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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Metapher für die Massachusetts Bay Colony?«
    »Ja.«
    »Wie kommt Ihr zu der Annahme, dass Euch Massachusetts weniger wie eine Wiederholung anmuten wird? Nach allem, was ich von dort hörte, ist das Ganze bloß ein einziger blutiger Indianerüberfall nebst Mather-Tirade nach dem anderen.«
    »Ich werde dort einer Arbeit von ganz neuem Charakter nachgehen können.«
    »Ja, das erzählt Ihr den Fellows der Royal Society unentwegt – allen zwei Dutzend von uns.«
    »Die korrekte Zahl beläuft sich eher auf acht Dutzend. Aber ich verstehe, was Ihr meint. Wir sind tatsächlich geschrumpft. Was nur dem Mangel an Neuem zuzuschreiben ist. Ich gedenke dem abzuhelfen.«
    »Hier habt Ihr etwas Neues: Wenn Ihr in Sichtweite des französischen Flottenstützpunkts bei Dünkirchen kommt...«
    »Nun sprecht Ihr schon zum zweiten Mal zu mir, als stünde ich im Begriff, eine Reise nach Frankreich anzutreten. Was bringt Euch derart durcheinander, dass Ihr solche Phantasien hegt?«
    »Ob durcheinander oder nicht, ich bin der einzige Wohltäter und Vorsitzende des Verwaltungsrates des Massachusetts Bay Colony Instituts der Technologischen Wissenschaften, nicht wahr?«
    »Sir, mir ist nicht bewusst, dass besagtes Institut überhaupt schon instituiert worden wäre. Aber wenn, dann wärt Ihr der Hauptverdächtige.«

    »Ist das ein Ja?«
    »Ja.«
    »Daraus folgt, dass ich eine gewisse Weisungsbefugnis in der Frage habe, wie der einzige Angestellte seine Arbeit verrichtet – seid Ihr nicht auch dieser Meinung?«
    » Angestellte werden bezahlt. Sie werden mit Geld bezahlt. Von dem es keines gibt.«
    »Ihr könnt einen wirklich auf die Palme bringen. Womit habt Ihr die letzten vierzehn Tage verbracht?«
    »Ihr wisst sehr wohl, dass ich in Cambridge war und Isaac geholfen habe, seine Wohnung zu räumen.«
    Roger affektierte Verblüffung. »Ihr sprecht doch nicht etwa zufällig von Isaac Newton, dem Gelehrten...? Aber wieso verlässt er Cambridge?«
    »Er kommt – endlich – hierher, um die Münze zu leiten«, räumte Daniel ein. (Dies wurde schon seit Jahren betrieben. Innenpolitische Komplikationen und Isaacs Geistesstörungen hatten die Sache verzögert.)
    »Es heißt, er sei der brillanteste Bursche, der je gelebt hat.«
    »Er selbst würde diesen Ehrentitel Salomo zuerkennen; aber ich bin Eurer Meinung, Sir.«
    »Lieber Himmel, meint Ihr, er ist der Aufgabe gewachsen, ein paar Stücke Metall zu prägen?«
    »Wenn die Politik ihm keine Fesseln anlegt.«
    »Daniel, Ihr kränkt mich. Was Ihr gerade gesagt habt, läuft auf die Unterstellung hinaus, dass der Junto politisch inkompetent sei. Darf ich Euch daran erinnern, dass die Neuprägung gebilligt worden ist – und zwar vom Unter- wie vom Oberhaus? Also werden wir diesen Abfall nur noch eine kleine Weile ertragen müssen.« Der Schatzkanzler griff in seinen Schuh, zog ein Bündel Papiergeld der Bank von England heraus, das er hineingestopft hatte, um seine Füße warm zu halten, und wedelte damit zur Unterstreichung seiner Worte in der kühlen Luft herum. Dann warf er es – von dem Anblick angewidert – über die Schulter in die Themse. Weder er noch der Bootsführer blickten sich um.
    »Das war eine närrische Verschwendung«, sagte Daniel. »Wir hätten es verbrennen können, um uns warm zu halten.«
    »Kerbhölzer geben mehr Wärme, Meister«, ließ sich der Bootsführer vernehmen, »und sie werden mit einem Abschlag von vierzig Prozent verkauft.«

    »Isaac wird Anfang Mai in der Münze vereidigt«, sagte Roger. »Jetzt haben wir Februar. Wie beschäftigen wir uns bis dahin? Ihr habt die Absicht, dieses Projekt zum Thema ›Comenius-Wilkins-Leibniz’sches, Pansophisches, Arithmetisch Maschinenlogisches, Vernunftalgebraisches, Automatisch Rechnendes Behältnis allen Wissens‹ voranzutreiben, nicht wahr?«
    »Wir brauchen einen besseren Namen dafür«, räumte Daniel ein, »aber Ihr wisst sehr wohl, dass die Antwort Ja lautet.«
    »Dann hättet Ihr eigentlich zuerst ein Gespräch mit Leibniz führen müssen, oder seid Ihr da anderer Meinung?«
    »Natürlich bin ich nicht anderer Meinung«, sagte Daniel, »aber selbst wenn es hierzulande Geld gäbe, würde ich keines besitzen, und deshalb hatte ich es im Grunde gar nicht erwogen.«
    »Ich habe in einem Strumpf ein paar alte Louis d’Or aus der Zeit vor der Entwertung gefunden«, vertraute Roger ihm an, »und würde mich glücklich schätzen, sie Euch vorzustrecken, während wir darauf warten, dass Isaac die Münze

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