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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Kissenbezugs?«
    » Ihr , Mademoiselle.«
    »Solche Stücke sind unhandlich und kommen rasch aus der Mode. Bevor ich aus Den Haag abreiste, habe ich den größten Teil meines Hausrates verkauft und den Rest verbrannt – darunter auch sämtliche Kissenbezüge.«
    »Aber ein Schreiber in der französischen Botschaft in Den Haag, Mademoiselle, hat eine Abschrift davon gefertigt und sie Monsieur Rossignol gegeben.«
    »Dieser Schreiber ist an den Pocken gestorben«, sagte Eliza – eine ad hoc ersonnene Lüge, doch um das herauszufinden, würde er einen Monat brauchen.
    »Ja, aber Monsieur Rossignol ist am Leben und wohlauf, und der König vertraut ihm vorbehaltlos.«
    »Vertraut der König auch Euch, Monsieur?«
    »Pardon?«
    »Monsieur Rossignol hat dem König eine Abschrift seines Berichts geschickt, nicht aber Euch. Das hat mich neugierig gemacht. Und was ist mit dem Mönch?«
    »Mit welchem Mönch?«

    »Dem qwghlmianischen Mönch in Dublin, dem Monsieur Rossignol den Klartext zur Übersetzung zusandte.«
    »Ihr seid überaus wohl informiert, Mademoiselle.«
    »Ich glaube nicht, dass ich besonders wohl oder schlecht informiert bin, Monsieur. Ich versuche lediglich, Euch zu Diensten zu sein.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Euch steht in Versailles ein schwieriges Gespräch bevor. Ihr werdet vor den König treten. In seiner Schatulle – die ihm sehr am Herzen liegt – befindet sich ein Vermögen in harter Währung, das unlängst von mir eingezahlt wurde. Ihr wollt ihn glauben machen, ich sei eine Bürgerliche und eine Verräterin, indem Ihr einen Bericht beschreibt, den Ihr nie gesehen habt, einen Bericht über einen Kissenbezug, den es nicht mehr gibt und der angeblich eine verschlüsselte Nachricht auf Qwghlmianisch trug, einer Sprache, die außer einem dreifingrigen Mönch in Dublin kein Mensch lesen kann.«
    »Wir werden sehen«, sagte d’Avaux. »Mein Gespräch mit Pater Édouard de Gex wird im Vergleich dazu einfach sein.«
    »Und was hat Édouard de Gex mit der Sache zu schaffen?«
    »Oh, von allen Jesuiten in Versailles, Mademoiselle, ist er der einflussreichste, denn er ist der Beichtvater der de Maintenon. Ja, falls irgendwer « (dies mit einem Hochziehen der Augenbraue zu Eliza hin) »sich in Versailles ungebührlich benimmt, beklagt sich Madame de Maintenon bei Pater de Gex darüber, der dann zum Beichtvater der Schuldigen geht, sodass diese, wenn sie das nächste Mal zur Beichte geht, vom Missvergnügen der Königin in Kenntnis gesetzt wird. Ja, Ihr mögt Euch über den Gedanken belustigen, Mademoiselle, aber es verleiht de Gex große Macht. Denn wenn ein Höfling zur Beichte geht und vom Priester den Kopf gewaschen bekommt, weiß er nicht, ob die Kritik von der Königin, vom König oder von de Gex kommt.«
    »Was werdet Ihr de Gex denn beichten?«, fragte Eliza. »Dass Ihr unreine Gedanken über die Gräfin de la Zeur hattet?«
    »Ich werde nicht im Beichtstuhl mit ihm zusammentreffen«, sagte d’Avaux, »sondern irgendwo in einem salon, und Thema des Gespräch wird sein: Wo soll der Waisenknabe großgezogen werden? Wie lautet übrigens sein Taufname?«
    »Ich nenne ihn Jean.«
    »Aber sein Taufname? Er ist doch wohl getauft worden?«
    »Ich war sehr beschäftigt«, sagte Eliza. »Er soll in ein paar Tagen hier in der Kirche St. Eloi getauft werden.«

    »In wie vielen Tagen genau? Für jemandem von Euren Geistesgaben ist das doch gewiss keine so schwierige Rechenaufgabe.«
    »In drei Tagen.«
    »Angesichts dieser Zurschaustellung von Frömmigkeit wird Pater de Gex bestimmt beeindruckt sein. Die Taufe wird von einem Jesuiten vorgenommen, vermute ich?«
    »Monsieur, es fiele mir nicht ein, sie von einem Jansenisten vornehmen zu lassen!«
    »Ausgezeichnet. Ich freue mich schon darauf, mit diesem kleinen Christen Bekanntschaft zu schließen, wenn Ihr ihn nach Versailles bringt.«
    »Seid Ihr denn sicher, dass ich dort willkommen sein werde, Monsieur?«
    » Pourquoi non? Ich bete nur, dass ich es auch bin.«
    » Pourquoi non, Monsieur?«
    »Gewisse wichtige Papiere von mir sind aus meinem Büro in Dublin verschwunden.«
    »Braucht Ihr sie sofort?«
    »Nein. Aber früher oder später...«
    »Es wird gewiss später. Dublin ist weit weg. Die Nachforschungen gehen im Schneckentempo vonstatten.« Womit Eliza zu verstehen gab, dass er seine kostbaren Papiere erst zurückbekommen würde, wenn er in Versailles einen günstigen Bericht über sie geliefert hatte.
    »Es tut mir leid, Euch mit solchen

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