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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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in die Zange nehmen – oder hast du das schon vergessen?«
     

11. Die Letzte Wache marschiert
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    DIE LETZTE WACHE MARSCHIERT
     
     
    Rauch und Flammen bildeten entlang Kordavas Küstenstreifen ein leuchtendes Banner über der blutigen Hölle, die in der Grube ausgebrochen war.
    Doch aus dem schmutzigen Wasser der Bucht stieg ein viel schrecklicheres Grauen in das flammende Zwielicht.
    Niemand sah es kommen, anfangs jedenfalls nicht. Der Hafen brannte bis zum Rand des Wassers. Korsts Soldaten hatten hier den Sperrgürtel aufgelöst und waren mit den Menschen, deren Läden und Häusern von der Feuersbrunst verschlungen wurden, vor der versengenden Hitze geflohen. An anderen Orten hatten der Schlachtenlärm und das Gewühl der weinrot- und golduniformierten Soldaten die Neugierigen in die Sicherheit ihrer Häuser zurückgetrieben. In einem Kampf wie diesem war für die Soldaten jeder, der nicht des Königs Rock trug, ein möglicher Feind, und Korsts Männer waren nicht gerade für Zimperlichkeit bekannt.
    Hätte jemand auf dem verlassenen Kai gestanden, hätte er möglicherweise eine ungewöhnliche Bewegung unter den öligen Wellen bemerkt, die gegen die steinernen Stufen an der Uferböschung schlugen. Ein weiterer Blick hätte seinem erstaunten Auge gezeigt, daß die Köpfe von Schwimmenden an die Oberfläche tauchten – Gesichter, die im spiegelnden Schein der Flammen unheimlich wirkten. Einen Moment später drang bereits eine zweite Reihe von Köpfen aus dem Wasser, während von der ersten schon Schulter und Brust zu sehen waren. Doch nicht schwimmend näherte sich die fremde Schar, nein, sie war über den Meeresgrund marschiert und schritt nun aus den Wellen.
    Die ersten Fremden erreichten die unter dem Wasser liegenden Stufenreihen und stiegen in dichtgeschlossener Reihe empor. Ihnen folgte eine stete Prozession stummer Gestalten. Nur das merkwürdige Rasseln der Ausrüstung war zu hören sowie die unnatürlich lauten Schritte sandalenbekleideter Füße. Im feurigen Zwielicht glänzten sowohl die Kleidung, die Waffen als auch die Haut in dunklem Schimmer, poliertem Obsidian oder Gagat gleich. Das Wasser glitt von den Gestalten ab wie von wachsüberzogenem Glas, so daß sie völlig trocken zu sein schienen, als sie von den Stufen traten und sich in Reih und Glied auf dem Kai aufstellten.
    Jede ihrer Bewegungen verriet lang geübte Präzision, wie die eines Eliteregiments, das zum Parademarsch ansetzt. Doch fehlte das in diesem Fall übliche Klirren von Stahl. Statt dessen waren Geräusche zu vernehmen, die ein wenig wie das Schleifen von Messern auf geöltem Stein klangen, wie das Zersplittern von Eiszapfen in einem arktischen Sturm, wie das Scharren von Nägeln auf Schiefer oder wie der Todesschrei zerschmetternden Kristalls. Die Flammen spiegelten sich wie Sterne auf Keulenspitzen, Schwertschneiden und den Klingen von Streitäxten – und auch jetzt wirkte alles schwarz und glänzend und scharf wie geschliffenes Glas.
    Als gehorchten sie einem unhörbaren Befehl, setzte der vorderste Trupp sich in Bewegung und marschierte vom Kai auf die flammenerhellten Straßen. Der zweite folgte dichtauf, während immer weitere Reihen von Obsidiankriegern aus dem Meer auftauchten und die Stufe zum Kai hochstiegen. Und wie die Wogen der See kamen immer neue, immer weitere, scheinbar ohne Ende.
    Die Feuersbrunst, die Korsts Soldaten von ihrem Angriff auf der Wasserstraße (so genannt aufgrund vereinzelter Überschwemmungen im Frühjahr) vertrieben hatte, drohte das ganze armselige Viertel des neuen Kordava zu vernichten. Einige Menschen versuchten verzweifelt am Rand der Flammen aus ihren Häusern zu retten, was zu retten war. Sie waren die ersten, die die Letzte Wache sahen und sofort flohen.
    Ihre Reaktion war verständlich. Das Feuer war über zwei Lagerhäuser vorgedrungen, deren brennende Mauern auf die Straße zum Kai gestürzt waren. Weiße Glut, die immer wieder zu leckenden Flammen emporschoß, wälzte sich wie ein träger Strom von einer zur anderen Seite zwischen den beiden eingestürzten Lagerhäusern. Und durch diese flüssige Glut marschierte das erste Hundert der Letzten Wache so ungerührt, als stapfte es über Herbstlaub.
    Außerhalb der Flammen hielt die Postenkette immer noch Ausschau nach Flüchtigen, geduldig wie eine Katze, die vor einem Mäuseloch lauert. Als sie die Schreckensschreie hörten, drehten die Soldaten sich um und sahen die erste Hundertschaft durch eine Flammenwand auf sich zukommen.

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