Confusion
hervorgerufen worden. Dieses Wort war une esclave, was so viel wie Sklavin bedeutete. Der es gesagt hatte, war Louis Anglesey, der Earl von Upnor. Er war nominell Engländer. Aber er hatte so viel von seinem Leben in Frankreich verbracht, dass er in Sprache, Kleidung und Manierismen nicht von einem französischen Adeligen zu unterscheiden war. Er war nach der Revolution in England mit James Stuart herübergekommen und zu einer wichtigen Figur am Hof des exilierten Königs in St.-Germain-en-Laye geworden. Dies war nicht das erste Mal, dass Eliza ihn in privatem Rahmen sah.
Es war nicht ungewöhnlich, in solcher Gesellschaft das Wort esclave zu hören. In Versailles machten viele ihr Geld im Sklavenhandel. Normalerweise aber wurde das Wort in der maskulinen Pluralform gebraucht und bezeichnete ein Schiff voller Fracht, die für irgendeine Plantage in der Karibik bestimmt war. Die feminine Singularform war so selten, dass sie Eliza veranlasst hatte, den Kopf zu drehen.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie sich das blasse Oval eines Frauengesichts zu ihr hindrehte und sie anstarrte. Eliza hatte so heftig reagiert, dass es jemand anderem aufgefallen war. Sie musste ihre Reaktionen besser im Zaum halten. Sie fragte sich, um wen es sich handelte; aber hinüberzuschauen, um es festzustellen, wäre zu auffällig. Sie zwang sich, das nicht zu tun, und versuchte stattdessen, sich einige Merkmale der Dame einzuprägen, die sie da beäugte: hochgewachsen und in rosa Seide gekleidet.
Sie wandte sich wieder dem Herzog zu, bereit, sich dafür zu entschuldigen, dass sie sich hatte ablenken lassen. Doch wie es schien, hielt er seine Plauderei mit Eliza für beendet. Er hatte jemanden auf sich aufmerksam gemacht, mit dem er nun reden wollte. Er verabschiedete sich überaus höflich von Eliza und glitt davon. Eliza folgte ihm ein paar Momente lang mit ihren Blicken. Als er vor der hochgewachsenen Frau in rosa Seide vorbeiging, schaute Eliza ganz kurz auf, um festzustellen wer es war. Die Antwort lautete: die Herzogin von Oyonnax.
Nachdem das geklärt war, wandte Eliza ihre Aufmerksamkeit wieder Upnor und seinem Kreis von Bewunderern zu.
James Stuart und seine französischen Berater bildeten sich ein, sie könnten, wenn sie erst einmal Irland zurückerobert hätten, von dort nach Qwghlm übersetzen, das als eine Art vorgeschobene Lünette dienen könnte, von der aus sich eine Invasion Nordenglands inszenieren ließe. Dies war wenigstens teilweise Elizas Popularität an beiden Höfen geschuldet: dem französischen in Versailles und dem exil-englischen in St. Germain. Infolgedessen hatte sie im letzten halben Jahr genug von Upnor gesehen und gehört, um die Anfangsteile seiner Geschichte auswendig zu kennen. Es war die Geschichte des Tages, an dem er aus England geflüchtet war.
Seinen Haushalt hatte er nach Upnor Castle vorausgeschickt, wo man sich bereit gemacht hatte, an Bord eines Schiffes zu gehen und nach Frankreich zu segeln, sobald er eingetroffen sein würde. Denn er war, angeblich unter großer Gefahr, in London zurückgeblieben, um sich mit Angelegenheiten von ungeheurer Wichtigkeit zu befassen. Diese Angelegenheiten waren jedoch viel zu geheimnisvoll und unergründlich, als dass Upnor in gemischter Gesellschaft etwas dazu sagen konnte. Das ließ vermuten, dass sie etwas mit Alchimie zu tun hatten, oder zumindest, dass er wünschte, möglichst viele Leute würden das glauben. »Ich konnte nicht zulassen, dass bestimmte Informationen in die Hände des Usurpators oder derjenigen seiner Lakaien fallen, die so tun, als wüssten sie über Dinge Bescheid, die in Wirklichkeit über ihren Horizont gehen.«
Jedenfalls hatte Upnor, nachdem er seine Angelegenheiten in London erledigt hatte, einen Hengst bestiegen (er war ein Pferdenarr, und deshalb wurde dieser Teil der Geschichte niemals ohne zahlreiche Details zur Herkunft des Pferdes erzählt, die vornehmer war als die der meisten Menschen) und machte sich, begleitet von zwei Squires und einer Koppel von Ersatzpferden, im Galopp nach Upnor Castle auf. Sie waren in der Morgendämmerung aufgebrochen und den ganzen Vormittag in scharfem Tempo am Südufer der Themse entlanggeritten. Von Zeit zu Zeit überquerte die Straße einen Nebenfluss des großen Stroms, und dort befand sich dann eine Brücke oder eine Furt, die der gesamte Verkehr benutzen musste.
Mitten auf einer solchen Brücke hatten sie einen einsamen Mann zu Pferde erspäht, der gewöhnliche Kleidung trug, aber bewaffnet
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