Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
unbedeutenderer Gott geschnappt. Schade, wirklich schade!«
»Ich warne dich, Kthantos«, sagte Armiro. Seine Stimme hallte laut zwischen den Säulen. »Meine Seele würdest du bestimmt nicht prickelnd oder warm finden. Glaube ja nicht, daß du sie mir entreißen kannst!«
»Aber nicht doch, Prinz! Dir möchte ich einen ganz anderen Vorschlag machen. Ich kenne deinen grenzenlosen Ehrgeiz und weiß ferner, daß du ein sehr fähiger Mann bist, frei von allen lästigen Traditionen, die so vielen Herrschern Fesseln anlegen. Wenn ich mich nicht irre, hast du für deine Mitmenschen nicht allzuviel übrig.«
»Meine Mitmenschen?« sagte Armiro. »Warum sollte ich mich um sie kümmern? Niemand hat sich je um mich gekümmert – das heißt, niemand, der die Macht hatte, mir das zu geben, wonach ich mich so gesehnt habe.«
»Aha, Prinz, jetzt sehe ich die harte, rauhe Schale deiner Seele deutlicher. In der Tat würde ich sie nicht wählen, sollte ich Trost und Verständnis brauchen. Aber deine Unabhängigkeit und dein Erfindungsreichtum sind deine größten Stärken.«
»Und warum auch nicht?« fragte Armiro verbittert. »Ich mußte immer alles aus eigener Kraft schaffen.«
»In letzter Zeit hast du besonders wenig Gewissensbisse gezeigt. Ohne Skrupel bist du mit deiner Armee ins neutrale Argos einmarschiert, das jetzt verwüstet ist. Hast du nicht das Gefühl, daß du dich immer mehr von den engstirnigen Zwängen der Menschheit und des Mitleids befreist?«
»Ja ... vor kurzem habe ich einen Verlust hinnehmen müssen«, antwortete der Prinz. »Der Verlust war nicht so schwer, daß er mich aus der Bahn geworfen oder geschwächt hätte. Vielmehr hat er mir gezeigt – oder meine seit langem gehegte Überzeugung bestätigt –, daß die Menschen schwach sind, daß überall Verrat lauert, ja, daß das Leben nur an einem seidenen Faden hängt. Dieses Ereignis hat mich trotz allem noch mehr ernüchtert.« Armiro stand aufrecht da und blickte auf Teich und Umgebung, ohne durch seine Miene zu verraten, was in ihm vorging. »Ja, es hat mich ernüchtert und bestärkt, daß ich auf dem rechten Weg bin.«
»Stärke ist auch nötig, scheint mir, wenn ich daran denke, mit welcher Kraft und Wildheit deine Gegner vorgehen.«
»Stärke? Wildheit?« Armiro lachte verächtlich. »Sag lieber: Mit Glück und Prahlerei!« Plötzlich war er unruhig. Schnell ging er ein paar Schritte hin und her, ehe er wieder zum Teich blickte. »Mein jetziger Erzfeind ist ein so ungehobelter Klotz, ohne jede Kultur, ein Angeber und Raufbold, daß ich vor ihm keinerlei Achtung habe und ihn auch nicht als einen mir ebenbürtigen Monarchen akzeptieren kann! Offen gestanden, kann ich ihn nicht einmal als Mann betrachten, sondern eher als ein Relikt aus einem mythischen Zeitalter, das die Natur jetzt aus einer Laune heraus ausgespuckt hat. Von Diplomatie hat er keine Ahnung, noch weniger von moderner Kriegskunst. Bei seinen Eroberungen wird er von seinen Generälen und Ratgebern auf Schultern getragen, wie eine Art archaische Galionsfigur. Er gibt sich als edler Wilder und behauptet, einen unbezwingbaren Willen zu haben! Dabei ist er nichts als ein Barbar, der sich eine Krone aufs Haupt gesetzt hat, aber dem die Kuhfladen noch an den Füßen kleben!«
Der Prinz machte eine Pause, ehe er fortfuhr: »Er hat sich in unverzeihlicher Weise in mein Leben eingemischt. Nicht nur kürzlich in Zusammenhang mit dem Verlust, den ich erlitten habe, sondern er hat schon vorher einen großen Fehler begangen – wie so viele andere spielte er eine offenbar unrühmliche Rolle in meiner gräßlichen Vergangenheit.« Armiros Gesichtsausdruck zeugte von großer innerer Qual. Dann hob er den Kopf und erklärte großspurig: »Deshalb ist es meine Pflicht und mein besonderes Vergnügen, dieses widerliche Großmaul zum Schweigen zu bringen. Ich werde ihn eines Tages so bestrafen, wie er es verdient.«
»In der Tat, ein unterhaltsamer Kampf! Das muß ich trotz meiner Weltverdrossenheit zugeben. Ein wahrlich kurzweiliger Kampf zwischen zwei sterblichen Königen, die – ganz gleich was du auch sagen magst – außergewöhnlich sind. In diesem Ringen scheinst du mir vorsichtig und überlegt vorzugehen, nicht ungestüm.«
»Warum soll ich mich beeilen, wenn es mein Ziel ist, ihn in Konflikte mit anderen Feinden zu verwickeln, denen ich fürs erste schöntue, um dann ... Halt!« Armiro unterbrach sich selbst. »Ich habe niemals meine Pläne offenbart und habe auch keine Lust, dies jetzt
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