Confusion
spielerisch gedacht waren, böse zerhauen hatten. Bis Bob und Oliver auf Rufweite herangekommen waren, hatte Bob erraten, was sie herführte: Sie wollten Fechtunterricht. Normalerweise galt dies als Zeitvertreib verweichlichter Höflinge, als sinn- und zwecklose, altmodische Affektiertheit. Doch bei Bürgerlichen, zumal bei älteren, die sich noch an Cromwell erinnerten, war die Kunde vom Langschwert noch lebendig. Offenbar hatte es sich bis zu Tom und Oliver herumgesprochen, dass Bob etwas von der Praxis verstand. Diese Jungen waren erzkonservative Puritaner, die den ganzen Winter lang nichts zu tun hatten, da Saufen, Spielen und Huren aus religiösen Gründen unzulässig waren. Schießübungen waren nicht möglich,
denn Pulver und Kugeln waren streng rationiert. Bob war also nicht ganz klar, ob sie die Praxis des Schwertfechtens deshalb aufgenommen hatten, weil ihnen wirklich daran lag oder weil sie buchstäblich nichts anderes zu tun hatten.
Es spielte so und so keine Rolle, denn auch Bob war unbeschäftigt. Also klopfte er, als Tom und Oliver in Hufeisenwurfweite seines Sinnier-Baums kamen, die Asche aus seiner Pfeife, stand auf, griff schräg über seinen Körper und zog sein Langschwert. Die Puritaner waren begeistert. »Man wendet dem Gegner tunlichst die Seite zu, da man auf diese Weise ein schmaleres Ziel bietet und den Schwertarm umso näher an den anderen heranbringt«, sagte Bob. Er hob das Schwert, bis das Stichblatt seine Nase berührte und die Klinge senkrecht in die Luft zeigte. »Das ist so etwas wie ein Salut, den ihr auf keinen Fall mit einer albernen Affektiertheit verwechseln dürft, denn er sagt jedem, der vor euch steht: ›Ich gedenke mit Euch zu fechten, also steht nicht bloß herum und lasst Euch treffen, sondern verteidigt Euch entweder, oder zieht Euch zurück.‹«
Nun brachten Tom und Oliver einander fast um bei dem Versuch, ihre Waffen aus der Scheide zu ziehen, und dann brachten sie einander fast um, als sie sie in Salutposition hoben. »Oliver, was du da in der Hand hast, ist ein Rapier, und mit dessen Gebrauch kenne ich mich nicht so gut aus wie mit dem des Langschwerts«, sagte Bob, »aber wir werden uns mit den Werkzeugen zu behelfen versuchen, die uns zur Verfügung stehen.«
So eröffnete Bob am Südufer des Flusses Shannon eine neue Fechtkunstschule. Sie wurde sehr rasch populär und verkleinerte sich dann ebenso rasch auf ungefähr ein halbes Dutzend Männer, die sich aufrichtig für das Thema interessierten. Einen Monat danach schloss sich ihnen ein Monsieur LaMotte an, ein hugenottischer Kavalleriehauptmann, der sie eines Tages zufällig im Vorbeireiten erspähte. Er war ein Experte mit dem Kavalleriesäbel, einer Waffe, die gewisse Ähnlichkeiten mit dem Langschwert aufwies, aber er hatte auch das Rapier studiert und war daher in der Lage, Oliver endlich in der Handhabung dieser Waffe zu unterrichten. Im Allgemeinen würden Kavallerieoffiziere (bei denen es sich in aller Regel um Personen von Stand handelte) niemals auf diese Weise mit gemeinen Fußsoldaten fraternisieren, aber die Hugenotten waren ein überaus sonderbarer Menschenschlag.Viele waren Franzosen niederen Standes, die im Handel zu Reichtum gekommen und dann aus Frankreich hinausgeworfen worden waren.
Nun waren sie in Irland und nahmen im Kleinen Rache, indem sie angloirischen Puritanern die Fechtkunstkniffe des kontinentalen Adels beibrachten.
Oliver Goods Großvater hatte ein Dutzend Jahre lang auf einer Farm zwischen Athlone und Tullamore, also in Leinster, gelebt. Aber sie lag nicht weit von der Grenze zu Connaught, die von Protestanten als die äußerste Grenze der Zivilisation betrachtet wurde. Den Besitztitel auf das Land hatte er dadurch erhalten, dass er dessen katholische Bewohner, die Ferbanes, fortgejagt hatte; diese hatten ihr Vieh nach Westen durch eine Furt des Shannon getrieben und waren auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Goods Rechtfertigung, wenn er denn eine brauchte, bestand darin, dass jene Ferbanes am Aufstand von 1641 teilgenommen und ihre Farm auf Kosten einiger benachbarter Protestanten erweitert hätten, die während der Regentschaft Elisabeths aus England herübergekommen seien. Doch diese Rechtfertigung war nicht mehr aufrechtzuerhalten, nachdem er eines Tages von mehreren zerlumpten Männern zur Rede gestellt wurde, die auf dem Besitz erschienen und behaupteten, sie seien die Nachkommen und rechtmäßigen Erben ebenjener elisabethanischen Protestanten. Wenn danach noch jemand
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