Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Conan. »Ist der Speicher schwer bewacht?«
Delia lachte. »O ja! Von Bombas Männern. Aber mit denen fertig zu werden, dürfte nicht allzu schwierig sein.«
»Ich verstehe. Wann soll der Einbruch stattfinden, und wie will Maxio die Beute aus der Stadt schaffen?«
Delia gähnte. »Was hast du gesagt? Ach ja. Ich weiß nicht, wann genau. In den nächsten Tagen. Er hat mir seinen Fluchtplan nicht erzählt. Fast habe ich den Eindruck, daß er mir nicht mehr traut, diese stinkende Ratte!«
»Er ist deiner nicht wert«, erklärte Conan.
»Das ist goldrichtig.«
»Sagst du mir Bescheid, wenn du erfährst, wann Maxio zuschlagen will?«
Delia war nicht so betrunken, daß sie ihre Geldgier vergessen hätte. »Für derartige Kunde erwarte ich eine anständige Bezahlung, mein Lieber. Schließlich bringt sie dir einen Haufen Beute ein – und Maxio gibt mir nie etwas.«
»Ich verspreche dir, großzügig zu sein«, versicherte ihr Conan.
»Nun gut. Abgemacht ...« Langsam sank ihr Kopf nach vorn, und ihre Lider schlossen sich. Sie fing an zu schnarchen.
Der Cimmerier stand auf. Ehe er ging, löschte er alle Kerzen bis auf eine. Ein Wunder, daß das ganze Haus noch nicht abgebrannt ist, dachte er. Bei dieser Frau.
8. K APITEL
Fliederparfüm
Als der Cimmerier wieder in der Herberge eintraf, war alles totenstill. Auch der letzte Gast hatte die Schankstube geräumt. Auf dem Hof war nur Conans Schatten im silbernen Mondlicht zu sehen. Schnell stieg er die Treppen zum zweiten Stock hinauf. Trotz seiner Hünengestalt bewegte er sich lautlos wie ein Geist.
Vor seiner Zimmertür blieb er stehen. Ein anderer hätte mit Sicherheit den schwachen Fliederduft nicht gerochen, doch Conans außergewöhnlichem Geruchssinn entging so etwas nicht. Brita hatte nie Parfüm benutzt. Er zog den Dolch und stieß die Tür auf. Drinnen war alles dunkel.
»Komm heraus, Piris!« befahl Conan.
»Wieso weißt du, daß ich hier bin?« fragte eine atemlose, zitternde Stimme.
Der Cimmerier lachte. »Piris, deine Anwesenheit bleibt mir nicht in der Dunkelheit und auch nicht durch eine geschlossene Tür verborgen.« Seine Stimme wurde härter. »Aber jetzt verrat mir, warum du dich in meinem Zimmer versteckst, anstatt mir bei Tageslicht gegenüberzutreten, wie ein ehrlicher Mann?«
Der kleine Mann trat aus dem Schatten. Selbst im fahlen Mondlicht sah sein Gewand scheußlich aus. »Ich bin erst nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt gekommen. Der Wachposten am Tor hat mir gesagt, wo du wohnst. Ich bin sofort hergeeilt. Ist es meine Schuld, wenn du dich irgendwo herumtreibst?«
»Und wer hat dich eingelassen?«
Piris holte einen Ring mit kleinen Werkzeugen aus den Falten des Gewands. »Die hier haben mich eingelassen. Es ist ein Kinderspiel, diese Herbergsschlösser zu öffnen.«
Conan mußte über die Schamlosigkeit des Manns lächeln. »Und es ist dir nicht eingefallen, in der Dunkelheit vor der Tür auf mich zu warten, was?«
»Ich wußte doch, daß du ein vernünftiger Mensch bist und mich verstehst.«
»Sei ruhig.«
Der Cimmerier lauschte kurz. Im Nebenzimmer war alles still. Entweder war Brita wieder weggegangen oder sie war noch nicht zurück. Die alberne Gans wanderte wahrscheinlich durch die Grube und rief den Namen ihrer Schwester.
Conan entzündete eine Kerze und löste die Rüstung. Dann legte er sich aufs Bett und Piris nahm auf dem Stuhl Platz.
»Und jetzt erkläre mir, wo du so lange gesteckt hast«, sagte Conan.
»Ich wäre früher gekommen, aber man hat mich in Belverus ins Gefängnis gesteckt«, sagte der kleine Mann. Seine Stimme klang empört ob dieser Ungerechtigkeit.
»Wie das?« fragte Conan.
»Als ich die Stadt verließ, hielt mich der Torposten an und durchsuchte meine Habe. Ganz klar, daß jemand den Wachen einen Hinweis gegeben hatte. In meinem Gepäck fand man eine teure Bernsteinkette aus dem Besitz einer bestimmten Priesterin der Stadt. Ein Feind hatte mir das Ding untergeschoben und dann die Posten verständigt.«
»Bist du sicher, daß man dir die Kette untergeschoben hat?« fragte Conan skeptisch.
»Sir!« widersprach Piris empört. »Gestehe mir ein gewisses Maß an Verstand zu! Ich würde nie mit gestohlenem Gut eine Stadt durchs Haupttor verlassen.«
»Und welcher Feind hat dich so schändlich verraten?«
»Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, es war eine Frau. Sie heißt Altaira. Ich hatte geschäftlich mit ihr zu tun. Das Weib ist eine Diebin und zu einer solchen
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