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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Kontingente aufzuteilen und sie in den Booten derer hinüberzuschicken, die Wein und Salz in entlegene Häfen von Cornwall schmuggeln.«
    »Das würde das Risiko verteilen, aber die Schwierigkeiten vervielfachen«, sagte Eliza. »Und selbst wenn es gelänge, würde es das eigentliche Problem nicht lösen: Wenn nämlich das Silber auf dem lokalen – das heißt dem englischen – Markt nicht akzeptiert wird, dann werden sich die Truppen nicht als bezahlt erachten.«
    »Natürlich würden wir sie gern in Silberpennys bezahlen«, sagte Pontchartrain, »aber wie die Dinge liegen, werden wir vielleicht französische Münzen verwenden müssen.«
    »Das bringt uns auf ein Gespräch zurück, das wir vor zwei Jahren und einigen Monaten in dem Schlitten in La Dunette geführt haben«, sagte Eliza, und Pontchartrains Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    Doch an dieser Stelle warf Madame de Bearsul einen fragenden Blick in Richtung des höflichsten Mannes von Frankreich, der intervenierte. »Im Namen derjenigen unserer Gäste, die nicht in jenem Schlitten gesessen haben«, sagte Étienne, »bitte ich um die Erlaubnis, unterbrechen zu dürfen, damit wir hören...«
    »Ich spreche von der Neuprägung, als alle alten Münzen eingezogen und durch neue ersetzt wurden«, sagte Eliza. »Kraft königlicher Verordnung hatten die neuen denselben Wert, sodass es für uns, die wir in Frankreich leben, keinen Unterschied machte. Aber sie enthielten weniger Silber oder Gold.«
    »Madame la Duchesse, die seinerzeit Mademoiselle la Comtesse war, sagte damals zu mir, das Ganze müsse schwer vorherzusehende Auswirkungen haben«, sagte Pontchartrain.
    »Bevor Monsieur le Comte ein Wort gegen sich selbst sagt«, meinte Eliza, »hätte ich die Ehre, als Erste zu seiner Verteidigung herbeizueilen.
Die günstigen Auswirkungen der Neuprägung waren gewaltig: denn sie erbrachte ein Vermögen für den Krieg.«
    »Aber Madame la Duchesse erwies sich an jenem Abend im Schlitten als wahre Kassandra«, sagte Pontchartrain, »denn es ergaben sich Auswirkungen, die ich nicht vorhersah, und eine davon ist, dass französische Münzen auf englischen Märkten wahrscheinlich nicht zum vollen Wert akzeptiert werden.«
    »Monsieur, habt Ihr überlegt, Invasionsmünzen zu prägen?«, fragte d’Erquy.
    »Ja, Monsieur, und auch, Stücke von Achten zu verwenden. Doch ehe wir solche Maßnahmen ergreifen, liegt mir daran, von unserer Gastgeberin mehr über die englische Münze zu erfahren.«
    »Ich weise Euch lediglich darauf hin, Monsieur«, sagte Eliza, »dass es bereits ein Verfahren gibt, Silberbarren ohne Risiko für Frankreich nach England zu schaffen; sie in London zu gültiger englischer Münze prägen zu lassen; und diese dann in die Hände vertrauenswürdiger französischer Agenten zu transferieren.«
    »Und was für ein Verfahren wäre das, Madame?«, erkundigte sich d’Erquy, der argwöhnte, Eliza wolle sie auf den Arm nehmen.
    »Frankreichs Hauptverbindung zum internationalen Geldmarkt besteht nicht hier in St. Malo oder gar in Paris, sondern vielmehr in Lyon. Der Geldverleiher des Königs ist natürlich Monsieur Samuel Bernard, und er arbeitet Hand in Hand mit einem Monsieur Castan zusammen. Ich kenne Castan; er ist eine Säule des Dépôt. Er kann bei jedem der verschiedenen Handelsbankhäuser, die Niederlassungen in Lyon betreiben, Geld einzahlen und dafür Wechsel erhalten, die durch Indossament französischen Agenten übertragen werden können, welche sie vor der Invasion nach London bringen können. Diese kann man dann lange vor Ablauf der Wechselfrist Bankiers in London präsentieren, die nach ihrer Hereinnahme die erforderlichen Maßnahmen treffen werden, um die Münzen an dem Tag, an dem die Wechsel fällig werden, bereit zu haben – was bedeuten kann, dass sie Silberbarren per Schiff aus Amsterdam oder Antwerpen herbeischaffen und im Tower prägen lassen müssen. Aber das ist ihre Sache, nicht unsere, und ihr Risiko. Die Münzen werden unseren Agenten übergeben, die sie lediglich an die Front schaffen müssen, um die Truppen zu bezahlen.«
    Zu Beginn dieser Rede sperrte Madame de Bearsul den Mund auf, als könnte sie diese schwierigen Worte und Begriffe leichter durch den
Mund als durch die Ohren aufnehmen; und während Eliza fortfuhr, ging im Gesicht aller anderen Zuhörer, darunter auch einige an benachbarten Tischen, eine ähnliche Verwandlung vor sich; und als sie bei den letzten Worten – die Truppen zu

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