Conni & Co, Band 8: Conni, Paul und die Sache mit der Freundschaft
Bitte sehr.« Er hält Paul ein Stückchen Kreide hin. Der greift so zögernd zu, als hätte er Angst, sich zu verbrennen.
»Definiere den Begriff Optik«, fordert Herr Röthenstein ihn auf.
»Ähm ... die Lehre vom Sehen?«, antwortet Paul unsicher.
Herr Röthenstein wippt auf seinen Ballen. »Richtig. Und?«
»Und was?« Paul lässt die Kreide sinken.
»– und vom Licht«, raunt eine Stimme durch den Saal. Conni ist sich nicht ganz sicher, aber sie glaubt, Phillips Stimme erkannt zu haben.
»Ruhe!«, schnauzt Herr Röthenstein die Klasse an. »Ich habe Paul gefragt!«
»Vom Sehen und vom Licht«, grinst der und wirft die Kreide in die Luft.
»Geht’s auch in einem ganzen Satz?« Herr Röthenstein lässt die Klasse nicht aus den Augen.
»Optik ist die Lehre vom Sehen und vom Licht«, wiederholt Paul genervt.
Das Kreuzverhör geht Schlag auf Schlag weiter. Herr Röthenstein fragt Paul nach der Lichtgeschwindigkeit und den Lichtjahren und lässt ihn anschließend einen aufwändigen optischen Aufbau zur Lichtbrechung an die Tafel zeichnen.
Conni schaut auf ihre Uhr und seufzt verstohlen. Wenn das so weitergeht, ist die Stunde gleich um. Aber wenigstens schlägt Paul sich tapfer. Das meiste weiß er – auch wenn seine Antworten reichlich patzig ausfallen. Aber das ist kein Wunder, denkt sie. Auf eine schnippische Frage gibt’s eine patzige Antwort. Das ist wie ein Echo.
Irgendwann – Conni hört schon gar nicht mehr richtig zu – ist Herr Röthenstein endlich zufrieden und beendet das Verhör. Er macht eine Notiz in sein Lehrerbüchlein und klappt es zu. »Nächste Woche Donnerstag«, kündigt er an, »schreiben wir eine Wiederholung des gesamten Stoffes.«
Die Klasse stöhnt einstimmig auf. Pauls Stirn knallt auf die Tischplatte.
»Aua!«, jault er auf.
»Ich hasse autoritäre Lehrer!«, sagt Anna in der großen Pause.
»Ich hasse alle Lehrer«, grummelt Paul.
Conni nuckelt an ihrem O-Saft. »Na ja«, meint sie. »Es gibt aber auch nette. Denkt mal an Herrn Gunnarsson.«
»Ausnahmen bestätigen die Regel«, beharrt Paul. »Ich hasse sie alle!«
»Müssen wir uns Sorgen machen?«, grinst Phillip. »Planst du irgendwas Illegales?«
»Du meinst einen Amoklauf oder sowas?« Paul schiebt die Augenbrauen zusammen. »Nee, keine Panik. So gestört bin ich nicht. Ich will nur, dass die mich in Ruhe lassen.«
»Wollen wir das nicht alle?« Mark legt einen Arm um Annas Schulter und schließt verträumt die Augen.
»Was haben wir jetzt eigentlich?«, fragt Conni, als es gongt.
»Wir haben Latein«, sagt Phillip und zwinkert ihr zu. »Demnach müsstest du Französisch haben.«
»Oh, Mist! Dann muss ich mich beeilen!« Sie winkt Phillip und den anderen flüchtig zu und schultert ihren Rucksack. »Wir sehen uns später!«
»Ciao!«, ruft Billi ihr hinterher.
Dass Paul alle Lehrer hasst, findet Conni ziemlich heftig. Obwohl sie es im Fall des Physiklehrers sogar ein bisschen verstehen kann.
»Aber zum Glück gibt’s auch andere«, murmelt sie und schlüpft in die Parallelklasse. Frau Roos zum Beispiel. Die ist so zart und elfengleich ... Bestimmt kann die keiner Fliege etwas zu leide tun. Hätte Paul mal lieber Französisch gewählt. Dann hätte er wenigstens eine nette Lehrerin.
Nach der Schule sehen Conni und Phillip sich nur kurz am Fahrradunterstand und verabreden sich für den Nachmittag zum Joggen. Johanna hat neulich gesagt, dass Laufen ein guter Ausgleich zum Schwimmen wäre. Und Frau Sprinter vertritt sowieso die Meinung, dass Ausdauer die Grundvoraussetzung für Spitzenleistungen ist.
Weil Conni ahnt, dass sie erst wieder Ruhe haben wird, wenn sie beide Staffeln einigermaßen erfolgreich hinter sich gebracht hat – die Schwimm- ebenso wie die Laufstaffel – , trabt sie einmal in der Woche mit Phillip durch den Wald. Schließlich will sie sich nicht blamieren. Und außerdem hat sie festgestellt, dass es sogar Spaß macht, mit Phillip zu joggen. Inzwischen läuft sie so gut, dass sie sich problemlos dabei unterhalten kann. Und auch, wenn sie nicht reden, ist es ein schönes Gefühl, an seiner Seite über den weichen Waldboden zu laufen. Es ist fast wie ein romantischer Spaziergang, findet Conni. Allerdings im Laufschritt ...
Als sie wenig später zu Hause ankommt, wundert sie sich, dass Jakob noch nicht da ist. Heute ist Mamas langer Praxistag. An dem sind sie und Jakob selbst für ihr Mittagessen zuständig. Normalerweise ist Jakob dann immer besonders pünktlich und wartet meistens
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