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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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es heißt, ist das verblüffend anzusehen – was vielleicht die Fortdauer dieses Brauchs erklärt. Ich kann dir darüber alle nur möglichen Details liefern, später, wenn du überlebt hast...«
    »Falls ich überlebe, meinst du!«
    »Aber würdest du jetzt bitte irgendwas tun?!«
    Als die Königin begonnen hatte, mit ihrem tödlichen Schmuck um sich zu werfen, waren ein halbes Dutzend bewaffnete Nayars an Bord des Bootes gehechtet und hatten geladene Donnerbüchsen auf die anderen Mitglieder der Verschwörergruppe gerichtet. Die konnten nichts anderes tun als wie Kirchgänger brav auf ihren Bänken zu sitzen und Jack zu beobachten. Als Jack zu ihnen hinschaute, fiel ihm – und das auch nicht zum ersten Mal – auf, dass sich alle seit Kairo mehr oder minder darauf verließen, dass er die Dinge in die Hand nahm. In ihrem anderen Leben oder unter anderen Lebensbedingungen mochten sie Männer der Tat und Führungspersönlichkeiten gewesen sein. Steckte man sie jedoch zusammen und stellte sie vor ein Problem, richteten sich sofort aller Augen auf Jack, um zu sehen, was er tun würde.
    Was (wenn man es recht bedenkt) Königin Kottakkal – so klug in Bezug auf Männer, die auf bewaffneten Schiffen zusammengepfercht waren, und so rückständig in ihrer Auffassung von gerichtlichen Verfahren – wahrscheinlich bemerkt hatte und was vermutlich erklärte, dass es Jack war und nicht van Hoek oder Moseh, den sie dazu auserkoren hatte, sich diesem Gottesurteil zu unterziehen.
    Das, was er in Kairo getan hatte, war der Grund dafür, dass die anderen ihm folgten. Und diese Tat hatte Jack vollbracht, weil der Alb
der Perversheit ihn irgendwie im Khan el-Khalili aufgespürt und ihn davon überzeugte hatte, dass es, statt den Herzog am Leben zu lassen und den wirklich vernünftigen Handel, den er anbot, zu akzeptieren, besser wäre, ihn umzubringen und die Konsequenzen auf sich und die anderen zu ziehen.
    Alles, was seitdem geschehen war, hatte seinen Ursprung in diesem Augenblick. Das alles verstand Jack sehr wohl. Sein einziges Problem war, dass besagter Alb ihm nicht bis hierher nach Malabar gefolgt oder, falls doch, von Piraten abgefangen worden war und jetzt angekettet in irgendeinem staubigen -stan saß und die Aufgabe hatte, Turbanträger dazu zu bringen, dass sie unbedachte und unvorsichtige Dinge taten. Jedenfalls war der Alb nicht da. Und Jack – der in früheren Jahren ohne zu zögern in den Fluss gesprungen wäre – blieb sonderbar reglos stehen, als wäre er ein alter Banyan-Baum, der eine Million Wurzeln in die Erde getrieben hatte. Es gab so viele Dinge, die dafür sprachen, nicht zu versuchen, zwischen den Krokodilen hindurchzuschwimmen, dass er sich einfach nicht bewegen konnte.
    Seine Kameraden saßen geduldig im Boot der Königin und starrten ihn an. Manche dieser Männer liebte er so, wie er, Eliza ausgenommen, noch niemanden geliebt hatte. Verschiedene Erfahrungen wie Krieg, Verstümmelung, Sklaverei und Landstreichertum hatten ihn jedoch verhärtet. Er wusste sehr wohl, dass sich auf jeder beliebigen Galeere im Mittelmeer eine Mannschaft von Sklaven finden würde, die die Freiheit ganz genauso verdienten wie van Hoek, Moseh und die anderen, und dass niemand von ihnen je frei sein würde. Warum sollte er also für diese hier durch krokodilverseuchtes Wasser schwimmen?
    Seine Söhne waren in dem Boot. Jimmy und Danny schauten ihn nicht einmal an. Überzeugt, dass er sie wie immer enttäuschen würde, gaben sie sich gelangweilt.
    Auch Enoch war in dem Boot. Eines Tages würde Enoch von Malabar entkommen. Es würde vielleicht hundert Jahre dauern, aber Enoch würde entkommen und zur Christenheit zurückkehren und die Geschichte von Jack Shaftoe verbreiten, der am Ende die Nerven verloren und folglich seine letzten Jahre als zwitterhafter Arsch-Sklave in einer heidnischen Pagode verbracht hatte.
    Jack bemerkte wie aus der Ferne, dass er am Ufer entlangrannte.
    Die Masten hatten einen leichten Vorsprung. Jack wurde der Weg schließlich durch Mangroven versperrt, die eine Art lebendigen Wellenbrecher
am Rand des Dorfes bildeten. Es führte jedoch, über freiliegende Wurzeln und durch brackige Sümpfe, ein Pfad hindurch, auf dem die Leute vorne ans Flussufer gelangten, um mit Netzen oder Speeren Fische zu fangen. Jack machte einen Umweg durch eine Bambushütte, in deren Hof er sich im Vorbeilaufen zwei Hühner schnappte. Auch ein Stück Bambus fiel ihm ins Auge. Es hieß, mit einem solchen Ding könne man die

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