Confusion
Mensch bekommt diese Münzen je zu Gesicht. Sie kommen aus der Münze und verschwinden.«
»Aber ist es nicht so, dass jedermann Silberbarren zum Tower von London bringen und Pennys daraus prägen lassen kann?«
Pontchartrain war einen Moment lang verblüfft. Dann breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht, und er brach in Gelächter aus und hieb so kräftig auf den Tisch, dass Münzen hochsprangen und über die Spielkarten schlitterten. Für einen so würdevollen Mann wie Pontchartrain war das ein ungewöhnlicher Ausbruch, der das Spiel ein paar Momente lang unterbrach.
»Monsieur, welche Ehre und welches Privileg ist es für uns, Euch ein paar Momente der Ablenkung von Euren Sorgen zu schenken!«, rief Étienne aus. Doch dies rief nur neuerliches Gelächter von Pontchartrain hervor.
»Aber Eure großartige Frau redet ja gerade von meinen Sorgen, Monsieur«, sagte Pontchartrain, »und ich glaube, sie schickt sich an, etwas Unverschämtes vorzuschlagen.«
Étiennes Gesicht lief rosa an. »Ich will hoffen, es ist nicht so unverschämt, dass es unsere Gäste in Verlegenheit bringt...«
»Ganz im Gegenteil, Monsieur, es soll die Engländer in Verlegenheit bringen!«
»Nun ja, dann mag es angehen.«
»Bitte fahrt fort, Madame!«
»Das werde ich, Monsieur«, sagte Eliza, »Aber zuerst gewährt mir die Bitte, ein wenig spekulieren zu dürfen.«
»Sie sei Euch gewährt.«
»Die Jacht, mit der Ihr gekommen seid, wird auffällig stark bewacht. Ich spekuliere, dass sie mit Münzgeld beladen ist, das mit der Invasionsstreitmacht über den Ärmelkanal gehen und dazu dienen soll, die französischen und irischen Soldaten während ihres Feldzuges in England zu bezahlen.«
Pontchartrain lächelte schwach und schüttelte den Kopf. »So viel zu meinen Bemühungen um Geheimhaltung. Von manchen heißt es, sie hätten eine Nase für Geld; doch ich glaube wahrhaftig, Madame, dass Ihr Silber aus einer Meile Entfernung riechen könnt.«
»Seid nicht albern, Monsieur, es ist, wie Ihr gesagt habt, eine auf der Hand liegende Notwendigkeit einer Invasion.«
Aus irgendeinem Grund warf sie einen flüchtigen Blick auf d’Erquy und bedauerte es sofort. Der arme Chevalier war derart gebannt, dass es ihrer ganzen Disziplin bedurfte, nicht laut herauszulachen. Der arme Kerl hatte das Familiensilber eingeschmolzen und es dem König geliehen, in der Hoffnung, dass ihm das ein paar Einladungen zu Gesellschaften in Versailles einbringen würde. Die Zinsen waren zuerst verspätet, dann nicht in voller Höhe, später gar nicht mehr bezahlt worden. Der Mann, der die Macht hatte, diese Zahlungen zu leisten oder auch nicht, saß weniger als eine Armeslänge von ihm entfernt – und gerade war offenbar geworden, dass er mit einem Vermögen in Silber nach St. Malo gekommen war, das auf einer Jacht ein paar hundert Yard den Hügel hinab unter Verschluss lag. Ein Wort, ein Federstrich von Pontchartrain, und er bekäme das Darlehen zurückgezahlt oder wenigstens die Zinsen – und das nicht nur in Form eines schriftlichen Zahlungsversprechens, sondern in richtigem Metall. Das war das Einzige, woran d’Erquy denken konnte. Und dennoch konnte er kein Wort sagen, denn das wäre unhöflich gewesen. Die Etikette hatte ihn ebenso effektiv hilflos gemacht wie der Eisenkragen den Sklaven. Er konnte nur zusehen und zuhören.
»Mangel an Silber ist also nicht unser Problem«, fuhr Eliza fort. »Nun gut. Ihr müsst es zwangsläufig über den Kanal schaffen – sehr riskant. Denn in den Annalen der Militärhistorie gibt es keine Geschichte, die langweiliger und bekannter wäre als die vom Wagentross der Zahlmeisterei, der den Fronttruppen Hartgeld bringen soll und unterwegs in einen Hinterhalt gerät und verloren geht, mit katastrophalen Folgen für den Feldzug.«
»Wir haben dieselben Bücher gelesen«, schloss Pontchartrain.
»Trotzdem habe ich, während wir im Winter diese Operation planten, meiner Aufgabe als Marineminister mehr Aufmerksamkeit geschenkt als der des contrôleur-général. Das heißt, ich habe mehr Gewicht auf Vorbereitungen rein militärischer Natur gelegt als auf die damit einhergehenden finanziellen Vorkehrungen. Erst als ich neulich in Cherbourg eintraf und die ganze Komplexität und Größenordnung der Invasion vor Augen geführt bekam, begriff ich wirklich, wie schwierig es ist, dieses Hartgeld nach England zu schaffen. Es auf die naheliegende, direkte Weise hinüberzuschicken wäre Wahnsinn. Ich habe erwogen, es in kleinere
Weitere Kostenlose Bücher