf gleicher Höhe zu bleiben.
»Wenn wir in den Annalen des Ringens der Barone um die Macht blättern würden«, fuhr Sigmarck gleichmütig fort, »könnte auch ich einige Ungerechtigkeiten und Mißgriffe vor die Tür eurer Provinz legen, und mein edler Freund hier ebenfalls.« Sigmarck zeigte auf Ottislav, dessen schweres Roß etwas zurückgeblieben war. »Bei allem sollte man immer beide Seiten hören. Ich halte es für wenig weise, wenn eine Regierung, welche so jung und ... verletzlich ist wie die eure, alte Fehden ausgräbt.«
»Nein, in der Tat, das wollen wir nicht, Baron Sigmarck«, erklärte Evadne kalt, aber so laut, daß er sie hören mußte. »Wir wollen verläßliche Nachbarn sein, keine streitsüchtigen. Ich spreche selbstverständlich im Namen meines Lehnsherrn.« Sie neigte den Kopf zu Conan, welcher mit den Pferden beschäftigt war und so tat, als höre er nichts. »Unser Baron Favian ist ein Herrscher, der nach vorn blickt. Er nährt keine alten Zwistigkeiten.«
»O ja, das sehe ich«, meinte Sigmarck und nickte verschlagen lächelnd. »Er hat offensichtlich wenig übrig für die Vergangenheit eurer Stadt, auch wenig Verbindung dazu. Aber vielleicht hat euer Hof wegen dieser Neugestaltung mit kleinlichem Gezänk unter den einzelnen Parteien zu kämpfen. Das haben mir Vertraute berichtet.« Der Baron war ein hervorragender Reiter. Mühelos hielt er sich mit dem edlen Hengst direkt neben dem Rad des Streitwagens. »Ottislav und ich bieten euch jederzeit militärische Unterstützung, falls diese internen Rangeleien zu bedrohlich werden sollten. Unsere Stimmen haben auch weit über unsere eigenen Provinzen hinaus großen Einfluß, wie ihr wißt. Unsere Truppen sind jederzeit bereit, Freunden und adligen Standesgenossen beizustehen.«
»Im Namen von Lord Favian danke ich dir tausendmal.« Evadne nickte dem Reiter kurz zu. »Aber ich kann dir versichern, daß es in Dinander noch lange dauern wird, bis eine derartige Hilfe benötigt wird. Im Augenblick ist für uns – wie auch für euch – der Schlangenkult die Hauptbedrohung. Daher unterstützen wir auch eure Unternehmung. Unser Land hat immer schon etwas gegen die Ränke giftiger Vipern gehabt.« Sie verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Sobald dieses Übel beseitigt ist, reiten wir heim, um ein starkes, unabhängiges Dinander zu schaffen.«
»Ha! Für eine Vertreterin des zarten Geschlechts sprichst du recht anmaßend«, tadelte Ottislav und fuhr dann schmeichlerisch fort: »Dein Baron kann sich glücklich schätzen, deinen Schutz zu genießen.«
»Allerdings! Und das, obwohl ich nur eine Frau bin.« Evadnes Sarkasmus stand dem des Barons nicht nach.
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