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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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ihn so hasst, aber was man sich an Geschichten über ihn erzählt, macht einem das Raten leicht. Wäre der Herzog ein großer Held Frankreichs – ein Jean Bart, beispielsweise -, würde ich Euch vergiften, ehe ich zuließe, dass Ihr ihm etwas antut. Doch wie die Dinge liegen, ist der Herzog ein Feigling, monatelang abwesend, wo er doch dringend gebraucht wird. Eine weise Entscheidung des Königs, ihn Monsieur le Marquis de Seignelay unterzuordnen. Doch nun, da de Seignelay todkrank ist, wird der Duc d’Arcachon
versuchen, seinen früheren Rang wieder einzunehmen, was sich als Katastrophe für die Flotte und für Frankreich erweisen wird.«
    »Ihr seht Euch also als jemanden, der die Arbeit des Königs tut.«
    »Ich sehe mich als jemanden, der den Zielen des Königs dient.« Madame la Duchesse d’Oyonnax zog aus dem Bund ihres Kleides ein blassgrünes Röhrchen, kaum größer als ein Kinderfinger, und stellte es auf ihrem Handteller zur Schau. Sie stand mehrere Schritte von Eliza entfernt, was diese zwang, ihr näher zu treten. Eliza tat es trotz einer plötzlichen Gänsehaut, die sich wie ein brennender Ölteppich auf ihrer Schädeldecke ausgebreitet hatte. Die Hände hielt sie vor ihrem Bauch verschränkt, teils um sie warm zu halten – teils aber auch, um sie in Griffweite des schmalen Dolches zu haben, den sie gewohnheitsmäßig am Bund ihres Kleides verbarg. Sonderbar, hier und jetzt daran zu denken; aber sie traute der Herzogin alles zu und wollte bereit sein, falls die d’Oyonnax versuchte, ihr etwas ins Gesicht zu schütten oder sie mit einer vergifteten Nadel zu stechen.
    »Ihr macht Euch keinen Begriff, wie einfach das sein wird im Vergleich mit einem typischen Giftmord«, sagte die d’Oyonnax in leichtem Plauderton, als würde das Eliza beruhigen. Diese war mittlerweile so nahe gekommen, dass sie das grüne Ding genauer sehen konnte: eine winzige Phiole, wie man sie etwa für Parfüm benutzen könnte, aus Jade geschnitzt, mit Ringen aus Silber eingefasst und mit einem Stöpsel an einer zierlichen Kette versehen. »Tupft Euch das nicht hinter die Ohren«, sagte die Herzogin.
    »Gehört es zu denen, die über die Haut aufgenommen werden?«
    »Nein, aber es riecht schlecht.«
    »Dann wird es der Herzog in einem Getränk sicherlich bemerken.«
    »Ja – aber nicht in seinem Essen. Ihr wisst von seinen sonderbaren Vorlieben?«
    »Davon weiß ich mehr, als mir lieb ist.«
    »Das meine ich, wenn ich sage, dass es einfach für Euch sein wird. Normalerweise muss ein eingenommenes Gift geschmacklos sein, ist dann aber häufig unwirksam. Diese Substanz hier ist ebenso tödlich wie übelriechend – doch der Herzog wird sie keinesfalls bemerken, wenn sie in eine Mahlzeit aus verfaultem Fisch gemischt wird. Ihr müsst lediglich eine Möglichkeit finden, in die private Küche zu gelangen, wo seine schreckliche Mahlzeit zubereitet wird. Das wird nicht ganz leicht sein – aber immer noch viel einfacher, als die Machenschaften, die die meisten Leute auf sich nehmen müssen.«

    »Die meisten Giftmischer, meint Ihr wohl...«
    Die d’Oyonnax erwiderte nichts auf diese Korrektur – verstand sie vielleicht noch nicht einmal. »Nehmt es, oder lasst es sein«, sagte sie. »Ich werde hier jedenfalls nicht länger so stehen bleiben.«
    Eliza streckte die Hand aus, um der d’Oyonnax die Phiole vom Handteller zu pflücken. Als sie dies tat, schloss sich die größere Hand ihres Gegenübers um die ihre, dann schob die d’Oyonnax ihre andere Hand darüber und hielt fest, sodass Elizas um die grüne Phiole geballte Faust zwischen den Händen der Herzogin verschwand. Eliza starrte unverwandt darauf, denn sie verspürte keinerlei Verlangen, der Herzogin in das plötzlich so nahe Gesicht zu sehen. Doch die d’Oyonnax ließ nicht los; und so drehte Eliza schließlich den Kopf in die entsprechende Richtung, hob mit einiger Anstrengung den Blick und schaute der d’Oyonnax direkt in die Augen. Sie konnte dies nur einen Moment lang ertragen; doch wie es schien, genügte das der Herzogin schon, um zufrieden zu sein. Womit zufrieden, wusste Eliza nicht. Doch nachdem die d’Oyonnax Elizas Faust ein letztes Mal gedrückt hatte, schob sie sie von sich und ließ sie los. »Abgemacht«, sagte die Herzogin. »Ihr werdet es also heute Nacht vollenden?«
    »Es ist schon zu spät – ich muss mich fertig machen.«
    »Dann also bald.«
    »Für mich kann es gar nicht bald genug sein.«
    »Die Leute werden reden, wenn es passiert ist«, sagte

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