Confusion
es erraten können, indem er einer Eimerladung Wasser den Hügel hinab nachging. Tausend Jahre stündlicher Eimerleerungen hatten nämlich einen gewundenen Entwässerungskanal in den Staub gegraben. Eine Meile weit eilte er im Zickzack grob in Richtung Osten dahin, bis er in einer rissigen Salzpfanne versickerte, in der sich das in dieser Gegend berühmte Große Loch in der Erde sowie andere Verbesserungen befanden. Fast überall konnte ein Erwachsener sich bequem breitbeinig über den Kanal stellen. Hier und dort musste man darüberspringen. An einer Stelle wurde er so breit, dass man dazu Anlauf nehmen musste. Folglich fehlte es den einheimischen Kindern nie an sportlicher Betätigung und Unterhaltung.
Beide Ufer des Grabens waren grün von der Wasserkante bis zu der etwa eine Armlänge entfernten Linie, wo die Wüste wieder übernahm. Von dem erhöht gelegenen Standort am Brunnen aus betrachtet konnte man meinen, irgendeine hinduistische Gottheit hätte eine Feder in grüne Tinte getaucht und ziellos über einen Bogen weißes Pergament gezogen – was nicht weit von dem entfernt war, was die Menschen tatsächlich glaubten. Ihr König der letzten zwei Jahre und zweihundertachtundvierzig Tage spottete über dieses Bekenntnis, doch da es ihnen unter widrigen Bedingungen ein paar tausend Jahre lang Kraft verliehen hatte, musste er zugeben, dass es nicht schlechter war als jede andere Religion.
Die Leute glaubten außerdem, dieselbe Gottheit habe den Graben in seiner ganzen Länge (insgesamt etwa zweitausend Schritte) in fünf Zonen unterteilt, den fünf Töchtern des Urmenschen jeweils eine davon zugesprochen und gewisse Regeln darüber aufgestellt, was wo angebaut werden sollte. Diese fünf Zonen waren zwangsläufig noch mehrfach unterteilt worden, denn die fünf Unterkasten, die aus den Lenden der fünf Töchter hervorgegangen waren, hatten sich in verschiedene Clans verzweigt, die sich dadurch von anderen Clans abhoben, dass sie sich durch Heirat mit anderen Gruppen verbanden, die als höher oder niedriger galten, oder sich in manchen Fällen dadurch selbst vernichteten, dass sie nicht genug außerhalb ihres eigenen Clans heirateten. Daher war nun jeder dieser zweitausend Schritte zu beiden Seiten des Grabens an jemanden vergeben.
Die meisten dieser Jemande waren bekannt und anwesend und hockten, in leuchtende Stoffe gekleidet, hinter ihren winzigen Bauernhöfen – und somit Schulter an Schulter entlang beiden Ufern vom Brunnen bis zu dem Großen Loch in der Erde. Schwert des Göttlichen Feuers war zu seiner monatlichen Inspektion gekommen.
Schwert des Göttlichen Feuers ritt auf einem Esel. Seine Adjutanten, Leibwächter und Diener gingen zu Fuß, abgesehen von zwei Rowzindern zu Pferd und einem Zamindar in einem Palankin.
»Sehr gut«, sagte Schwert des Göttlichen Feuers, »das heißt, es sieht genau so aus wie letztes und vorletztes Mal.«
Der Mann in dem Palankin übersetzte seine Worte ins Marathi und sagte dann: »Sollen wir noch einen Blick auf das Große Loch in der Erde werfen und es für heute dabei bewenden lassen?«
»Das Große Loch in der Erde kann warten. Zuerst werden wir unsere Kartoffel begutachten«, sagte Schwert des Göttlichen Feuers.
Diese Ankündigung löste, kaum dass sie übersetzt war, ein heftiges, höchst konspiratives Getuschel unter den Adjutanten, Gefolgsleuten, Höflingen, Marketendern und Khud-Kashtas oder Oberhäuptern der einzelnen Grabensegmente aus. Schwert des Göttlichen Feuers trat seinem Esel ein paar Mal kräftig in die Flanken und begann, auf den Vierten Mäander des Dritten Teils des Grabens zuzusteuern. Sein Zamindar hatte ihn kurz darauf eingeholt – wobei die Füße seiner Palankinträger Staubwolken erzeugten, die hochwirbelten, verblassten und sich in der unbeweglichen Luft auflösten.
»Die Kartoffel Eurer Majestät dürfte sich seit unserem letzten Besuch kaum verändert haben. Andererseits wurde ich durch allerhöchste
Quellen davon unterrichtet, dass das Große Loch in der Erde nicht nur tiefer, sondern auch weiter geworden ist!«
»Wir möchten unsere Kartoffel besichtigen«, sagte der König störrisch. Sie waren bereits eindeutig in ihrer Nähe – die Kinder, die hier herumtobten, hatten die kräftigen Nasen und länglichen Schädel, die die Anwohner des Vierten Mäanders von den weniger angesehenen Unterkasten am linken Ufer des Dritten Teils abhoben. Erst vergangene Woche war einer von ihnen wegen Grabenüberspringung, das heißt, weil er mit
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