Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
Vom Netzwerk:
vor.«
    »Hmm!«
    »Endlich habe ich Euch sprachlos gemacht, Jean Bart, und so ergreife ich diese seltene Gelegenheit, um mich näher zu erklären. Jedermann bei Hofe bekundet seine Loyalität gegenüber dem König, ja tut wenig anderes, als von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang davon zu schwafeln, was dem König in Friedenszeiten durchaus gefällt. Doch in Kriegszeiten muss jeder Einzelne losziehen und seine Loyalität durch Taten demonstrieren. Auf einem Schlachtfeld mag ein Kavalier sich schimmernde Wehr anlegen und auf einem prächtigen Ross vorwärtsreiten, um sich dem Feind zum Einzelgefecht zu stellen; und was noch besser ist, er tut dies vor den Augen vieler Gleichgesinnter, sodass sich diejenigen, die den Tag überleben, in ihrem Zelt zusammensetzen und darüber einig sein können, was passiert ist. Auf See aber ist alles anders, denn dort ist unser flotter Stutzer mit allen anderen Männern auf dem Schiff, hauptsächlich gewöhnlichen Matrosen, zusammengepfercht; er lebt unter ihnen und kann sich ohne ihre Hilfe nicht von hier nach da bewegen oder einen Feind angreifen. Einem Trupp Teerjacken zu befehlen: ›Ladet eure Kanone und feuert sie in die ungefähre Richtung dieses Punkts da am Horizont‹, ist etwas ganz anderes, als einem Holländer auf einem Wall entgegenzugaloppieren und mit Eurer Klinge einen Hieb nach seinem Hals zu führen.«
    »Wir schießen nicht auf Punkte am Horizont«, schnaubte Jean Bart, »dennoch verstehe ich nur allzu gut, was Ihr meint.«
    »Ihr seid wegen Eurer jüngsten Heldentat ein leuchtendes Gegenbeispiel zu dieser allgemeinen Regel; und wenn wir einen Arzt dazu bringen, Euren Allerwertesten so zusammenzuflicken, dass Ihr Euch zu Tisch setzen und einige Hofdamen mit der Geschichte regalieren könnt – vorzugsweise ohne auf Kraftausdrücke oder irgendwelche anderen zotigen Elemente zurückzugreifen -, wird sich das unmittelbar in mehr Geld für die Flotte niederschlagen.«
    »Und in mehr höfischen Stutzern, um meine Decks zu schmücken?«
    »Das geht unvermeidlich mit Geld einher, Jean Bart, so wird das Spiel nun mal gespielt.« Und dann klopfte sie an das Kutschendach. »Gaetan! Dort drüben sehe ich etwas, was wie ein neues Pulvermagazin aussieht. Wir wollen es uns einmal anschauen.«
    »Wenn Ihr sämtliche neuen Küstenbefestigungen Seiner Majestät zu inspizieren wünscht«, sagte Jean Bart, »so lässt sich das von einem Schiffsdeck aus leichter bewerkstelligen.«
    »Doch dann kann ich nicht mit den örtlichen intendants sprechen und erfahren, was hinter den Befestigungen geredet wird.«
    »Das also habt Ihr getan?«
    »Ja.«
    »Und was habt Ihr erfahren?«
    »Dass die Kette ineinandergreifender Mörserstellungen, die wir heute Morgen besichtigt haben, mit einem Darlehen zu niedrigen Zinsen finanziert worden ist, das dem Schatzamt Seiner Majestät von Monsieur Le Comte d’Etaples gewährt wurde, der dafür eine goldene Punschschüssel aus dem zwölften Jahrhundert einschmelzen ließ; zugleich ließ er die Straße von Fruges nach Fauquembergues instandsetzen, sodass sie nun auch während des Tauwetters im Frühjahr von Munitionskarren befahren werden kann; im Gegenzug sorgte der König dafür, dass ein alter Prozess gegen ihn auf unbestimmte Zeit verzögert wird, und er durfte eines Morgens beim Levée des Königs eine Kerze halten.«
    »Man fragt sich, welche faszinierenden Geschichten sich hinter dem Pulvermagazin dort drüben verbergen mögen. Vielleicht hat irgendein hiesiger Sieur die mit Rubinen besetzte Zehennagelschere seines Urgroßvaters versetzt, um das Dach zu bezahlen!«, rief Jean Bart unter prustendem Gelächter von Nicole und der üppigen Frau im Kutscheninneren aus.

    »Nächsten Sommer, wenn sich das Bauholz aus dem Baltikum an der Werft von Dünkirchen drei Mal so hoch wie Eure Körpergröße stapelt, werden wir sehen, ob Ihr Euch immer noch über mich lustig macht«, sagte sie, die nicht erbaut war.
     
    »Ich bitte um Verzeihung, Mademoiselle, aber das Geräusch, das Ihr da macht, dieses ›Yoo-hoo! Yoo-hoo!‹ hat man meines Wissens in den Stallungen Seiner Majestät oder sonstwo in Frankreich noch nie gehört. Für die hier lebenden Menschen wie mich und Monsieur ist es bar jeder Bedeutung und für die Pferde Ursache akuter Qual. Ich bitte Euch, damit aufzuhören und französisch zu sprechen, damit Ihr nicht allgemeine Panik hervorruft.«
    »Es handelt sich um eine gewöhnliche Begrüßung auf Qwghlmianisch, Monsieur.«
    »Aha!« Dies brachte den

Weitere Kostenlose Bücher