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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Länge aufzählen werde, denn Ihr selbst seid ja deren Urheber.‹«
    »Gott sei Dank, ich befürchtete schon, sie würde die ganze Geschichte noch mal erzählen«, sagte Jack.
    »›In den letzten Jahren haben Nachrichten von Euren Abenteuern an den Adelshöfen Europas Bewunderung und Neid geschürt. Obgleich
meine Situation in diesem Schloss von solch großartigen Orten weit entfernt ist, war es doch mein Privilegium, eine regelmäßige Korrespondenz mit gewissen vortrefflichen Personen zu führen, die in ihnen wohnen, und sie haben mich unverzüglich über alles in Kenntnis gesetzt, was bezüglich Eurer asiatischen Wanderschaft behauptet und gemunkelt wurde. Es hat sich sogar gezeigt, dass mein eisiges Schloss hier ein günstigerer Aussichtspunkt ist als Versailles selbst, denn manche der Briefe, die mich erreichen, haben ihren Ursprung in Hannover und wurden von einer gewissen Dame geschrieben, auf die Ihr, Sir, und ich dort einstmals aus respektvoller Entfernung hinabblickten. Und damit meine Worte ebendiese Dame nicht erniedrigen, indem sie eine zu große Vertrautheit mit mir, die ich daneben von so geringem Stande bin, andeuten, sage ich Euch, Sir, dass sie, ein Vorbild an Weisheit und Schönheit, mir gegenüber noch genauso distanziert und unnahbar ist wie an dem Tag, als wir von einem deutschen Kirchturm aus auf sie hinabspähten.‹«
    Dieser Absatz sorgte dafür, dass sich in Jacks Kopf alles drehte und van Hoek sich resigniert die Schläfen rieb, aber nachdem Dappa ihn ein zweites Mal vorgelesen hatte, versuchte Jack es mit folgender Übersetzung: »Gut, sie steht also in enger Beziehung zu Sophie, die uns unsere Kanonen besorgt hat und einen Teil dieses Schiffes besitzt, und Sophie weiß besser, wo wir sind, als die Klatschbasen von Versailles.«
    »Wir haben Sophie von Rio de Janeiro aus einen Brief geschrieben«, sagte van Hoek.
    Dappa las weiter: »Diese unvergleichliche Lady hat mir Anlass gegeben zu glauben, dass Ihr vielleicht in Neu-Spanien seid. Ich bete, dass dieser Brief Euch dort bei guter Gesundheit angetroffen hat und dass Ihr eine vertrauenswürdige Person gefunden habt, die ihn Euch vorliest. Sollte es in Eurer Absicht liegen, mit metallenen Waren nach Europa zu segeln, so wünsche ich Euch eine glückliche Reise und bitte Euch, eine Landung in Qwghlm in Betracht zu ziehen; Eure Sünden sind Euch nämlich alle längst verziehen.‹« Dappa wurde langsamer, als er das las, und es folgte viel peinliches Herumrutschen, während aller Augen sich auf den völlig erschlagenen Jack richteten. Als Dappa sah, dass Jack eigentlich nicht mehr am Gespräch teilnahm, las er hastig das letzte Stück vor: »›Ich hoffe, dass Ihr dies als angenehme Aussicht empfindet, weiß aber, dass es Euren Partnern nichts bedeutet. Ihnen sage ich, dass, sollte Großbritannien eines Tages zum Königreich der soeben erwähnten Lady werden, Qwghlm der erste Fleck davon sein wird,
der ihr seine Liebe und Loyalität schuldet; und dass, wenn es von den papistischen Legionen überrannt wird, das letzte Fleckchen Erde, das sich ergibt, dasjenige sein wird, auf dem dieses Schloss errichtet wurde. London mag zwischen Whigs und Torys, Jakobiten und Hannoveranern hin und her schwanken, aber Qwghlm ist ein Fels, immer loyal, und die Minerva wird nirgendwo auf der Welt einen Hafen finden, der sicherer ist als der unsere hier.‹ Was zum Teufel meint sie damit?«
    Vrej sagte: »Wenn die neuesten Nachrichten aus London stimmen, wird Königin Anne nie einen Thronerben bekommen, was bedeutet, dass die nächste Königin von England unsere Miteigentümerin, die Kurfürstin Sophie von Hannover, sein wird – die für Jacks schöne Eliza anscheinend so etwas wie eine Gönnerin geworden ist.«
    Van Hoek sagte: »Der Hafen unter ihrem Schloss mag ja sicher sein. Die Anfahrt dorthin ist es ganz und gar nicht – wir haben einfach keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen.«
    »Diesen Punkt spricht Eliza – oder sollte ich sagen, die Herzogin – hier im letzten Abschnitt an«, sagte Dappa. »Sie instruiert uns, nach Derry, oder wie sie es nennt, Londonderry im Norden Irlands zu fahren und dort einen gewissen Lotsen namens James Hh ausfindig zu machen. Er wird uns sicher in den Hafen unterhalb von Schloss Qwghlm bringen.«
    »Als Kapitän dieses Schiffes sehe ich keinen zwingenden Grund, das zu tun, wo doch in London und Amsterdam ganz und gar sichere Häfen zur Verfügung stehen«, sagte van Hoek, »aber als Anteilseigner an unserem

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