Confusion
der übliche Anteil von Ehrenmännern in jeder Gruppe...«
An dieser Stelle wurde Jacks feierliche Rede jedoch durch lautes Geschrei fast aller Männer in dem Boot unsanft unterbrochen. Jack drehte sich um und sah ein mindestens zwanzig Fuß langes riesiges Krokodil. Es kletterte weniger auf die Masten, als dass es sie mit seinem Gewicht unter die Wasseroberfläche drückte und dann über das untergetauchte Holz glitt. Das bedeutete, dass es sich auf ihn zubewegte. Doch dann regnete es plötzlich Shaftoes, als Jimmy und Danny, jeder ein Bootspaddel in Hand, zwischen Jack und dem Reptil landeten und dem Tier die Paddel ins Gesicht schlugen. Es begann,
sich an dem Holz entlangzufressen, als wären die Paddel Brotstangen, und war auf dem besten Weg, Jimmy und Danny als Hauptgericht und Jack zum Dessert zu verspeisen, als die Nayars im Boot mit ihren Donnerbüchsen das Feuer eröffneten.
Einen Augenblick später wurde der Himmel über Malabar durch eine lange, wogende Kette von Explosionen zerrissen. Jack schaute über das Wasser und sah, dass das neue Schiff in einer grauen Rauchwolke verschwand, aus der in alle Richtungen Licht hervorschoss: Die ungeduldige Besatzung hatte die Schüsse missverstanden und gab einen donnernden Salut zu Ehren ihrer sich nähernden Königin und ihrer Schiffsoffiziere ab. Jack merkte, wie die Masten unter seinen Füßen nach oben schnellten, und als er einen flüchtigen Blick auf die Stelle warf, wo das Krokodil gewesen war, sah er dort nur noch ein bisschen Blut.
Die Geschütze von Königin Kottakkals Palast feuerten jetzt auch Salutschüsse ab, und die Königin begab sich an die Spitze ihres Bootes, um all diese Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen. Sie war von den Ereignissen überrollt worden, was allen Monarchen widerfährt; aber wie eine gute Monarchin wusste sie, wann sie die sonderbaren, vom Schicksal und von Krokodilen gefällten Urteilssprüche akzeptieren musste.
Jack, der einen ausgeborgten Nayar-Lendenschurz trug, hob die Champagnerflasche über den Kopf und zielte damit auf den Bugspriet des Schiffes. »Im Namen von was immer in diesem Höllenloch als heilig gilt taufe ich dich auf den Namen Eli...«
Auf halbem Weg zu ihrem Ziel schlug die Flasche plötzlich in der ausgestreckten Hand von Enoch Root auf.
»Tauft es nicht nach ihr«, sagte er.
»Warum nicht? Das war die ganze Zeit meine Absicht.«
»Meint Ihr denn wirklich, das ginge unbemerkt durch? Die Dame befindet sich in einer heiklen Situation... Schon die Galionsfigur hat eine gefährliche Ähnlichkeit mit ihr.«
»Glaubt Ihr allen Ernstes, dass das eine Rolle spielen wird?«
»Dieses Schiff ist nicht dazu gedacht, auf ewig in Malabar zu bleiben. Eines Tages wird es seinen Weg zurück in irgendeinen christlichen Hafen finden – und es gibt nur noch sehr wenige christliche Häfen, in denen Eliza nicht schon auf irgendeine Weise in Erscheinung getreten ist.«
»Wie zum Teufel soll ich es denn sonst nennen? Kurfürstin Sophie? Königin Kottakkal? «
»Manchmal ist es besser, indirekt zu sein... Dann kann jede dieser Damen annehmen, das Schiff sei in Wirklichkeit nach ihr benannt.«
»Keine schlechte Idee, Enoch... Aber was haben diese drei Damen gemein?«
»Weisheit. Weisheit und eine Art von Stärke – die Bereitschaft, ihre Weisheit in die Tat umzusetzen.«
»Kein Wort mehr«, sagte Jack. »Genau diese Dame habe ich in Theaterstücken gesehen.« Dann, seine Aufmerksamkeit wieder dem Schiff zugewandt: »Ich taufe dich auf den Namen Minerva .« Einen Moment später spritzte französischer Wein auf sein sonnenverbranntes Fleisch, und überall um sie herum wurden Kanonen abgefeuert. Dappa übersetzte alles für Königin Kottakkal, die Jack in die Augen schaute und lächelte.
BUCH FÜNF
Das Komplott
Auf der Themse
FEBRUAR 1696
»Man hat am Rande der Klippen bei Dover eine große Menge mit Öl getränktes Klafterholz gefunden«, versicherte Roger Comstock, Marquis von Ravenscar und Schatzkanzler, »aufgeschichtet, um die Nachricht von der Ermordung Seiner Majestät rasch über den Kanal weiterzugeben.« Auf der (vorteilhafteren) in Fahrtrichtung weisenden Bank des Bootes sitzend, hielt er den Kopf hoch und schaute die Themse entlang, als kämmte er den Himmel über der Nore nach verschlüsselten Rauchsignalen ab.
»Es spricht für die Jakobiten, dass sie ihr Signalwesen endlich auf Vordermann gebracht haben«, sagte Daniel lediglich. »Sie haben die Hälfte von Frankreichs Wein und Feuerholz damit
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