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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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mit Zangen hinter ihm her wären. Jack konnte nur vermuten, dass diese Warnung immer noch Gültigkeit besaß, dass er aber erst einmal als Teil eines äußerst raffinierten, von Sarkasmus geprägten Feldzugs in einer luxuriösen Umgebung festgehalten wurde.
    Nach einer Woche verlegten sie ihn in eine steinerne Zelle. Die Fenster waren Armbrust-Schießscharten, die vor kurzem mit Glasblöcken zugestopft worden waren. Dennoch gewährten sie ihm den Blick auf den Holländer-Hammer und dessen jüngstes Opfer. Die Minerva hatte, der Lächerlichkeit preisgegeben, dort geschmachtet, während Gold und Silber aus ihrem Laderaum herausgeholt und durch Steine zum Erzeugen von Ballast ersetzt worden waren.
    »Hat Vrej den Sturz und das Wasser überlebt?«, war Jacks erste Frage, als Edmund de Ath – der sich als ein gewisser Édouard de Gex, Jesuit und Hasser der Jansenisten ebenso wie der Aufklärung, zu erkennen gegeben hatte – ihn aufsuchte, um ihn zu verhöhnen.
    Édouard de Gex sah erstaunt aus. »Warum fragt Ihr? Ihr seid doch
sicher nicht so naiv zu glauben, dass Ihr eine Gelegenheit bekommen werdet, ihn zu töten?«
    »Nein, nein, ich habe mich nur gefragt, wie sie am Ende ausgegangen ist.«
    »Wie was ausgegangen ist?«
    »Die Geschichte. Seht Ihr, die ganze Zeit hatte ich angenommen, es sei meine Geschichte, aber jetzt sehe ich, dass es in Wirklichkeit Vrejs ist.«
    Édouard de Gex zuckte die Achseln. »Er lebt. Er hat eine leichte Erkältung. Sobald es ihm besser geht, wird er vermutlich vorbeikommen und Euch alles erklären.«
    »Das dürfte eine lebhafte Unterhaltung werden... aber sagt mal, warum zum Teufel seid Ihr hier?«
    »Ich bin hier, um mich um Eure unsterbliche Seele zu kümmern.«
    De Gex hatte sein altes Gewand gegen eine schwarze Jesuitenkutte eingetauscht, und selbst seine Sprache hatte sich verändert. Vorher hatte er Sabir gesprochen, jetzt dagegen sprach er Englisch. »Es ist meine Absicht, ganz Britannien zum wahren Glauben zu bekehren«, bemerkte er, »und deshalb habe ich Eure Sprache studiert.«
    »Und mit mir wollt Ihr den Anfang machen? Habt Ihr denn in La Ciudad de México nicht aufgepasst?«
    »Die Inquisition dort ist lasch geworden. Ihr habt gesagt, Ihr wärt Katholik, und sie haben Euch beim Wort genommen... Ich bin für eine härtere Vorgehensweise.« De Gex zog einen Brief aus dem Ärmel. »Kommt Euch der hier bekannt vor?«
    »Sieht aus wie der Brief, den Eliza mir nach Neu-Spanien geschickt hat...« Jack blinzelte und schüttelte den Kopf. »Der, den wir auf dem Schiff geöffnet und gelesen haben... der offensichtlich eine Fälschung war... aber dieser da ist ja noch nicht einmal geöffnet.«
    »Armer Jack. Das ist der echte Brief, der Euch in Neu-Spanien ausgehändigt wurde und den Ihr in van Hoeks Büchertruhe versiegelt habt. Er stammt aber nicht von Eliza. Die Absenderin war Elizabeth de Obregon. Dieses launenhafte Miststück schmuggelte ihn aus dem Kloster hinaus, in dem sie in La Ciudad de México festgehalten wurde. Später, als wir dann in Veracruz waren, …«
    »...nahmt Ihr ihn aus der Kiste, in der ich ihn aufbewahrt hatte, und ersetztet ihn durch eine von Euch geschriebene Fälschung. Van Hoek beschwerte sich, dass die Truhe schlecht abgedichtet war... da hätte ich ahnen müssen, das jemand sich daran zu schaffen gemacht hatte.«
    »Wie es scheint, bin ich besser im Fälschen als im Abdichten«, sagte de Gex.
    »Die Fälschung hat funktioniert«, gab Jack zu.
    »Monsieur Esphahnian hatte jahrelang Eure Geschichten über Eliza gehört und wusste jede Einzelheit auswendig... Ohne seine Auskünfte hätte ich diesen Brief nie verfassen können.«
    De Gex erbrach das Siegel an dem Brief von Elizabeth de Obregon. »Es würde mein Gewissen belasten, Jack, wenn ich Euch Eure Post nicht vorläse. Sie ist in blumigen Spanisch geschrieben... Ich werde sie ins Englische übersetzen. Sie beginnt mit den üblichen komplizierten Begrüßungs- und Entschuldigungsformeln... Dann klagt sie über anhaltende Albträume, die sie seit ihrer Ankunft in Neu-Spanien geplagt und ihr den Schlaf geraubt haben. In diesen Albträumen ist sie auf der Manila-Galeone mitten im Pazifik, als das Schiff in die Hände der Inquisition fällt. Es gibt keine Meuterei und keine Gewalt... Eines Tages ist einfach der Kapitän weg, als wäre er über Bord gefallen, als gerade niemand hinschaute, und die Offiziere liegen, in ihren Kajüten eingesperrt, in Eisen, wissen es aber noch nicht, da sie alle betäubt

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