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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Naturphilosophie hängt daran«, sagte Daniel. »Bitte richtet den drei Herren aus, dass ich sie in zwei Tagen aufsuchen werde.«
    »Mit Verlaub, Sir, dort sind jetzt nur die beiden. Mr. Locke ist... anderswohin gegangen.«
    »Ihr erweist mir schon wieder einen schlechten Dienst. Ich weiß sehr wohl, dass Mr. Locke sich nach Apthorp House begeben hat.«
    »Sir!«

    Sir Richard Apthorps Landhaus lag etwa auf halbem Wege zwischen Cambridge und Oxford unweit der Landstraße, die von London aus nach Nordwesten in Richtung Birmingham führte. Das nächstgelegene Städtchen von gewisser Größe hieß Bletchley, und Daniel musste dort anhalten und nach dem Weg fragen, weil Sir Richard dafür gesorgt hatte, dass sein Haus in keiner Weise hervorstach. Die nichtssagende Landschaft schien auf sonderbare Weise dafür geeignet, Geheimnisse in voller Sicht zu verbergen. Jedenfalls musste Daniel kein Wort äußern, sondern lediglich das Kutschfenster aufschieben und zusehen, wie drei Stalljungen auf der Straße auf und ab hüpften und darum wetteiferten, ihm den Weg zu Apthorp House zu beschreiben. Unterdessen fing ein älterer Mann ein munteres Gespräch mit John Hammond an. Er ließ Daniels Kutscher wissen, dass die Stallungen von Apthorp House längst voll seien und dass Sir Richard ihn aus Gefälligkeit gegenüber seinen Gästen beauftragt habe, sich in seinem Mietstall, der genau um die Ecke liege, um diejenigen zu kümmern, die keinen Platz mehr fänden.
    Tatsächlich war der Weg, der sich zwischen niedrigen Hügeln Apthorp House entgegenschlängelte, mit Pferdemist nahezu gepflastert, und als Hammond sein Gespann vor dem Hauptgebäude – ein weiteres barockes, neo-klassisches, mit Statuen heidnischer Götter überladenes Gebilde – zum Stehen brachte, kamen Daniels Augen in den Genuss der schönsten Flotte von Kutschen, die er außerhalb eines königlichen Palastes jemals gesehen hatte. Die Wappen verrieten ihm, wer im Haus war. Der Earl von Marlborough, Sterling Waterhouse, Roger Comstock, Apthorp, Pepys, Locke und Christopher Wren waren allesamt persönliche Bekannte von ihm. Gut repräsentiert war außerdem eine Kategorie, die er bei sich als »Männer wie Sterling« bezeichnete, das heißt Söhne oder Enkel der großen puritanischen Händler /Schmuggler/Unruhestifter der Ära Cromwell, darunter insbesondere auch mehrere Quäker-Magnaten mit ausgedehnten Besitzungen in Amerika. Außerdem anwesend waren Männer mit französischen und andere mit spanischen Nachnamen: Hugenotten bzw. Amsterdamer Juden, die sich in den letzten rund zehn Jahren in England etabliert hatten. Ferner ein paar hochrangige Adelige, vor allem der Prinz von Dänemark, der mit Prinzessin Anne verheiratet war. Standespersonen waren jedoch deutlich unterrepräsentiert, wenn man den hier versammelten Reichtum berücksichtigte. Die Adeligen, die erschienen waren, gehörten zu der Sorte, die Daniel bei sich »Männer wie
Boyle« nannte, das heißt Söhne großer Lords, die nicht sonderlich daran interessiert waren, gemäß der alten, feudalen Definition des Wortes groß zu sein, und sich stattdessen lieber im Dunstkreis der Royal Society aufhielten oder über Ozeane fuhren, um Handel zu treiben oder zu forschen.
    »Das ist die Welt, die Ihr geschaffen habt«, hatte Mr. White zu Daniel gesagt – und ihm damit irgendwie die Schuld für die Glorreiche Revolution gegeben. Doch Daniel sah das ganz anders. Das war die Welt, die Drake geschaffen hatte, eine Welt, in der Macht aus Sparsamkeit, Gescheitheit und Fleiß erwuchs, nicht aus Geburts-, und schon gar nicht aus göttlichem Recht. Dies war die Welt der Whigs, und obwohl Drake an den meisten dieser Leute alles verabscheut hätte, hätte er dennoch zugeben müssen, dass er in gewisser Weise für die Entstehung dieses Junto verantwortlich war.
    Eigentlich hatte keiner dieser Leute Zeit, mit Daniel zu reden, sodass seine Gespräche etwas sehr Bemessenes an sich hatten. Trotzdem freuten sich alle, ihn zu sehen, und interessierten sich dafür, was er zu sagen hatte, und das war tröstlich für einen Menschen mit Daniels spezieller Form von Feigheit.
    »My Lord Marlborough, wenn ich Euch einfach diese Galerie entlang verfolgen dürfte...«
    »Es freut mich zu sehen, dass Euer Zustand Euch dies erlaubt.«
    »Danke, my Lord. An dem Abend, an dem James II. floh, habt Ihr auf dem Fußweg im Tower mit mir gesprochen und ernste Besorgnis über die Beweggründe und Machenschaften der Alchimisten geäußert.«
    »Ihr

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