Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
konnte Kleg aus diesen gefährlichen Plätzen Nutzen ziehen. Auf alle Fälle gab es dort oben mehr Möglichkeiten, sich zu verstecken, als in diesem engen Tunnel. Alles in allem erschien es ihm sicherer, sich nach oben aufzumachen, als hier unten sein Schicksal zu erwarten.
Ja, es gab Abzweigungen, die an die Wasseroberfläche führten. Kleg würde die nächste nehmen. Vielleicht schüttelte er schon dabei den Verfolger ab. Das war zwar nicht die beste Lösung, aber im Augenblick erschien sie Kleg weniger gefährlich, als hier unten zu bleiben.
Verängstigt schwamm der Selkie weiter und suchte nach einem Fluchtweg.
N EUNZEHN
Dimma schwebte durch den Thronsaal. Er war wütend, beherrschte sich jedoch, sie zu zeigen. Seine Selkies hätten inzwischen zurück sein müssen. Offenbar waren sie auf Schwierigkeiten gestoßen. Wahrscheinlich hatte das Feuer am gegenüberliegenden Ufer des Sees etwas damit zu tun. Der Nebelmagier verwarf die Idee von vorhin, weitere Diener aus dem Wasser auf die Suche nach Kleg und seinen Brüdern auszuschicken. Die Aale und die Sirenen konnten alle Eindringlinge zu Wasser und im Sargasso-Dschungel fernhalten, und der Kralix würde den Ersten Selkie finden – tot oder lebendig. Wegen des geschlechtslosen Ungeheuers machte er sich keine Sorgen. Ein hünenhafter Krieger konnte den Kralix verwunden, aber kaum töten.
Was sollte er tun?
Im Augenblick nichts. Es brächte nichts, ein Heer von Seedämonen loszuschicken. Wenn Kleg noch lebte, würde er zurückkehren, wenn nicht, würde der Kralix Dimma alles bringen, was er von dem Selkie noch gefunden hatte. Eigentlich ganz einfach.
Während der langen Jahrhunderte hatte Dimma Geduld gelernt, wenn auch widerwillig. Sobald er auf Dauer einen Körper aus Fleisch und Blut hatte, konnte er sich jeder Neigung nach Lust und Laune hingeben. Bis dahin blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten.
Obgleich Abwarten die weiseste Haltung war, gehörte sie nicht zu Dimmas Lieblingstugenden. Hoffentlich hatte sein Erster Selkie eine triftige Entschuldigung für die Verspätung, wenn er vor ihn trat. Es mußte schon eine wirklich hervorragende Entschuldigung sein.
Bei Tagesanbruch brannte das Feuer noch immer in Karatas, wenn auch nicht mehr so heftig. Vom Dorf war nicht viel übrig: Ein paar gemauerte Kamine hatten die Hitze überstanden, sonst kaum etwas.
Conan war sehr früh aufgestanden. Jetzt sahen er und seine Gefährten weitere Überlebende der Feuerbrunst. Männer, Frauen und Kinder hockten in Gruppen zusammengedrängt am grünen Ufer. Die meisten blickten immer noch voll Entsetzen hinüber zu den rauchenden Ruinen, die einmal ihr Zuhause gewesen waren.
»He, schaut mal, wer da kommt!« rief Tair plötzlich.
Zwei Männer näherten sich. Conan erkannte mit seinen scharfen blauen Augen, daß es Baumleute aus Tairs Gruppe waren. Von denen, die Cheen begleitet hatten, schien keiner überlebt zu haben.
Hocherfreut liefen Cheen und Tair den beiden entgegen. Hok trat neben Conan. »Brechen wir jetzt zum Palast des Zauberers auf, Conan?«
»Ja.«
»Wird das gefährlich werden?«
»Wahrscheinlich.«
Der Junge dachte kurz nach. »Nun ja, ein Menschenfresser soll er nicht sein.«
Ja, dachte Conan, das wohl nicht; aber seine bisherigen Erfahrungen mit Zauberern hatten ihn gelehrt, daß diese den Menschen oft viel Schlimmeres zufügten, als sie zu fressen. Er sagte es jedoch nicht laut, weil er den Jungen nicht beunruhigen wollte.
Tair und Cheen kamen mit den beiden Stammesbrüdern zurück.
»Nein, unglaublich, welche Geschichten die beiden erzählen«, sagte Tair und grinste. »Sie haben angeblich ein riesiges Ungeheuer gesehen, das zum Teil ein Frosch sein soll, dann noch eine wunderschöne Echsenfrau und einen Selkie! Nein, diese Angeber!«
Der Vorwurf der Prahlerei aus Tairs Mund wirkte ungemein komisch. Aber Conan interessierte diese Echsenfrau. Er befragte die beiden Männer.
»Ja, sie war eine Schönheit mit blauer Haut«, erklärte ihm der eine. Er war klein, untersetzt und dunkelhäutig. Conan erinnerte sich, daß der Mann Stead hieß. Sein Kamerad war größer und heller. Er hieß Jube.
Stead fuhr fort: »Sie hatten noch jemand bei sich. Der Junge war erwachsen, sah aber ziemlich jung aus. Wir wären ihnen nachgegangen; aber das Feuer hat uns in die andere Richtung getrieben.«
Der Cimmerier überlegte. Er war ziemlich sicher, daß es sich um die Pili-Frau handelte, die er in den Höhlen kennengelernt hatte. Es war
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