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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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möchte wissen, was Ihr denkt, denn Ihr werdet beobachtet.«
    »Das weiß ich sehr wohl. Monsieur Rossignol...«

    »Ah, ja – der Argus des Königs – er weiß alles .«
    » Ihm ist aufgefallen, dass mein Name in letzter Zeit häufig in Briefen derer bei Hofe auftaucht, die sich selbst als Alchimisten bezeichnen.«
    »Warum lassen die Alchimisten Euch beobachten?«
    »Ich glaube, das hat mit dem zu tun, was Monsieur le Duc d’Arcachon im Süden vorhatte«, sagte Eliza. »Immer vorausgesetzt, Ihr seid diskret gewesen.«
    Die d’Oyonnax lachte. »Wir beide verkehren mit zwei völlig verschiedenen Arten von Alchimisten! Selbst wenn ich indiskret wäre – was ich ganz bestimmt nicht bin -, ist es unvorstellbar, dass eine Giftmischerin, die in einem Keller in Paris arbeitet, irgendeine Verbindung zu einem edlen Praktikanten der Kunst wie etwa Upnor oder de Gex hat.«
    »Ich wusste nicht, dass Pater Édouard ebenfalls ein Alchimist ist!«
    »Aber ja. Mein geistlicher Cousin ist sogar das perfekte Beispiel für das, worauf ich hinauswill. Könnt Ihr Euch etwa vorstellen, dass sich ein solcher Mann mit Satanisten zusammentut?«
    »Ich kann mir das nicht einmal von mir selbst vorstellen.«
    »Ihr tut es ja auch nicht.«
    »Und was seid Ihr dann , wenn ich fragen darf?«
    Die d’Oyonnax legte in einer seltsam mädchenhaften Geste eine behandschuhte Hand auf ihre Lippen, um ein Lachen zu unterdrücken. »Ihr versteht es immer noch nicht. Versailles gleicht diesem Fenster.« Ihr weit ausschwingender Arm lenkte Elizas Blick auf ein Buntglasbild. »Schön, aber dünn und zerbrechlich.« Sie öffnete den Fensterflügel darunter, sodass die Straße davor zu sehen war: ein Holzträger, der wie ein Wilder aussah, hatte seine Last abgeworfen, um sich mit einem jungen Vagabunden zu prügeln, der Anstoß daran genommen hatte, dass der Holzträger gegen eine Hure gestoßen war, die der Vagabund gerade in eine Hintergasse begleitete. Ein von den Pocken Erblindeter hockte an einer Wand und schied eine blutige Flüssigkeit aus seinem Darm aus. »Unter dem schönen Glanz ein Meer von Verzweiflung. Wenn Menschen verzweifelt sind und Beten nicht hilft, wenden sie sich woanders hin. Die berühmten Satanisten, über die sich die de Maintenon solche Sorgen macht, würden den Fürsten der Finsternis nicht einmal dann erkennen, wenn sie in die Hölle hinabstiegen und bei seinem Levée eine Kerze hielten! Diese Nekromanten gleichen den Quacksalbern am Pont-Neuf. Als Quacksalber kann man sich seinen Lebensunterhalt nicht damit verdienen,
dass man anbietet, den Leuten die Fingernägel zu schneiden, weil die Klientel nicht verzweifelt genug ist. Als Zahnreißer aber kann man sich seinen Lebensunterhalt sehr wohl verdienen. Habt Ihr je einen schlimmen Zahn gehabt, Mademoiselle?«
    »Mir ist klar, dass das wehtut.«
    »Bei Hofe gibt es Leute, die an Herzens- und Seelenschmerzen leiden, die ganz genauso unerträglich sind wie Zahnschmerzen. Diejenigen, die diese Menschen ausbeuten, unterscheiden sich in nichts von Zahnreißern. Die Embleme des Teufels unterscheiden sich in nichts von der Zange, welche die Zahnreißer zur Schau stellen: Sie sind der sichtbare Beweis dafür, dass diese Leute das Rüstzeug zur Ausübung ihres Gewerbes haben und ihre Kunden zufriedenstellen.«
    »Ihr seid so finster! Gibt es denn etwas, woran Ihr glaubt?«
    Die d’Oyonnax schloss den Fensterflügel. Die grausigen Bilder draußen waren verschwunden. »Ich glaube an Schönheit«, sagte sie. »Ich glaube an die Schönheit von Versailles und an den König, der sie geschaffen hat. Ich glaube an Eure Schönheit, Mademoiselle, und an meine. Die Finsternis dahinter besitzt die Macht hervorzubrechen, genau wie diese Menschen dort draußen Steine durch dieses Fenster werfen könnten. Doch siehe da, das Fenster ist seit Jahrhunderten unversehrt. Niemand hat einen Stein hindurchgeworfen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es auf der Welt eine Machtbalance gibt, die man nur bei ständiger Aufmerksamkeit wahrnehmen kann, und aufrechterhalten lässt sie sich nur durch...«
    »Durch die unaufhörlichen, subtilen Machenschaften von Menschen wie Euch«, sagte Eliza; und der Ausdruck in den grünen Augen der d’Oyonnax verriet ihr, dass ihre Vermutung zutraf. »Habt Ihr Euch deshalb in meine Vendetta gegen den Herzog eingemischt?«
    »Ich habe es jedenfalls ganz gewiss nicht aus Zuneigung zu Euch getan! Und auch nicht aus Mitgefühl. Ich weiß nicht und möchte auch gar nicht wissen, warum Ihr

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