Confusion
herzlichste Gastfreundschaft erwarten. Von Newton könnt Ihr...«
»Ihr vergesst, dass ich ihn seit dreißig Jahren kenne.«
»Richtig.«
»…«
»Ich kann nur raten, was für Machenschaften Ihr im Schilde führt, Mr. Waterhouse. Aber ich gebe zu, dass ich mich auf Eure Ankunft freue und dass ich mich von einer großen Last befreit fühlen werde, wenn Ihr ankommt.«
»Wieso, Mr. Locke, was belastet Euch denn?«
»Newton ist unwohl.«
»Liebeskrank?«
»Das ist das geringste seiner Leiden.«
»Ich werde bald da sein, Mr. Locke, und mitbringen, was ich an schwacher Arznei anbieten kann.«
»Mr. Waterhouse, mein Terminplan ist ein Monolith , nahtlos und ohne Lücken. Mit Ausnahme von Pinkelpausen. Wollen wir?«
»Wie ich ausgerechnet Euch wohl kaum erklären muss, Mr. Pepys, verschafft mir heutzutage nichts größere Befriedigung als das Pinkeln – doch mit Euch pinkeln zu gehen, Sir, hieße, auf das Vergnügen noch die Ehre zu setzen.«
»Dann wollen wir die Gesellschaft dieser Männer, die nicht wissen, was es bedeutet, verlassen und und uns beim Pinkeln Gesellschaft leisten.«
»Wenn es Euch beliebt, Euch hinter dieser Tür nach rechts zu wenden, Mr. Pepys, werdet Ihr eine Gartenmauer sehen, die ich vorhin schon als...«
»Kein Wort mehr, Mr. Waterhouse, es ist eine wunderhübsche Mauer, wohl proportioniert, abgeschieden, für unseren Zweck wie geschaffen.«
»…«
»Sagt, Mr. Waterhouse, habt Ihr Eure Hose bei Türken gekauft?«
»Ich bin fast fünfzig, Sir, da darf ich mir ein kleines Repertoire von Wunderlichkeiten leisten. Da mir das Pinkeln so viel Vergnügen macht, ertrage ich keine Verzögerung vonseiten meiner Kleidung. Ich hole ohne Umschweife mein Glied hervor und bin mit meinem Geschäft zurande, während Ihr noch an Knöpfen und Schließen nestelt.«
»Keineswegs, Sir, ich liege nur Augenblicke hinter Euch.«
»…«
»Ein Gefühl, dass man Hymnen singen könnte, wie?«
»Ich tue es zuweilen.«
»Mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr morgen Newton besuchen wollt. Ich frage mich, ob er auf meine Lotteriefrage schon eine Antwort hat.«
»Eine weitere Methode, um Geld aufzutreiben?«
»Denkt es Euch eher als Methode, mit der gewöhnliche Menschen sich auf (unbedeutende) Kosten riesiger Mengen anderer gewöhnlicher Menschen bereichern können. Natürlich wird das Schatzamt zur Deckung der Gemeinkosten einen kleinen Gewinn einstreichen müssen.«
»Natürlich. Mr. Pepys, als wir die Royal Society auf den Weg gebracht haben, hätte ich mir niemals träumen lassen, dass Ihr für das dort geschaffene Wissen solche Anwendungsmöglichkeiten finden würdet.«
»Da liegt der Hase im Pfeffer – die Lotterie ist ein Glücksspiel und wird scheitern, wenn wir die mathematischen Grundlagen nicht präzise berechnen.«
»Es kann nichts schaden, sich an den besten Mann zu wenden.«
»Aber er scheint zu viel anderes um die Ohren zu haben, Mr. Waterhouse, denn er beantwortet meine Briefe nur selten, und wenn, dann spricht er nicht über Wahrscheinlichkeit, sondern beschuldigt mich vielmehr, ich steckte mit Jesuiten unter einer Decke oder hätte sein Laboratorium angezündet...«
»Halt. Jeder, mit dem ich in den letzten Tagen über Newton gesprochen habe, hat Euphemismen und Umschreibungen verwendet, die andeuten sollten, dass er völlig den Verstand verloren hat.«
»Ich dachte immer, Hooke sei der Wahnsinnige unserer Institution, aber in letzter Zeit hat Newton...«
»Genug. Ich werde versuchen, der Sache auf den Grund zu gehen.«
»Gut. Und jetzt auf die Knie, Mr. Waterhouse!«
»Wie bitte!?«
»Unbesorgt, ich werde es Euch gleich nachtun... Da meine Knie älter sind, funktionieren sie langsamer... Äh... Ah!… Uff. Na also. Und nun wollen wir beten.«
»Sprecht Ihr nach dem Pinkeln jedes Mal ein Gebet?«
»Nur nach einer wirklich erstklassigen Verrichtung oder wenn ich mich wie jetzt mit einem Leidensgenossen austausche. Herr des Universums, Deine untertänigen Diener Samuel Pepys und Daniel Waterhouse beten darum, dass Du die Seele des verstorbenen Bischofs von Chester, John Wilkins, segnen und behüten mögest, welcher in der Niere der Welt nicht weiter purifiziert werden wollte und sich vor zwanzig Jahren in Deine Obhut begab. Preis und Dank sei Dir dafür, dass Du uns die Gaben der Vernunft geschenkt hast, dank deren das Verfahren der Lithotomie erfunden wurde, das uns, die wir weiter denn je von der Vollkommenheit entfernt sind, in die Lage versetzt, länger in dieser Welt
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