Constantine
sich um ihn herum, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Erzähl doch mal.«
Die Kälte war jetzt vollständig aus ihm gewichen. Stattdessen spürte er die Wärme ihres Körpers und eine allmählich wachsende Erektion, die jedes Mal in seiner Hose spannte, wenn das Boot gegen eine Welle stieß und ihre Brüste über seinen Rücken strichen.
»Fangen wir mit der ersten Frage an«, sagte er. Und dabei würde er es belassen. »Ich hatte nur zwei Optionen: die Navy oder …« Das Gefängnis. »Ein hartes Leben.«
»Du hast erzählt, du bist in Florida aufgewachsen?«
»In Tarpon Springs, wo die Griechen leben.«
Sie lachte. »Hast du auch so eine verrückte Familie wie die in dem Film?«
»Nein.« Er hatte das wohl etwas zu schroff gesagt, denn sie wand sich noch weiter um ihn herum.
»Wie war denn deine Familie?«
Er zuckte mit den Schultern. »Definiere Familie.«
»Die Menschen, die dich großgezogen haben?«
»Das waren Freunde.«
»Wie meinst du das?«
»Meine Eltern haben nie geheiratet«, erklärte er, möglichst knapp. »Mein Vater war beim Militär und kam bei einer Geheimoperation ums Leben, als ich ein Baby war. Meine Mutter hat mit ihm wohl gewissermaßen den Aufstand geprobt, denn sie stammte aus einer ganz alten Familie aus Philadelphia.«
»Was ist geschehen?«
»Sie war sehr jung, knapp zwanzig, und wusste einfach nicht weiter. Ihre Familie hatte sie praktisch enterbt, weil sie ein uneheliches Kind hatte, und dann saß sie da, in Tarpon Springs, ohne Job, ohne Familie, ein Baby am Hals. Dafür hat sie noch ziemlich lange durchgehalten, muss ich sagen.«
»Und wie ging es weiter?«
»Ihre Eltern kamen irgendwann, um sie zurückzuholen, doch sie wollten nicht das komplette Paket.«
Sie atmete kurz ein. »Sie wollten dich nicht?«
»Du musst verstehen, was das für Menschen waren.«
»Der Abschaum der Menschheit?«
Er lachte trocken. »Anständig waren sie. Sehr anständig. Sie schlugen Adoption vor, doch meine Mutter wollte mich nicht ganz aus den Augen verlieren, und so sprangen schließlich Freunde meines Vaters ein und boten an, mich aufzunehmen. Sie haben mich nicht offiziell adoptiert, aber sie haben mich aufgezogen. Die Eltern meiner Mutter sind für meinen Unterhalt aufgekommen.« Auf ihren fassungslosen Blick hin fügte er hinzu: »Es war nicht so schlimm, wie es klingt.«
»Was wurde aus deiner Mutter?«
»Ihr geht es gut. Sie führt ein schönes Leben«, sagte er ruhig. »Sie hat einen Mann kennengelernt und geheiratet, und diesmal hat sie es perfekt getroffen. Er war genau der Richtige für sie – guter Name, gutes Geld.«
»Hast du Kontakt zu ihr?«
»Selten. Sie hat noch mehr Kinder bekommen, die auch alle schon erwachsen sind.«
»Und wie war die Familie, die dich aufgenommen hat?«
»Die Demakos? Sehr arm. Sie lebten von der Hand in den Mund und waren auf jeden Cent angewiesen, den mein Großvater schickte.«
»Gab es noch andere Kinder?«
»Einen Sohn. Alix. Er war …« Puh, wie sollte man Alix beschreiben? »Verrückt, impulsiv … es war toll, mit ihm aufzuwachsen.«
»Erinnert mich an meine Schwester«, sagte sie und drückte ihn leicht. »Bist du älter als er? Steht ihr euch nah?«
»Er lebt nicht mehr.«
»Oh.« Sie schob sich jetzt ganz um ihn herum, sodass sie zwischen ihm und der Konsole auf seinem Schoß saß und ihm die Sicht Richtung Westen nahm – mit ihrem hübschen Gesicht, den mitfühlenden Augen und viel zu vielen persönlichen Fragen. »Was ist passiert?«
Das wäre dann die Antwort auf ihre zweite Frage – warum er die Seals verlassen hatte. »Er ist bei einer Übungsmission umgekommen.«
»War er auch ein Seal?«
Con biss die Zähne zusammen und lehnte sich zurück, um in ihre bernsteinfarbenen Augen zu blicken. »Ja. Wir haben die Ausbildung zusammen absolviert.«
»Dann warst du dabei, als er starb?«
Wenn er da gewesen wäre, wäre Alix nicht tot. »Nicht direkt. Weißt du, du blockierst mir die Sicht. Würde es dir was ausmachen, da wegzugehen?«
»Eine Frage noch.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie zur Seite. »Keine Fragen mehr. Ich will dieses Schiff finden.« Er zog den Gashebel zurück und sah sich nach allen Seiten um. Sie waren jetzt etwa zehn Meilen weit gefahren. Nichts.
»Eine noch. Wie kommt es, dass du so ein geschickter Dieb bist?«
Für einen Moment überlegte er, ihr die Wahrheit zu sagen.
Alix hat mir beigebracht, alles mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest ist, und ich wurde
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