Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Zeit, sich über den eingestürzten Turm nach oben zu arbeiten oder auch an anderen Stellen die Mauer zu bezwingen, so daß die Verteidiger, die sich hinter Conan wieder auf die Mauer wagten, jetzt in die Gesichter der Angreifer blickten, die mit Leitern und Seilen emporgeklommen waren. Es entbrannte ein heftiger Kampf, der allerdings zugunsten der Feinde Numalias ausgehen sollte.
Vor Conans Augen wirbelte blutroter Nebel, in dem er jeden Feind, der sich ihm in den Weg stellte, sah und sofort niedermachte. Ein Streich mit dem Schwert. Ein Schlag mit der Axt. Manche starben, manche sprangen aus Angst von der Mauer. Der König bewegte sich in seiner Rüstung aus dem Sattel heraus so geschmeidig wie eine Klapperschlange. Er leitete den Hengst nur mit den Knien, obwohl das eigentlich unnötig war, denn Shalmanesers Weg war vorgegeben. Conan war vollkommen gleichgültig, was vor ihm lag. Er hätte die gesamte Stadtmauer abgeritten und wäre nochmals zurückgekommen. Im Augenblick war er Croms heiliger Krieger. Nichts anderes zählte. Nur wie von fern hörte er den Jubel und das Kriegsgeschrei auf der einen Seite der Mauer und das Stöhnen und die Flüche auf der anderen.
Ein Mann mit Hellebarde hob die Waffe, machte jedoch sofort kehrt und wollte fliehen. Er starb von einem Schlag der Streitaxt.
Unweit vor Conan fand ein Kampf zwischen Verteidigern und Angreifern statt. Eine Leiter stand an die Mauer gelehnt. Männer mit schwarzen Helmen kreuzten die Klingen mit Numaliern, die sie zurücktreiben wollten. Hellebarden blitzten im Sonnenschein. Shalmaneser sah eine kurze ungehinderte Bahn vor sich und stürmte los. Der Hengst schien wild entschlossen, die im Vergleich zu ihm winzigen Sterblichen niederzutrampeln.
Da drehte sich der hinterste Verteidiger um – offenbar war er ein Hauptmann in einer Abteilung Speerträger, denn er trug eine graue Uniform und war bis auf den Helm ohne Rüstung. Gerade schwang er die Waffe. Als er den Reiter kommen sah, riß er den Speer zurück, stemmte den Schaft in einen Spalt der Mauer und hielt die Klinge in einem niedrigen, bedrohlichem Winkel dem Feind entgegen.
Conan hatte keine Zeit mehr, das Roß zu zügeln. Der Hengst stürmte weiter, geradewegs auf den unerschrockenen Feind zu. Als Conan spürte, daß sich die Speerklinge von unten her in Shalmanesers Bauch gebohrt hatte, war ihm, als hätte man ihn selbst tödlich getroffen. Der Hengst bäumte sich noch einmal auf, wieherte, reckte den kräftigen Hals und biß den Mann tief in die Kehle.
Drei Leiber zuckten und verkrampften sich – aus Schmerzen, im Todeskampf und in Wut. So kam es, daß Roß, Reiter und der Angreifer über den Mauerrand stürzten. Conan hielt sich krampfhaft an der Mähne des treuen Shalmaneser fest, als er durch die Luft sauste. Dadurch landete er auf dem Pferd, nicht unter ihm.
Der Aufprall hatte ihm die Luft aus der Lunge gepreßt. Nur mühsam konnte er wieder atmen. Die Rüstung hatte an einigen Stellen seinen Körper geschützt, an anderen übel hineingeschnitten. Ansonsten konnte er keine ernstliche Verletzung feststellen.
Da er erwartete, im nächsten Moment von den Bewohnern Numalias angegriffen zu werden, stand er auf und griff sofort zum Schwert, das unweit von ihm gelandet war. Doch seltsamerweise war die schmale Straße leer und totenstill. Nur auf der Mauer über sich hörte er das Klirren von Waffen und die Schreie der Kämpfenden. Der prachtvolle Hengst war tot. Der Mann, der ihn selbstmörderisch getötet hatte, lag nur wenige Schritte entfernt ebenfalls leblos in seinem Blut.
König Conan steckte das Schwert zurück in die Scheide und schritt in Richtung des umkämpften Stadttors auf der schmalen Straße weiter, die unterhalb der Mauer verlief. Wo mehrere baufällige Häuser sich haltsuchend an das Bollwerk lehnten, bog sie in die Stadt ab. Conan traf nur auf wenige Bewohner. Keiner stellte ihm Fragen oder forderte ihn zum Kampf heraus. Entweder hatten die meisten Numalier die Stadt verlassen oder sie hatten in ihren Häusern Schutz gesucht und waren von den Straßen geflohen.
Die einzigen aktiven Kämpfer sah er nur oben auf der Stadtmauer. Gelegentlich stürzte einer herab und landete vor oder hinter ihm auf dem Pflaster. Es waren alles Numalier. Manche waren schon vor dem Sturz tot gewesen, wie ihre Wunden verrieten. Wieder machte die Straße eine Biegung. Jetzt sah er, wie einige numalische Soldaten überstürzt die Treppe zum Wehrgang herabliefen und in dem Gewirr der Gassen
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