Conan und die Straße der Könige
gelbe Flammen über die einstürzende Barrikade. Augenblicklich wurde sie zu einem Feuerwall, der Angreifer und Verteidiger hastig von der sengenden Hitze und dem würgenden Rauch wegtrieb. Ein kleiner Trupp zingaranischer Soldaten, die sich einen Weg durch die Barrikade gegraben hatten, löste sich von dem lodernden Scheiterhaufen und hüpfte wie in einem verrückten Tanz herum.
Conan riß Sifino den Weinbeutel aus der Hand und trank wie ein Verdurstender. »Gib Mordermi Bescheid!« knurrte er.
Carico schloß sich ihm hinter der zweiten Barrikade an. Der untersetzte Schmied trug eine neue Rüstung und war mit einer schweren doppelklingigen Axt bewaffnet. Sein verwundetes Bein war unter dem Verband steif, aber flinke Fußarbeit wurde heute nicht verlangt.
»Etwas Neues?« fragte Conan grimmig.
»Wir halten uns immer noch recht gut.« Carico drückte die Schulter an die Seite eines Ochsenkarrens, als Conan nach einem Rad griff. Der schwere Karren legte sich schräg. Er kippte mit einem heftigen Krachen genau in die Lücke der Barrikade, durch die Conans Männer sich zurückgezogen hatten. Die Hitze der weißglühenden Barriere, die sie verlassen hatten, hatte ihre Gesichter angesengt. Doch ohne sich darum zu kümmern, stützten sie den Karren jetzt mit schweren Balken ab.
»Korsts Angriff ist wieder einmal ins Stocken gekommen«, fuhr Carico fort. »Jetzt muß sich erst noch herausstellen, ob er weiterhin versuchen wird, einen größeren Durchbruch zu erzwingen, oder sich auf kleinere, gleichzeitige Angriffe an allen Luftschächten und Rattenlöchern zur Grube verlegt.«
»Korst kann nicht herein, wir nicht hinaus.« Conan spuckte in hohem Bogen aus. »Nun, er wird nicht abziehen, und wir können uns nicht ständig von einer brennenden Barrikade hinter die nächste retten.«
»Unsere beste Chance wäre, uns dorthin zurückzuziehen, wo wir eine stabile Verteidigungslinie errichten könnten«, meinte Carico optimistisch. »Wir haben Proviant und Wasser genug, um einer Belagerung standzuhalten. Wenn die Stadt erst sieht, daß die freien Bürger der Grube eine feste Stellung gegen die Armee des Tyrannen einnehmen, wird sie sich gegen Rimanendo erheben, und wir können Korsts Schlächter in die Zange nehmen.«
»Auf unseren Sieg!« prostete Conan und gab den Weinbeutel an Carico weiter. Seine persönliche Einschätzung der Situation war bedeutend düsterer, aber der Optimismus des anderen war mitreißend. »Wann soll der Gegenangriff beginnen?«
»Santiddio ruft das einfache Volk der neuen Stadt zu den Waffen. Avvinti hat einen Teil unserer Beute mitgenommen, um die Unterstützung gewisser ehrgeiziger Lords zu erkaufen. Wir müssen uns nur noch gegen Korsts Armee verteidigen. Rimanendo herrscht lediglich durch Furcht. Wenn das Volk sieht, daß man sich gegen seine Macht stellen kann, wird es seine Furcht verlieren – und nur noch seinen Haß befriedigen wollen.«
»Was sagst du da von Avvinti?« platzte Conan heraus. Er war nicht an Caricos langer Rede interessiert. »Wann ist er mit dem Gold aufgebrochen? Mordermi kann doch nicht so leichtgläubig sein, diesem geschniegelten Gecken zu trauen!«
»Ich bin auch nicht gerade begeistert von Avvinti«, versicherte ihm Carico, »aber er würde die Weiße Rose nie betrügen. Avvinti hat Freunde unter den Hochgeborenen und anderen einflußreichen Persönlichkeiten, das macht ihn für unsere Sache von unbezahlbarem Wert. Er brach vor Morgengrauen auf, um seine Beziehungen spielen zu lassen, wie man so schön sagt.«
»Vor Morgengrauen?« Conans Argwohn wuchs noch. »Hatte Avvinti eine Ahnung von Korsts Plänen?«
»Oh, Korsts Angriff kam nicht ausgesprochen unerwartet«, erinnerte ihn Carico. »Callidios sah ihn voraus, und so war es doch klar, daß wir mit unseren Plänen nicht zögern durften.«
»Aber wenn Mordermi vermutete, daß Korst in voller Stärke angreift, weshalb nahmen wir dann die Beute nicht einfach und zogen uns alle aus der Grube zurück, als Avvinti aufbrach?« fragte Conan. »Korst wäre bei seinem Einmarsch in die Grube auf keinen Widerstand gestoßen. Er hätte festgestellt, daß wir mit dem Plündergut geflohen waren – und es wäre zu keinen Kampfhandlungen gekommen.«
»Ohne Kampfhandlungen kein Krieg«, erklärte Carico. »Wir brauchten doch gerade eine solche blutige Auseinandersetzung mit Rimanendos Streitkräften, um das Volk für unsere Seite zu gewinnen.«
Etwas in Conans Miene warnte Carico. Er beeilte sich hinzuzufügen: »Das ist
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