Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
erfüllte den Zweck. Ethram-Fal schluckte sichtbar und platzte fast vor Stolz. Großsprecherisch fuhr er fort, während Zelandra sich darauf vorbereitete, einen einfachen Zauber einzusetzen, der Blindheit verursachte. Doch mußte sie sich an die genauen Einzelheiten erinnern.
»Allerdings! Kennst du den Zauber mit Yimshas Hand? Das ist eine simple Manipulation, die jeder halbwegs talentierte Lehrling ausführen und damit kleine Gegenstände bewegen kann. Gleichzeitig zeigt er zuverlässig die Fähigkeiten eines Zauberers an. Ich habe gelesen, daß die Schöpfer dieses Zaubers so mächtig waren, daß sie ihn als Waffe einsetzten. Gerüchteweise soll Thoth-Amon damit seinen Palast in der Oase in Khajar errichtet haben. Bis jetzt habe ich kein Anzeichen dafür gesehen, daß es für die Macht, die der Smaragd-Lotus verleiht, keine Obergrenze gibt. Je mehr ich mich in ihn vertiefe, desto mächtiger werde ich. Wenn du dich mir zugesellst, Zelandra, wird all diese Macht und noch mehr auch dir gehören. Verstehst du, was ich dir anbiete?« Der Stygier beugte sich vor und hob bittend die Hände. Seine Augen glänzten grün wie die einer Katze. »Wir könnten Götter werden!«
Zelandra streckte die Hände aus, als wolle sie ihn zurückstoßen. Dünne Rauchfähnchen wickelten sich um ihre Unterarme.
»Tieranog Dar Andurra!« Ihre Stimme klang so schneidend wie ein Peitschenschlag, von Erschöpfung keine Spur. Die gespenstischen Rauchfahnen lösten sich nicht von ihren Armen, füllten aber die Luft mit Nebelschwaden. Ethram-Fal schrie erschrocken auf, als die Rauchfahnen wie ausgebildete Kobras auf seine Augen losgingen. Ath taumelte zurück und rang nach Luft. Er stieß unzusammenhängende Schreie aus und schlug die Hände vors Gesicht. Zelandra hielt die Arme ausgestreckt. Ihre Finger bewegten sich, als bediene sie sich Heng Shihs Zeichensprache. Neesa wand sich auf dem Altar.
Ethram-Fal wich vor den Rauchschwaden zurück und murmelte leise vor sich hin. Zelandra stand unter dem Götterbild des schwarzen Sphinx und verwendete ihre gesamte Kraft auf den Blendungszauber. Sie fürchtete, der Stygier könne sich auf einen Gegenzauber besinnen, oder die Kräfte könnten sie verlassen.
Ethram-Fal mußte sich bis zum nächsten Eingang des Tempels zurückziehen. Jetzt stand er reglos da und bemühte sich nicht mehr, Zelandras Rauchschwaden auszuweichen. Sie wirbelten um sein ruhiges Gesicht. Dann hörte er hinter sich auf dem Korridor gedämpfte Schreie, die näher kamen. Doch darum konnte der stygische Zauberer sich jetzt nicht kümmern. Er schien ganz entspannt zu sein. Die Arme hingen schlaff herab. Dann füllte Sturmgebraus den Tempel. Niemand fühlte den Wind, der den Rauch schnell vertrieb. Zelandra mußte hilflos zuschauen, wie ihre letzte Hoffnung auf Freiheit durch Sturmböen verscheucht wurden, die ihr nicht einmal ein Haar verwehten.
»Gerissen!« rief Ethram-Fal. »Du hast mich dazu gebracht, deine Kraft zu unterschätzen. Ich gratuliere dir. Doch war dieser letzte Verrat zuviel. Jetzt lasse ich dich Yimshas Hand spüren, Milady!«
Die letzten Rauchfahnen lösten sich auf wie Blut in fließendem Wasser. Lady Zelandra hatte das Gefühl, als legte sich die Hand eines Riesen um ihren Leib. Der Druck kam so unvermittelt und war so schmerzhaft, daß ihr die Tränen in die Augen stiegen, als die Luft aus dem gepeinigten Lungen entwich.
»Selbst schuld, Zelandra! Du hättest die Welt mit mir teilen können. Ich ... ich ...« Plötzlich schien der Zauberer von Rührung übermannt zu sein. Sein runzliges Gesicht verfinsterte sich. Haß und noch ein Gefühl, das nicht sogleich zu bestimmen war, verzerrte seine Züge. »Ich verfluche dich! Glaubst du etwa, ich fände keinen anderen, der deinen Platz einnehmen könnte? Du bedeutest mir nichts! Gar nichts!«
Zelandra rang verzweifelt nach Luft. Dann verließen ihre Füße den Boden. Sie wurde emporgetragen, bis sie über der liegenden Neesa direkt vor dem glatten Oval des Götterbildes schwebte. Durch die Schleier der grauenvollen Schmerzen suchten ihre Augen sein glänzendes unerbittliches Antlitz. Doch noch tiefere Schwärze als das des Sphinx breitete sich im Tempel aus.
»Tribut!« kreischte Ethram-Fal. Er bebte am ganzen Leib. »Opfer!« Er schüttelte die Faust, und entfernt von ihm wurde Zelandra ebenfalls wie von Zauberhand geschüttelt. Der Stygier bereitete sich auf den Höhepunkt vor, den Schlußmoment. Er riß die Augen auf, um nichts zu verpassen.
Der Lärm auf
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