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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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weit verfolgt, aber nicht gefasst. Heute habe ich Nachricht erhalten, dass de Gex gestorben ist. Seine Cousine, Madame la Duchesse d’Oyonnax, kümmert sich um alles – wahrscheinlich wird sein Leichnam zum Familiensitz gebracht und dort beigesetzt.«
    »Eine außergewöhnliche Geschichte«, sagte Daniel. »Da Ihr für alles, was Ihr tut, Gründe habt, vermute ich, dass Ihr einen Grund habt, sie mir zu erzählen?«
    Eliza zuckte die Achseln. »Einige bei Hofe waren der Ansicht, dass man es mit einem Mörder zu tun hatte, der auf Befehl Londons oder einer anderen protestantischen Hauptstadt handelte. Das Mordkomplott gegen Wilhelm bei Turnham Green könnte ein Vergeltungsakt gewesen sein. Ich dachte, der Junto wüsste das vielleicht gern.«
    »Dann werde ich es weitergeben, Madame. Der Junto wird sich als in Eurer Schuld stehend betrachten.«
    »Ich werde mich als in der Euren stehend betrachten, wenn Ihr die Botschaft überbringt.«
    »Ganz im Gegenteil, es ist mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein, Madame.«

    »Ihr könntet mir auch damit zu Diensten sein, dass Ihr ihn nach Hause begleitet«, sagte Eliza mit einer Kopfbewegung zu Johann hin, »vorausgesetzt, er überlebt seine Fechtstunde.«
    Johann hatte es rasch satt bekommen, von seinem Paten zu Boden geschlagen zu werden, und so war die Lektion zu spaßigeren und weniger praktischen Teilen des Lehrbuches fortgeschritten, nämlich wie man mit einer Hand an einer Webeleine hängt und mit der anderen gegen seinen Widersacher ficht.
    »Ich hatte angenommen, er sei zu Hause.«
    »Sein Zuhause ist Leipzig«, sagte Eliza. »Das ist eine lange Geschichte – viel länger als die von de Gex und der Harpune.«
    »Ich frage mich, ob ich nicht auch ein wenig Vergeltung üben und Euch eine Neuigkeit von meiner Seite des Wassers erzählen soll.«
    »Monsieur, ich wäre fasziniert«, rief Eliza mit plötzlicher Lebhaftigkeit aus. »Wie untypisch für Euch, freiwillig etwas preiszugeben!«
    Daniel errötete, fuhr jedoch fort: »Als ich auf der Universität war, wurde ich vom Earl von Upnor – Louis Anglesey – terrorisiert. Er ist seit der Schlacht von Aughrim tot. Vor einigen Tagen jedoch bildete ich mir ein, ich sähe seinen Geist auf einer Bastion des Towers von London stehen. Dann fiel mir ein, dass es sich um Upnors Bruder, Philip Graf Sheerness, handeln musste, der fast zwanzig Jahre lang keinen Fuß nach England gesetzt hat – er floh während der Papistischen Verschwörung. England hat ihn vergessen. Aber vielleicht hat er England nicht vergessen und ist endlich herübergekommen, um bei dem Mordkomplott gegen Wilhelm irgendeine Rolle zu spielen.«
    »Dann wird England ihn sicherlich nicht wieder vergessen«, sagte Eliza. »Ich frage mich, ob man zulassen wird, dass er den Tower lebendig verlässt.«
    »Wäre ich dem Wetten zugeneigt, würde ich auf Ja wetten. Ich würde darauf wetten, dass er noch vor dem Sommer auf diese Seite des Kanals zurückkehren wird. Gewiss, man wird ihn eine Weile dabehalten. Vielleicht wird er sogar vor Gericht gestellt. Aber man wird keinen Beweis dafür finden, dass er in das Komplott verwickelt war.«
    »Welchen Grund habt Ihr, mir diese Geschichte zu erzählen?«
    »Zufällig war ich einmal am selben Ort inhaftiert. Man schickte ein paar Mörder, um mich aus dem Weg zu räumen. Aber sie wurden von einem altgedienten Sergeanten der King’s Own Black Torrent Guards abgefangen, einem gewissen Bob Shaftoe, der Euch, glaube ich, bekannt ist.«

    »Ja.«
    »Er und ich trafen so etwas wie eine Vereinbarung. Er würde mir dabei helfen, meine bête noire – den verstorbenen Jeffreys – aus dem Weg zu räumen, und ich würde ihn dabei unterstützen, eine bestimmte junge Frau wiederzufinden...«
    »Ich kenne die Geschichte.«
    »Schön. Dann wisst Ihr auch, dass sie eine Sklavin ist, die einmal dem Earl von Upnor gehörte, aber, als dieser bei Aughrim starb, als Teil des Nachlasses an Graf Sheerness fiel. Ich vermute, dass sie sich seither auf dieser Seite des Wassers befindet und in Sheerness’ Haushalt Dienst tut.«
    »In der Tat. Was soll ich tun, Dr. Waterhouse?«
    »Die Black Torrent Guards stehen seit einigen Jahren in den Spanischen Niederlanden und kämpfen dort im Krieg, wann immer der Junto Geld für Kugeln und Pulver zusammenkratzen kann. Ich dachte, Ihr wüsstet vielleicht eine Möglichkeit, Sergeant Shaftoe Nachricht zukommen zu lassen, dass der Inhaber von Abigail im Augenblick gerade in der Klemme sitzt und außerstande

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