Confusion
Benehmens musste es sich um königliche Bastarde oder Prinzen von Geblüt handeln. Ein kleineres Boot kenterte; das Gespräch um den Aussichtspavillon kam kurz ins Stocken, während Retter zum Unglücksort paddelten, und steigerte sich dann zu Gelächter und geistreichen Bemerkungen, während die Kombattanten aus dem Kanal gezogen und ihre darin dümpelnden Perücken mit Degenspitzen aufgefischt wurden.
»Ah, es ist ein großer Tag«, verkündete der Herzog, der in seiner offiziellen Großadmiralsuniform wie eine Galeone auf zwei Beinen aussah. Er sagte es zu seiner Frau, doch dann fiel ihm etwas ein, und er fügte hinzu: »Und es wird für Frankreich und für uns nur noch besser werden, so Gott will.« Seine Augen drehten sich in ihren Höhlen zu Eliza hin. Da sein Kopf von einer Perücke bedeckt war und auf dieser ein Admiralshut saß, drehte er den Kopf nicht so gern von einer Seite zur anderen, wenn es sich vermeiden ließ; solche komplizierten Manöver erforderten ebenso viele umsichtige Überlegungen wie das Wenden mit einem dreimastigen Schiff.
Eliza, die dies erkannte, trat mit einem Schritt zur Seite in das Gesichtsfeld des Herzogs. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum Ihr mich anseht, wenn Ihr das sagt, Monsieur le Duc«, sagte sie.
»Bald schon, wenn es nach mir geht, werdet Ihr von Étienne einen bestimmen Vorschlag hören, der es vollkommen klarmachen wird.«
»Handelt es sich um so etwas wie den Vorschlag, von dem Ihr in Euren Briefen an mich gesprochen habt?«
Die bloße Erwähnung dieses Sachverhalts machte den Herzog nervös,
und seine Augen huschten nach links und rechts, um festzustellen, ob jemand etwas gehört hatte; doch schon bald kehrten sie wieder zu Eliza zurück, die auf eine Weise lächelte, die ihn wissen ließ, dass sie diskret gewesen war. Mit dem vorsichtigen, knickebeinigen Schritt einer afrikanischen Matrone, die einen Korb Bananen auf dem Kopf trägt, trat der Herzog vor. »Seid nicht so kokett, Étiennes Vorschlag wird von ganz anderer Natur sein! Es stimmt freilich, ich sähe gern beide zur gleichen Zeit zusammenkommen, im Herbst – sagen wir, im Oktober. An meinem Geburtstag. Was sagt Ihr dazu?«
Eliza zuckte die Achseln. »Ich kann nicht antworten, Monsieur, solange ich nicht mehr von beiden Vorschlägen weiß.«
»Das wird sich alles finden! In vieler Hinsicht ist der Knabe noch jung, müsst Ihr wissen – nicht zu alt, um von väterlichem Rat zu profitieren, zumal wenn es um Herzensangelegenheiten geht. Ich bin zu oft weg gewesen, wisst Ihr? Nun, da ich wieder da bin – zumindest für ein Weilchen -, werde ich mit ihm reden, ihn anleiten, ihm ein wenig den Rücken steifen.«
»Nun, es ist schön, Euch wieder hierzuhaben, und sei es nur kurz«, sagte Eliza. »Eigenartig, aber mir ist, als wäre ich Euch schon einmal begegnet. Das kommt wohl vom Anblick Eurer Büsten und Porträts überall und vom Widerhall Eurer gewinnenden Züge im Gesicht von Étienne.«
Mittlerweile war der Herzog nahe an Eliza herangetreten. Er hatte erst kürzlich Eau de Cologne aufgelegt, irgendetwas Levantinisches mit viel Zitrus. Es verdeckte nicht ganz einen anderen Geruch, der Eliza an verwesendes Fleisch denken ließ. Ein Vogel oder irgendein kleines Tier musste vor einigen Tagen unter dem Pavillon seinen Geist aufgegeben haben und in der Hitze verwest sein.
»Es wird bald Zeit zum Essen«, sagte der Herzog. »Meine Zeit hier ist bemessen. Zusammenkünfte mit dem König und dem Rat. Dann zur Kanalküste, um die siegreiche Flotte willkommen zu heißen. Danach aber geht es in den Süden. Ich habe bereits Befehle an meine Jacht gesandt. Ihr und ich, wir müssen uns unterhalten. Nach dem Diner, denke ich. In der Bibliothek, während sich die Gäste im Park ergehen.«
»Dann werde ich in der Bibliothek sein«, sagte Eliza, »zu Euren Diensten und in der Erwartung, dass Ihr mir alle diese rätselhaften Äußerungen erklärt.«
»Ah, alle werde ich nicht erklären!«, sagte der Herzog amüsiert. »Nur genug – gerade genug. Das wird reichen.«
Elizas Kopf fuhr zu einem neuen Azimut herum, und ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf eine Gruppe von Gästen, hauptsächlich Männern, die den Marmorfußboden des Aussichtspavillons verlassen und sich auf dem Kiesweg versammelt hatten, um zu rauchen. Es war grob unhöflich, ihr Gespräch mit dem Herzog auf diese Weise abzubrechen. Aber ihre Bewegung war nicht vorsätzlich gewesen. Sie war von einem laut gesprochenen Wort eines der Männer
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