Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Pfeile aus einem Balken entfernen, der von Trockenfäule befallen war. Kein einziger Tropfen Blut klebte an der Spitze und am Schaft. Der Reiter warf den ersten Pfeil zu Boden und griff nach dem zweiten. Da verlor Neb-Khot die Fassung.
»Stirb, Dämon!« Mühsam tat der Stygier einen Schritt nach vorn und schlug mit dem Krummschwert zu. Der Hieb hätte dem Reiter den Schädel spalten müssen. Doch da knickte der verrenkte Knöchel ein, der Reiter vermochte dem Hieb seitlings auszuweichen. Neb-Khot stürzte auf den harten Boden. Beim Abstützen riß ihm der rauhe Boden die Haut von den Händen.
Es blieb ihm nicht die Zeit, sich zu sammeln und einen rächenden Streich gegen den Feind nach oben zu führen, ja, nicht einmal zur Seite zu rollen. Zu schnell kam das Knie auf seinen Rücken herab. Eine kalte Hand mit eisernen Fingern verkrallte sich in seine Schultern. Obgleich der Stygier sich verzweifelt wehrte, bog der unheimliche Fremde ihn mit unwiderstehlicher unnatürlicher Kraft nach hinten.
Gulbanda sprach ein einziges Wort, dann brach Neb-Khots Wirbelsäule.
V IERUNDZWANZIG
Zelandra ritt mit ihren Gefährten unter einer geschmolzenem Blei gleichenden Sonne durch die Wüste. Unbeirrt führte der Cimmerier sie über die flache rote Erde, die durch die gnadenlose Hitze vieler Jahrhunderte so festgebacken war, daß sie die Härte von Ziegeln besaß. Nach endlosen Meilen stießen sie auf Kies und danach auf weichen Sand.
Als die Schar eine höhere Düne erklommen hatte, blieb sie auf Conans Geheiß stehen. Vor' ihnen erstreckte sich ein Ozean rollender Dünen, bis zum schimmernden Horizont ockerfarbener Sand. Die Sonnenstrahlen des frühen Tags warfen schwarze Schatten, und über dem blauen Himmel zog ein Wolkenband, das die Sonne bereits durchsichtig gebrannt hatte.
»Hier beginnt die eigentliche Wüste«, erklärte der Cimmerier. »Jeder vernünftige Mensch reitet nur nachts durch diese Sandwüste, doch wir haben es eilig und daher keine Zeit für Bequemlichkeit. Trinkt mäßig, denn ich bezweifle, daß wir Wasser finden werden, ehe wir die Dünen durchquert haben und die Hochebene erreichen.«
Zelandra beugte sich im Sattel vor und suchte etwas in ihrem Gepäck. Die Zauberin holte einen alten schäbigen Lederköcher hervor, dem sie eine Rolle vergilbten Pergaments entnahm. Zelandra entrollte das Pergament und zeigte es Conan.
»Das ist eine alte Karte über diesen Teil Stygiens«, erklärte sie. »Ich fand sie, ehe wir aufbrachen. Sie stammt aus der Zeit des Alten Stygiens und zeigt die Stadt Pteion und Umgebung. Ich bezweifle, daß die Karte viel nützt, aber ich sah darauf eine Oase in der Nähe der östlichen Hochebene. Glaubst du, daß es diese Oase noch gibt, Conan?«
Der Barbar hielt eine Hand über die Augen, um sich gegen die Sonne zu schützen, und warf einen prüfenden Blick auf die Karte. »Durchaus möglich. Ich habe von einer alten Oase im Dünenmeer gehört, aber niemanden getroffen, der sie mit eigenen Augen gesehen hat. Klugerweise meiden die meisten diesen Landstrich. Nur wer ungesehen reisen will, reitet durch diese Sandwüste.« Conan trieb sein Kamel vorwärts. Die anderen folgten ihm die Düne hinab.
Neesa zog sich die Kapuze über die Locken. »Haben die Karawanen Angst, in dieser weglosen Wüste verlorenzugehen?« fragte sie. »Wenn die meisten, wie du sagst, nachts reiten, können sie sich an den Sternen orientieren, oder?«
»Sie fürchten, den Weg zu verlieren, ebenso fürchten sie sich vor der Hitze und dem Wassermangel, aber vor allem fürchten sie sich vor der schlummernden Zauberei der toten Stadt Pteion. Dieser Teil der Wüste soll verflucht sein.«
»Wir reiten nicht in die Nähe Pteions«, fügte Zelandra hinzu. »Wir werden diese unheilvollen Ruinen meilenweit umreiten. Aber dieser barbarische Aberglaube gereicht dir nicht zur Ehre, Conan. Dieser Wüstenteil ist ebensowenig verflucht wie die grünen Hügel Shems.«
Der Cimmerier entgegnete nichts. Seine blauen Augen blitzten im bronzefarbenen Gesicht, als er unermüdlich den Horizont absuchte.
Nachdem die kleine Schar in die Wüste hineingeritten war, schien die Sonne reglos wie eine Fackel am Himmel zu stehen. Die Kamele stapften lustlos, aber stetig dahin und schnaubten ab und zu, um ihren Unwillen kundzutun.
Neesa folgte Conans Beispiel und hüllte sich so in ihren Umhang, daß möglichst keine Haut der gnadenlosen Sonne ausgesetzt war. Sie schloß die Augen zum Schutz gegen das grelle Licht, lehnte sich im
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