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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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hatte darüber gespottet – erst recht, nachdem er erfahren hatte, dass das alles auf die Warnung eines »ketzerischen Froschfresser-Sklaven« zurückging -, war jedoch auf der Stelle verstummt, als er gesehen hatte, wie ein vollständiger Satz feiner Dietriche aus dem Afterschließmuskel eines stämmigen Galérien namens Gerard gezogen wurde. Und er war stumm geblieben, als eine immer verblüffendere Vielfalt an Eisenwaren wie von Zauberhand aus den verschiedensten Öffnungen und Teilen von Kleidungsstücken hervorgeholt worden war. »Wenn ich eine
Granate aus dem Nasenloch irgendeines Mannes kommen sähe, wäre ich nicht überraschter, als ich es jetzt bin«, hatte er gesagt. Schließlich war ein Spiegel gefunden worden, und dann noch einer – was Jacks Geschichte bestätigt hatte. Nyazi war für seine Verhältnisse ungewöhnlich nachdenklich gewesen und hatte gesagt: »Die Ehre gebietet, dass wir den Investor unverzüglich zur Hölle schicken, zusammen mit so vielen von seinem Clan, wie wir mit unseren Dolchen erwischen.« El Desamparado dagegen hatte einen Wutanfall bekommen und sich erst beruhigt, nachdem er fast eine Stunde lang getobt hatte und immer wieder, den Ochsenziemer schwingend, die ganze Länge der Galiot auf und ab geschritten war.
    Nun hatten diese Galériens sich durch Jeronimos Fertigkeiten mit der Peitsche ebenso wenig beeindrucken lassen wie durch seine Anspielungen auf die klassischen Sagen 11 . Auf der Höhe seiner Wut war Jeronimo nicht mehr und nicht weniger sympathisch gewesen als irgendein Comité der französischen Kriegsflotte. Es waren eher seine seltsamen Kommentare gewesen, als er sich beruhigt hatte, die sie alle davon überzeugten, dass El Desamparado wahnsinnig war, und so einschüchterten, dass sie in Schweigen und Unterwürfigkeit verfielen.
    Für den Fall, dass sie irgendwelche Dietriche bei der Suche übersehen hatten, waren die französischen Vorhängeschlösser, die die Sklaven auf dem Transport zu der Galiot gesichert hatten, in die Bilge geworfen und ihre Ketten in der tragbaren Kohlenpfanne der Galiot erhitzt und zugeschmiedet worden.
    Nun, da die Galiot unter Wolken von Hagelgeschossen und rauchenden Kettenkugeln, die über sie hinwegflogen, durch die Trümmer der französischen Flottille ruderte, fischte Jack eines dieser Vorhängeschlösser wieder aus der Bilge heraus. Während Jewgeni mit ein paar fürchterlichen Hammerschlägen Gerards Kette abtrennte, wühlte Jack sich durch den gewaltigen Schlüsselring, den die Franzosen ihnen ausgehändigt hatten, bis das Schloss offen war. Dann bestiegen Jack, Jewgeni, Gerard und Gabriel Goto das Skiff und ruderten die letzten paar Yard zu der langsam sinkenden Galeere.
    Hunderte angeketteter Männer waren bereits unter die Wasseroberfläche
gezogen worden, und vielleicht vierzig blieben darüber. Die Bank, mit der Monsieur Arlanc und seine vier Gefährten durch eine gemeinsame Kette verbunden waren und von der sie alle während der vergangenen Viertelstunde herabgebaumelt waren, befand sich jetzt nur noch ein paar Yard über dem Wasser, und ihre Beine wurden bei jeder Welle gewaschen. Jack kletterte mit einem Ende der Kette, die um Gerards Taille führte, auf diese Bank, wickelte es um Arlancs Kette und verband beide mit dem Vorhängeschloss. Den Schlüssel warf er weg und zerschmetterte obendrein das Schlossgehäuse mit einem Hammer, damit es wirklich nicht mehr aufgesperrt werden konnte.
    Gerards Blick wanderte sofort zu der Kette, die um die Taillen von Monsieur Arlanc und seinen vier Kameraden ging und an der dem Laufgang zugewandten Schmalseite der Bank endete, wo sie mit einem Vorhängeschloss an einem stabilen Eisenring befestigt war.
    Jack sprang zurück in das Skiff, reichte Gerard seinen Satz Dietriche und warf ihn mit den Worten über Bord: »Los, befrei dich selber.«
    Natürlich passierte um sie herum noch viel mehr, und wenn Jack die Geschichte später erzählte, gab er den ganzen Bericht mitsamt den nötigen Ausschmückungen wieder: das hysterische Geplärr mancher Galériens , das fromme Gebet anderer, die vielen kräftigen Hände, die aus dem Wasser herausschossen, um an den Dollborden ihres Skiffs Halt zu finden, und dann von Gabriels Schwert abgeschnitten wurden; die Offiziere und französischen Seesoldaten, die sich immer noch an das Vorderkastell der Galeere klammerten und versuchten, sich einen Platz auf der Galiot zu erkaufen oder, falls das nicht gelang, sich an Bord durchzukämpfen, nur um dann von

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