Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Söldnern. Das hätte jeden gewöhnlichen Mann bereits sämtliche Kraft gekostet. Doch der Cimmerier hatte noch Ethram-Fals Zaubertrick mit Yimshas Hand zu überstehen gehabt, dessen eiserner Griff seine Leidensfähigkeit bis zu den äußersten Grenzen auf die Probe gestellt hatte. Jetzt zitterten ihm die Beine vor Erschöpfung, und jeder Atemzug brannte ihm wie Feuer in der Brust. Er sah, wie Heng Shih einen Korridor hinablief. Dann wurde alles um ihn herum unscharf. Der Boden schien sich unter seinen Füßen wie ein Schiffsdeck im Sturm zu heben und zu senken. Er verlor das Gleichgewicht und prallte mit den Schultern gegen die Wände. Dann taumelte er weiter. Hinter ihm kamen der scharrende, fleischfressende Lotus und sein schreiender Meister immer näher.
Endlich gelangte der Cimmerier durch das Portal des Palasts ins Freie. Hinter den Stufen stürzte er kopfüber auf den Hof. Auf dem glatten Stein rutschte er noch ein Stück weiter, bis er still liegenblieb. Jeder Muskel tat ihm unendlich weh. Das Lotusscheusal schob sich durch das Portal nach draußen. Er hörte gedämpfte Schreie und das Klirren von Stahl gegen Stahl. Dann übertönte eine Frauenstimme alle Geräusche.
»Hört auf, ihr Narren! Der Dämon hat euren Herrn verschlungen!«
Conan schob sich das schweiß- und blutverklebte Haar aus dem Gesicht und blickte über die Schulter zurück. Der Smaragd-Lotus glitt die Stufen vor dem Palast hinab. Mit letzter Kraft schleppte der erschöpfte Cimmerier sich ein Stück weiter.
Ethram-Fal sah durch die mit Blüten und Dornen geschmückten Fangarme, die ihn festhielten, wie der Cimmerier weiterkroch. Der stygische Zauberer wollte seinem Feind einen letzten Fluch senden, doch da öffnete sich genau vor seinem offenen Mund eine große grüne Blüte und legte sich ihm auf die Lippen, so daß nie wieder ein Laut oder ein Atemzug hindurchdrang. Aus dem Leichnam brachen Blüten hervor.
Conan taumelte und stürzte auf die Brust. Verzweifelt wühlte er in der lockeren Asche der Feuergrube, als der Lotus mit unzähligen Dornen und Blüten auf den wild peitschenden Ästen nach ihm griff. Die ersten Äste fielen bereits auf seine Beine. Der Cimmerier ergriff etwas in der Feuergrube, das ihm die Hände verbrannte. Er rollte auf den Rücken und schleuderte mit namenloser Wut die rote Glut in den Leib des Smaragd-Lotus.
Die Wirkung war unmittelbar und überwältigend. Scharlachrote Flammen flackerten um die Stelle auf, wo die Glut gelandet war. Es war, als hätte Conan ein dürres, immergrünes Gebüsch in Brand gesteckt. Der Smaragd-Lotus krümmte sich und wälzte sich von Conan zurück zu den Stufen des Palasts. Doch das scharlachrote Feuer ergriff schnell weitere Äste, bis das gesamte häßliche Gebilde brannte. Das Prasseln und Zischen war ohrenbetäubend. Im nächsten Moment stand auch das Innere des Lotus in Flammen. Dadurch waren die Umrisse seiner Opfer als schwarze Silhouetten vor dem orangeroten Feuerschein zu sehen. Wie eine Schlange auf der Flucht kroch der Smaragd-Lotus zurück in den Palast und erhellte den dunklen Korridor.
Conan der Cimmerier lag auf dem Rücken, auf einen Ellbogen gestützt, und verfolgte die Todeszuckungen des Smaragd-Lotus. Aus dem Palast des Cetriss drang lautes Knacken und Prasseln, als das dämonische Wesen sein unnatürliches Leben im Bau seines Schöpfers beendete. Kurz noch flackerte der Feuerschein hinter den Fenstern auf, als der Lotus durch den Palast kroch und Hilfe suchte.
Und irgendwann wurde es ganz still.
Der Sandsturm hatte sich gelegt. Der Wind hatte sämtliche Wolken vom Nachthimmel vertrieben. Neesa kniete an Conans Seite. Der Barbar wollte aufstehen, doch Neesa legte ihm sanft die Hand auf die Schulter. Heng Shih humpelte herbei. Er benutzte das Krummschwert als Stock. Er atmete schwer, als auch er die Pranke auf Conans Schulter legte.
»Lieg still«, flüsterte Neesa. »Du mußt dich ausruhen.«
»Nein«, widersprach der Cimmerier trotzig. »Ich will aufstehen.«
Conan erhob sich und stellte sich breitbeinig hin. Der Nachtwind kühlte seine verbrannten Handflächen und blies die rabenschwarze Mähne aus dem blutbefleckten Gesicht. Er blickte über den Hof zu den beiden stygischen Söldnern, die angespannt und schweigend dastanden, die Schwerter in den Händen. Mit finsterer Miene nickte er ihnen zu. Wortlos kamen sie zu ihm und legten ihm die Klingen vor die Füße.
E PILOG
Conan leerte einen halben Schlauch mit verwässertem Wein, wickelte sich in
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