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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Befestigungsanlagen.«
    »Näher.«
    »Wasser.«
    »Noch näher.«
    »Schiffe.«
    »Noch näher.«
    »Bauholz am Ufer, wie zu Wällen aufgestapelt.«
    »Ihr wisst natürlich von der Verbindung meiner Familie zur Marine.«
    » Tout le monde weiß, dass Euer Vater Großadmiral von Frankreich und dass die Marine während seiner Amtszeit gewaltig angewachsen ist.«
    »Während seiner Amtszeit als ein Mann in prächtiger Uniform, der an Schiffstaufen und Saluten von einundzwanzig Schüssen teilgenommen und prunkvolle Feste gegeben hat. Richtig. Aber tout le monde weiß auch, dass eigentlich Colbert dafür verantwortlich ist. Außer Großadmiral war mein Vater bis 1669 Marineminister, habt Ihr das gewusst? Dann hat er das Amt für viel Geld an Colbert verkauft. Wollte er es verkaufen? Brauchte er das Geld? Nein. Aber er wusste, dass Colbert – ein Bürgerlicher – das Geld vom König höchstpersönlich vorgestreckt bekommen hatte, und konnte sich somit nicht weigern.«
    »Er wurde an die Luft gesetzt«, sagte Eliza.
    »Auf die denkbar höflichste und lukrativste Weise wurde er an die
Luft gesetzt. Colbert wurde sein Vorgesetzter – denn natürlich ist der Großadmiral von Frankreich dem Marineminister rechenschaftspflichtig!«
    »Wo Ihr es so formuliert, muss es eine interessante Zeit für den Herzog gewesen sein.«
    »Nur gut, dass ich zu der Zeit als Vagabund in Indien lebte. Sein Geschrei konnte ich fast noch in Shajahanabad hören«, sagte der Marquis. »Jedenfalls wurde er für seine Degradierung gut bezahlt und machte im Folgenden durch das Schiffsbauprogramm, das Colbert damals ins Leben rief, ein großes Vermögen. Denn jedes Mal, wenn so viel Geld vom Schatzamt zum Militär fließt, gibt es für diejenigen, die dem System angehören, unzählige Möglichkeiten zu profitieren. Ich muss es wissen, Mademoiselle.« Und er ließ den Blick durch den Salon wandern. Wie so vieles in Dünkirchen war er klein. Aber alles darin war prächtig.
    »Ihr habt 74 Euren Titel bekommen«, sagte Eliza, »und Euch bei diesem Projekt zum Aufbau einer Marine nützlich gemacht.«
    »Ich bin stets bestrebt, meinem König nützlich zu sein«, sagte er.
    »Gott erhalte den König«, sagte Eliza. »Ich teile natürlich das Bestreben, Seiner Majestät zu Diensten zu sein. Habt Ihr gesagt, Ihr braucht Bauholz?«
    »Aber ja, gewiss. Wir befinden uns im Krieg. Bis jetzt hat es nur wenige Seegefechte gegeben – eine kleine Schlacht in der Bucht von Bantry, als unsere Schiffe die Soldaten nach Irland beförderten, und natürlich die Heldentaten Eures Freundes Jean Bart. Aber es werden große Schlachten kommen. Wir brauchen mehr Schiffe. Wir brauchen Bauholz.«
    »Frankreich ist mit enormer Größe und tiefen Wäldern gesegnet«, hob Eliza hervor.
    »In der Tat, Verehrteste.« Sein Blick wanderte landeinwärts, zu den Kämmen der Dünen, die von Gestrüpp zusammengehalten wurden, das hier und da den festen, geraden Linien neuer Schanzwerke für Mörserbatterien Platz machte. »In dieser Gegend sehe ich aber keine Wälder.«
    »Nein, hier ist es eher wie in Holland oder Irland. Aber weiter landeinwärts gibt es, wie Ihr sicher wisst, Wälder, die sich in weniger als vierzehn Tagen gar nicht durchqueren lassen.«
    »Dann besorgt mir Bauholz, wenn Ihr dem König zu Diensten sein wollt.«

    »Wäre es le Roi ebenso nützlich, wenn das Bauholz stattdessen nach Le Havre oder Nantes käme? Denn Dünkirchen liegt nicht an der Mündung eines großen Flusses, diese Städte hingegen schon, und das würde die Beförderung ungemein erleichtern.«
    »Wir haben auch dort Werften; warum nicht?«
    Hier hätte Eliza innehalten und sich fragen müssen, warum es in Dünkirchen, angesichts seiner Lage, überhaupt eine Werft gab; aber nach Wochen der Langeweile freute sie sich so darüber, eine Aufgabe zu bekommen, dass sie keinen Gedanken an dieses Paradox verschwendete.
    »Bauholz kostet Geld«, erinnerte sie ihn, »und ich habe alles, was ich hatte, weggegeben.«
    Er lachte. »An das französische Schatzamt, Mademoiselle! Und Ihr werdet das Bauholz im Namen des Königs kaufen! Ich werde Briefe an den Place au Change in Lyon schicken. Jeder dort wird erfahren, dass Euer Kredit vom contrôleur-général gedeckt wird. Sprecht dort mit Monsieur Castan – er ist derjenige, der Zahlungen an diejenigen vornimmt, die die Ehre gehabt haben, dem König von Frankreich Geld zu leihen oder Güter zu verkaufen.«
    »Ihr schlagt vor, dass ich nach Lyon reisen soll?«
    »Die

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