Confusion
nachzudenken, wie Geld für die Regierung zu beschaffen sei, welche einen auf Kosten des Krieges gehenden Mangel an Münzgeld verspürt. Wir erwägen eine große National-Lotterie. Das Vorhaben ausführlicher zu erläutern wäre langweilig, und auf Sir Thomas’ Eignung für ein solches Projekt hinzuweisen würde Eure Intelligenz beleidigen. Wir treffen von Zeit
zu Zeit mit savants der Mathematik von der Royal Society zusammen, um die statistischen Feinheiten zu untersuchen.
Abschließend kann ich Euch Folgendes sagen: Wenn Ihr hier im Zuge irgendeines Abenteuers (dessen Einzelheiten ich weder wissen muss noch wissen möchte) Silber münzen lassen wollt; und wenn dieses Abenteuer den Torys zum Vorteil gereicht (was ich nicht hoffe; aber das geht mich nichts an); und wenn Ihr Euch eingebildet habt, unsere Tory-Regierung hätte irgendeinen Einfluss auf die Münze, sodass deren und Eure Interessen ganz natürlich zusammenfielen; so irrt Ihr Euch. Denn die Münze befindet sich, wie ich mit Freuden berichten kann, fest in der Hand eines Whig. Das spricht jedoch nicht zwangsläufig gegen Euer Projekt. Denn wenn ich richtig zwischen den Zeilen Eures Briefes lese, braucht Ihr im Grunde nur einen kooperativen, um nicht zu sagen willfährigen Freund in der Münze; und ebendazu könnt Ihr Thomas Neale machen, wenn Ihr über das Zeugnis nachdenkt, das ich ihm in diesem Schreiben ausgestellt habe, und auf entsprechende Weise an ihn herantretet.
Ich hoffe, dass die Frage, die Ihr Dr. Waterhouse habt zukommen lassen, durch Obenstehendes zu Eurer Zufriedenheit beantwortet ist. Falls ich Euch nicht zufriedengestellt oder gar (Gott bewahre) gekränkt habe, so schreibt mir bitte, damit ich alle Anstrengungen unternehmen kann, es wiedergutzumachen. Denn es ist mir eine überaus große Ehre und ein Vergnügen, Euer untertänigster und gehorsamster Diener zu sein,
RAVENSCAR
PS Falls es Eure Absicht sein sollte, französisches Silber zu englischen Münzen zu schlagen, um die französischen und irischen Truppen zu bezahlen, die sich in der Gegend um Cherbourg auf eine Invasion Englands in der dritten Maiwoche vorbereiten, so gratuliere ich Euch zu Eurem Einfallsreichtum. Der Transport des Geldes von der Münze zur Front wird eine nicht unbeträchtliche logistische Herausforderung darstellen, weshalb ich Euch folgendes Angebot mache: Falls Admiral Tourvilles Invasionsflotte über den Kanal gelangt, ohne von der Royal Navy versenkt zu werden, und falls die papistische Legion einen Brückenkopf auf englischem Boden errichtet, ohne vom Heer vernichtet oder von einer Schar erzürnter englischer Landmänner in Stücke gerissen zu werden, dann werde ich persönlich jede einzelne
Eurer Münzen in meinem Arschloch vom Tower von London zur Front bringen und sie an einer Stelle deponieren, wo sie leicht aufgelesen werden kann.
Leibniz an Eliza
21. APRIL 1692
Eliza,
Ihr habt mich gebeten – man könnte auch sagen, mir befohlen - , auf etwaige Nachrichten aus Leipzig zu achten, die mit Lothar von Hacklheber im Allgemeinen und Jean-Jacques – oder, wie er hier heißt, Johann – im Besonderen zu tun haben. Dass Lothar eine vage Ahnung hat, dass ich mit Euch in Verbindung stehe, macht die Sache nicht eben leichter. Außerdem muss ich bekennen, dass ich hin und her gerissen bin zwischen dem Wunsch, Euch zu geben, worum Ihr mich gebeten habt, und einem Widerstreben, Informationen an Euch weiterzuleiten, welche die Wunde, die Lothar Euch vor anderthalb Jahren zugefügt hat, nur wieder aufreißen müssen.
Ich habe es also vermieden, nach Leipzig zu gehen. Doch gestern kam Leipzig zu mir nach Hannover. Wie Ihr bestimmt gehört habt, führen meine Gönner Ernst August und Sophie, die bis vor kurzem den Titel Herzog und Herzogin getragen haben, schon seit geraumer Zeit in Wien eine Kampagne mit dem Ziel, zur Würde eines Kurfürsten und einer Kurfürstin erhoben zu werden. Frankreich hat dagegen opponiert und sie durch diverse politische Gegenmanöver in Schach gehalten, deren Einzelheiten mehrere langweilige Bücher füllen würden. Um eine lange Geschichte abzukürzen, der Krieg und besonders die jüngsten Entwicklungen an der Front in Savoyen haben den Kaiser in eine Gemütsverfassung versetzt, in der er alles tun wird, um Ludwig XIV. zu ärgern; dementsprechend sind Ernst August und Sophie seit ein paar Wochen Kurfürst und Kurfürstin von Hannover – nach den für derlei Dinge gültigen Maßstäben nur einen Wimpernschlag unter einem König und
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