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Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Titel: Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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grauenvoll verändert und missgestaltet.
    Der Pfeifer hob die Hand. Rainha und Conan blieben stehen und warteten, während ihr Führer in der Dunkelheit verschwand. Bis zu Marrs Rückkehr schien so viel Zeit zu vergehen, wie Prinz Urras brauchte, um ein Mann zu werden.
    »Ich sehe nichts«, flüsterte er. »Aber ich spüre die Gedanken eines Beobachters. Entweder kann er seinen Verstand nicht abschirmen oder es ist ihm gleichgültig.«
    »Mann oder Tier?«, fragte Rainha.
    Der Pfeifer zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich von beidem etwas. Eins ist gewiss: Es hat unsere Gedanken erspürt und folgt unserer Fährte.«
    »Ich bin begeistert«, erklärte Rainha. »Warten wir auf ihn oder gehen wir ihm entgegen?«
    Conan blickte zu Boden. »Falls unser Freund nicht fliegen kann, ist dieser Ort für einen Kampf ebenso gut geeignet wie jeder andere. Vielleicht sogar besser. Ich sehe nirgends Baumstümpfe oder Erdlöcher.«
    Der Pfeifer wollte etwas sagen, doch da bewegte sich vor ihnen etwas in der Dunkelheit. Anfangs war es klein und gestaltlos, doch mit beängstigender Geschwindigkeit wuchs es zu einem gigantischen Bären heran. Er war braun und hatte einen silbrigen Halskragen, der fast so dicht wie eine Löwenmähne war. Die Schnauze war grau, aber kürzer und der Schädel mächtiger als bei jedem anderen Bären, den der Cimmerier bislang gesehen hatte.
    Conan und Rainha nahmen ihren Bogen von der Schulter. Der Pfeifer stellte sich hinter sie. Er holte die Pfeifen hervor, setzte sie jedoch nicht an die Lippen.
    Als Rainha und der Cimmerier die Pfeile auf die Sehne legten, verschwand der Bär im Unterholz. Conan spitzte die Ohren, doch schien dieser verschlagene Bär zu wissen, wie man sich fast lautlos fortbewegte.
    Hätten Rainha und Conan mehr Pfeile gehabt, hätten sie sofort geschossen, sei es auch nur, um das Tier zu verwunden. Doch Decius hatte lediglich zwei Dutzend Pfeile für jeden erübrigen können.
    Conan war schon des Öfteren gereizten Bären gegenübergestanden und hatte gesehen, wozu sie imstande waren. Er hatte auch gesehen, wie viele Treffer sie einstecken konnten, ohne tödlich verwundet zu sein. Er würde nur schießen, wenn ihm der Bär eine entscheidende Blöße bot.
    Die sich bewegenden Schatten verrieten dem Cimmerier nur, dass der Bär sich in einem Bogen in ihren Rücken schleichen wollte, vielleicht auch zurück zur Eiche.
    Plötzlich zerriss das Bersten von Holz die Stille. Conan bemühte sich, mit seinen scharfen Augen trotz der Dunkelheit etwas zu erkennen. Er sah nur, wie die Eiche bebte, als wehte ein starker Wind.
    Dann kam der Mond heraus. Rainha verschlug es den Atem, selbst der Cimmerier biss die Zähne zusammen. Der Bär hatte einen Ast von der Eiche gerissen, so lang wie zwei Männer und so dick wie Conans Arm. Jetzt stellte sich der Bär auf die Hinterbeine und hielt den Ast in den Vorderpranken.
    In seinen Händen. Unmissverständlich enthüllte das Mondlicht Daumen mit Klauen so lang wie Rainhas Dolch.
    Ganz gleich, ob der Bär nun eine Missgeburt oder ein magisches Wesen war, er bot Conan die Gelegenheit, ihn an einer lebenswichtigen Stelle zu treffen. Conans Pfeil bohrte sich tief durchs zottige Fell in die linke Schulter.
    Das Brüllen des Bären schallte durch die Nacht, als habe es nie Stille gegeben, seit die Welt begann. Er wechselte den Griff, um den Pfeil herauszuziehen. Conan schickte zwei weitere Pfeile in das Ungeheuer. Da senkte der Bär den mächtigen Schädel, scharrte mit den Hinterbeinen wie ein Läufer am Start und stürzte vorwärts.
    Die drei Gefährten stoben wie Spreu im Wirbelwind auseinander. Ihnen blieb keine Wahl. Selbst Conan vermochte mit seiner Körperkraft gegen den Bären nichts auszurichten. Er musste Abstand halten und ihm so viele Wunden wie möglich zufügen. Viele leichte Wunden schwächten letztendlich jedes Geschöpf.
    Rainha war tollkühner. Sie führte einen blitzschnellen Schwerthieb gegen die Hinterbeine des Bären. Dieser schlug mit dem Ast zu, und wäre Rainha nicht zur Seite gesprungen, hätte der Bär ihr den Schädel gespalten.
    Dann stolperte sie. Wieder hob der Bär den Ast. Rainha lag auf dem Rücken. Sie zog die Beine an, die mehr konnten, als einen Mann im Bett zu umschlingen, und rammte dem Bären die Stiefel in den Bauch. Das Tier wog zehnmal so viel wie sie, doch trotz des dicken Fells setzte ihm der Tritt zu.
    Der Bär brummte wütend und schwenkte den Ast. Rainha rollte beiseite und schlug erneut mit dem Schwert zu.

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