Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Danach würde sie gegen alle feindseligen Pläne gefeit sein, die Madesus oder ein anderes Mitglied seines Ordens ausheckte.
Unglücklicherweise war die Translokation sogar für sie sehr schwierig. Das Ritual hatte ihre gesamte Kraft aufgezehrt. Sie benötigte mehrere Tage, um ihre Energie wiederzugewinnen. Sobald sie jedoch wieder erholt und Skaurauls Kraft ihrer eigenen hinzugefügt hätte, würde sie nach Pirogia zurückkehren und die Stadt in ein Massengrab verwandeln. Die ahnungslosen Bewohner würden die Ehre haben, unter den ersten Opfern ihres blutigen Rachefeldzugs zu sein, mit dem sie das Chaos verbreiten würde.
Azora stand jetzt vor der Außenmauer der Festung. Die riesigen Tore waren zusammengebrochen oder hingen nur noch schief in den Angeln. Um sie herum gab es nur die weite, undurchquerbare Wüste Shems. Keine Menschenseele lebte in dieser von der heißen Sonne gebackenen Einöde. Sie trat durch eine Lücke im Portal.
Vor ihr erhob sich – gleich dem Stumpf eines längst abgestorbenen Baums – die uralte Festung. Ihre Mauern waren grünlichschwarz und von den Sandstürmen der Wüste glatt geschliffen. Sie wirkten trutzig und abweisend. Wie stumme steinerne Wachposten überragten sie die rötlichgelbe Wüste. Der Grundriß der Feste war rund. Die riesigen Steinquader verengten sich oben, mehrere hundert Fuß über der Basis. Die Feste hatte keine Fenster und besaß nur eine Tür: Ein hohes, schmales Portal aus schwarzem Eisen.
Zu dieser Tür führten verwitterte Steinstufen hinauf. Große Statuen standen auf jeder Seite, bei denen man jedoch nur noch Köpfe, Beine und Flügel erkennen konnte. Alles andere war dem Wind zum Opfer gefallen. Auf den Stufen und vor der Tür lag kniehoch Sand. Selbst die bescheidensten Lebensformen der Wüste hatten diesen Ort verlassen.
Als Azora die Stufen zum Eingang hinaufging, warf sie noch einmal einen Blick in den Auguren. Sie lächelte grausam bei dem Anblick, der sich ihr bot. Dann barg sie die Kristallkugel wieder in ihrem Umhang, stieß die schwarze Tür auf und trat hinein.
Madesus blieb nach außen ruhig, doch in seinem Innern überschlugen sich die Gedanken. »Conan«, sagte er, ohne an seine Warnung zu denken, keine Namen zu benutzen, »kannst du die Stäbe des Fallgitters auseinanderbiegen?«
Wortlos packte der Cimmerier die Stäbe und stemmte sich mit aller Kraft dagegen, wobei er sich hinten gegen die Bronzetüren abstützte. Schweißperlen traten auf seine Stirn. Seine Muskelstränge bildeten Knoten unter der Haut. Doch selbst Conans übermenschliche Kraft konnte gegen die zolldicken Stäbe aus Bronze nichts ausrichten. Er ließ los und spreizte die Finger, um sie zu entspannen. Das Blut stieg erschreckend schnell in dem Gang. Jetzt leckte die Flut bereits gierig an seinen Knien.
Kailash warf sich gegen die Bronzetür, doch waren seine Bemühungen ebenso aussichtslos. Die Doppeltür gab zwar ein wenig nach, aber das riesige Vorhängeschloß aus Bronze, das die Griffe verband, hielt sie sicher verschlossen.
»Madesus!« rief der Mann aus den Bergen atemlos. »Wenn du mit dem Amulett irgend etwas tun kannst, um uns hier rauszubringen, dann tu es jetzt! In wenigen Minuten schlägt uns das Blut über dem Kopf zusammen.«
Madesus schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Das Amulett hat die Kraft zu heilen, doch kann es uns nicht aus dieser Falle befreien.«
Kailash schlug mit den Fäusten gegen die Bronzetür. »Dann sind wir erledigt! Die verfluchte Priesterin hat gewonnen!« Verzweifelt blickte er auf die rote Flut, die seine Schenkel umspülte.
Nur der Cimmerier weigerte sich, alle Hoffnung fahren zu lassen. Wütend riß er eine der schwarzen Eisenfackeln aus der Halterung in der Wand. Er rechnete damit, daß die Fackel stark genug sein könnte, das Vorhängeschloß aufzubrechen. Mit aller Kraft schlug er auf das Schloß ein. Doch es weigerte sich zu zerbrechen.
»Warte!« sagte Madesus. »Versuche doch, mit der Fackel das Schloß aufzuhebeln.« Die Stimme des Priesters klang aufgeregt. Seine Ruhe verließ ihn, als das Blut ihm bis zum Strick reichte, den er in Hüfthöhe anstelle eines Gürtels trug.
Conan steckte schnell die Fackel in die Öffnung zwischen die Bronzebügel des Schlosses. Die nach oben hin spitz zulaufende Fackel paßt gerade in das Loch. Dann drückte der Cimmerier verzweifelt mit letzter Kraftanstrengung dagegen. Beinahe wäre die Eisenfackel gebrochen.
Doch dann zeigte sich, daß die targolische Fackel stärker war
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